Podiumsdiskussion zwischen Wimber und Thomasius
Es ist der 18.02.2015 gegen 19.30 in der Stadtbücherei Münster, der Verein debatte-muenster.de tritt als Veranstalter für die Podiumsdiskussion „Cannabis – Legalize it – or not? Regulierung oder Verbot?“ auf. Moderatorin ist Maria Klein-Schmeink, MdB der Grünen und möglicherweise bald Bürgermeisterin in Münster. Sie hält sich mit ihrer eigenen Meinung natürlich zurück, da sie sich die Wähler eines Diskussionslagers nicht vergraulen möchte. Prof. Dr. Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters der Uni Hamburg-Eppendorf, durfte seinen Vortrag vor Hubert Wimber, amtierender Polizeipräsident in Münster, beginnen.
Tomasius: Legalize it not!
Herr Thomasius zitiert natürlich in ausgesuchte Studien nur die entsprechenden Stellen und versucht, seinen Standpunkt damit zu untermauern, dass Cannabis vor allem für Jugendliche eine sehr gefährliche Droge ist und durch die Beeinflussung durch das Suchtgedächtnis ist es doch die Einstiegsdroge. Der Vortrag ist leider filmreif und unkundige Zuhörer werden ihm den Inhalt vermutlich kritiklos als die „erleuchtete Wahrheit“ abkaufen. Genau das ist das Problem mit den unkritischen Zuhörern. Diesen wird erklärt, dass Cannabis-Steuereinnahmen zwar im legalen Markt vorhanden sind, mit der besseren Verfügbarkeit aber voraussichtlich weit mehr konsumiert wird und die Folgekosten, die es auch beim Alkohol und Tabakkonsum gibt, explodieren würden und die Gesellschaft teuer zu zahlen hätte, würde man harmlose Bürger nicht wie Kleinkinder bevormunden und ihnen die Freiheit rauben. Auch wenn vermutlich 95 % der (erwachsenen) Kiffer mit Cannabis umgehen können, ist Repression sinnvoll und ein Erfolgsrezept, da eine Signalwirkung gegeben wird. Hierbei gehe es jedoch nicht darum, den Konsumenten zu kriminalisieren.
Demnach: Legalize it not!
Auch gebe es viel zu wenig wissenschaftliche Belege für die medizinische Verwendbarkeit von Cannabis, um damit heute schon zu arbeiten, die Cannabisforschung wird jedoch nicht behindert, sondern erschien lediglich nicht notwendig. Immerhin würde die medizinische Cannabisverwendung zu weit mehr Medikamentensüchtigen führen und schon hätten die Patienten noch ganz andere Probleme als ihre Erkrankungen. Fakt wäre, dass ein Großteil der Suchtpatienten illegaler Drogen mit Cannabis bereits in sehr jungen Jahren komme und gerade unter psychisch erkrankten viele Personen einen problematischen Konsum aufweisen.
Für Cannabis wäre zudem eine Selbstmedikation nicht möglich und die Patienten, die es versuchen, müssen erst ihre Sucht überwinden, bevor man die eigentliche Erkrankung behandeln könnte. (Mit Medikamenten, die nicht in noch höherer Dosis gegeben werden, da die Patienten ansonsten sofort sterben und nicht lediglich 5 bis über 10 Jahre früher Medikamente, die hochgradig süchtig machen und/oder erhebliche Nebenwirkungen haben, das Befinden sogar verschlechtern können und die teils die Organe so weit zerfressen, dass die Medikamente wie beim jüngst durch Repressionsfolgen verstorbenen Robert Strauß nicht mehr eingenommen werden können.)
Polizeipräsident Wimber: Legalize it!
Herr Wimber zitiert natürlich ganz andere Studien, die belegen, dass die selbst gesteckten Ziele der Prohibition nicht nur nicht erreicht wurden, es inzwischen sogar schlimmer als jemals zuvor ist: Immer mehr Menschen haben Erfahrungen mit illegalen Drogen, diese werden in immer größeren Mengen angebaut und produziert und sind immer einfacher zu haben. Durch Drogenverbote können die Qualität der Drogen, der Jugendschutz, Hilfsmaßnahmen und die Freiheit der Bürger nicht gewährt werden sowie die Kriminellen nicht nur Geld verdienen, sie bewaffnen sich, setzen diese Waffen ein und untergraben mit Bestechung und Korruption die gesellschaftliche Ordnung.
Die gesetzten Ziele sind somit nicht nur weit verfehlt, es entsteht durch Drogenverbote ein erheblicher Schaden für die Einzelperson und die gesamte Gesellschaft. Ob in dem Land Drogenkonsumenten repressiv oder tolerant geahndet oder vielleicht sogar geduldet werden, habe keinerlei Einfluss auf das Konsumverhalten, jedoch auf die Lebensqualität der Betroffenen. Mit Cannabis müsse man jetzt endlich beginnen, das gescheiterte Konzept der Kriminalisierung zu beenden.
Kommentar zur Diskussionsrunde: Strategischer Rückzugskrieg nicht zu übersehen!
Herr Thomasius hat natürlich recht, dass immer mehr Kiffer in Behandlung sind und unter Menschen mit psychischer Erkrankung ein höherer Anteil stark konsumiert und viele beim Dealer kaufende Kiffer auch andere Drogen kennen oder regelmäßig konsumieren sowie die Legalisierung dazu führt, dass der Dealer die Jugendlichen gezielter anspricht. All das muss jedoch kommentiert werden: Konnte der Hippie mit Haschproblem eben nicht deswegen zum Therapeuten gehen, so wird heute jedes Problem des Kiffers auf das Kiffen zurückgeführt, um sie sogar per Zwang und Auflagen zum Therapeuten und Suchtberater zu schicken, der alle Probleme auf den Cannabiskonsum zurückführen wird und die eigentlichen Probleme als dessen Folge wertet. Zudem sind die Menschen heute durch Umweltgifte kranker und mehr Krankheiten werden überhaupt erkannt und behandelt und deswegen gibt es weit mehr kranke Menschen als vor 50 Jahren!
Dass es beim Kiffer alles am Cannabis liegt, soll so sein, da die Prohibitionisten ansonsten keine Argumente mehr haben, auch alle anderen Argumente zum Cannabisverbot werden herbeifantasiert oder auf diese Weise geschaffen. Nicht grundlos zeigen sie bei Alkohol im Fernsehen keine Extremfälle, aber bei verbotenen Drogen nur diese! Und wenn Cannabis bei frühem und starkem Konsum im Jugendalter so schädlich ist und permanent dümmer macht, da das Gehirn in der Entwicklung gestört wird, Verbote jedoch wie die Legalisierung die Jugend nicht schützen, kann die Signalwirkung nicht das Argument sein, erwachsene Bürger ihrer Freiheit zu berauben. Auch kann es nicht angehen, dass bei 55.000 Medikamententoten in Deutschland pro Jahr erklärt wird, Cannabis mit nicht einem einzigen Todesfall wäre für den medizinischen Einsatz, dessen Nutzen wissenschaftlich belegt ist, zu gefährlich.
Natürlich wird es auf einem legalen Markt mit Jugendschutz Menschen geben, die Jugendlichen Cannabis geben, so wie es auch mit Alkohol und Tabak der Fall ist. Diese Personen kann man weiterhin unter Strafandrohung verfolgen, dagegen würde nichts sprechen, nur dass der Schwarzmarkt vermutlich auf unter 10 % seiner derzeitigen Größe zusammenschrumpfen wird. Und wie hoch die Kosten eines legalen Cannabismarktes wären, liegt immer an dem Berechnungsweg und daran, wie künstlich unnötig Kosten erzeugt werden oder nicht. Dass die Legalisierung volkswirtschaftlich erheblichen Nutzen, zudem die Freiheit des Bürgers und weniger Geld in Mafiakassen bringen wird, wäre laut anderer Vordenker wahrscheinlich!
Natürlich haben viele Erkrankte einen starken Konsum, da sie Cannabis medizinisch einsetzen und solange sie die richtige Sorte in guter Qualität und genügender Menge erhalten, klappt eine Selbstmedikation hervorragend. Bei schwankendem Wirkstoffgehalt kann einfach die Dosis angepasst werden, sowie man je nach Befinden ohnehin regelmäßig mal etwas mehr konsumiert. In der Fachsprache heißt das: Bedarfsmedikation! Und natürlich birgt Cannabis ein Suchtrisiko, sowie es je nach Krankheitsfall nicht immer gut sein muss. Bei Epilepsie oder Psychosen wäre THC sehr kontraproduktiv. Aber ohne Prohibition hätten wir bereits vor Jahrzehnten erkannt, dass nicht nur diese Erkrankungen mit CBD behandelt werden können und hätten für diese Patienten einfach, so wie es heute geschieht, andere Marihuanasorten gezüchtet.
Auch bei anderen Medikamenten und Berauschungsmitteln gibt es immer diejenigen, für die diese Mittel ungeeignet sind und dennoch können wir damit umgehen. Kann es nicht jeder für sich selbst, dann doch die Gesellschaft als Gesamtes oder müsse man nun Alkohol verbieten, da einige alkoholisiert gewalttätig werden oder Sexualstraftaten begehen? Wohin das führt, haben die USA gezeigt, bevor sie Cannabis und andere Drogen verboten: Das Alkoholverbot funktionierte nicht und bedrohte durch reich werdende Kriminelle die gesellschaftliche Ordnung in hohem Ausmaß! Hätte man nicht bereits damals daraus lernen können? Ist die Antwort zur Frage „Legalize it – or not?“ Derart schwierig zu beantworten, dass es noch einmal 100 Jahre Leid und Elend für die Betroffenen bedeuten muss?
Abschließend zum Gesamtkonsum
Es wird hier abschließend eine Theorie vorgestellt, dass 100 % Konsum in der Gesellschaft bestehen. Diese setzen sich z. B. aus 60 % Alkohol, 20 % Cannabis, 10 % Medikamente und 10 % harter Drogen zusammen. Wenn Cannabis legalisiert wird und deswegen weit mehr konsumiert würde, wäre das gut, da insgesamt immer noch die gleiche Masse konsumiert wird. Wird mehr Cannabis konsumiert, wird von allen anderen Substanzen, die weit gefährlicher sind, weniger konsumiert. Wenn denn konsumiert wird, dann doch bitte etwas, das weniger gefährlich ist! Deswegen: Legalize it quick!