Dr. med. Franjo Grotenhermen ist selber ein Patient, den Reisen sehr belasten und der nur wenige Stunden am Tag in seiner Praxis tätig ist. Er hat sich seine Titel extra erworben, damit seine Bücher über Cannabis ernst genommen werden. Er ist deswegen inzwischen der deutsche Cannabis Facharzt, dessen gesammeltes Wissen ungemein wichtig für sehr viele Patienten und deren Ärzte ist. Um die Reiseanstrengungen zu vermeiden, wurde eine Liveschaltung für den Vortrag auf der Cannabismesse Mary Jane 2016 in Berlin hergestellt.
Es wurden sogar Fragen aus dem Publikum beantwortet. Leider gab es technische Probleme und die passenden Grafiken waren nicht immer zu sehen, als Herr Grotenhermen sie bereits erklärte. Der Vortrag war zum Teil zu wissenschaftlich, als dass man das einfach so verstehen konnte und mit den fehlenden Grafiken hatte der Laie nicht einmal die Chance. Es empfiehlt sich, die Bücher zu studieren oder sich auf der Webseite der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin grundlegend einzulesen.
Hanf wirkt auch ohne die Wissenschaft
Trotz der schwierigen wissenschaftlichen Erklärungen war der Vortrag sehr interessant und hat Einblicke gewährt. Früher probierten die Menschen Pflanzen, sammelten Erfahrungen und nutzten die Pflanzen damit gezielter. Auf diesem Weg wurden bereits viele verschiedene cannabishaltige Produkte vor den Drogenverboten als Medizin oder Genussmittel verwendet. Heute muss alles wissenschaftlich erklärt werden. Das Endocannabinoidsystem in dem Organismus von jedem höheren und sehr vielen niederen Lebensformen wurde erst ab 1992 wirklich entdeckt und ob wir schon alles gefunden haben? Ob wir schon die genaue Funktionsweise verstehen? (Wir vielleicht weniger als die Wissenschaftler, für die das gewiss auch bereits sehr komplex ist.) Ob wir das erst alles verstehen müssen, um es nutzen zu können, ist dabei natürlich weniger eine wissenschaftliche als eine politische Frage, die hier jedoch nicht behandelt wurde.
Bei vielen Wissenschaftlern herrscht zumindest die Vermutung oder sogar Überzeugung, dass höheres Leben erst nach der Entwicklung vom Endocannabinoidsystem entstehen konnte, da dieses für diese höhere Entwicklung relevante Funktionen im Körper erst ermöglicht. Das Thema ist derart komplex, dass man Bücher und Datenbanken damit füllen könnte, ohne das letzte Detail erörtert zu haben. Dr. med. Franjo Grotenhermen könnte viele der Kapitel in diesen Büchern verfassen.
Was konnte Franjo Grotenhermen dem Patientenlaien mitgeben?
Cannabis als Medizin als Schwerpunktthema von Dr. med. Franjo Grotenhermen ist derart komplex, dass man es mit einem Vortrag, der weniger als 60 Minuten dauert, nur anreißen kann. In Deutschland gibt es derzeit vier Hauptindikationen, bei denen Cannabinoide bereits häufig angewendet werden. Dazu gehören chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Appetitlosigkeit bei HIV und Übelkeit bei der Chemotherapie. Cannabis kann auch bei sehr vielen anderen Krankheitsbildern helfen. Auf einige Beispiele ging Herr Grotenhermen im Vortrag ein. Es sind bei den meisten Erkrankungen einzelne Cannabinoide, die miteinander kombiniert optimal helfen. Es kann mitunter auf das berauschend wirkende THC verzichtet werden oder es genügt sehr wenig. Viele Patienten möchten immerhin nicht berauscht sein sowie dieses THC im BtMG steht, die anderen Cannabinoide nicht.
Die Besucher erfuhren immerhin, wie Cannabinoide über die CB1 und CB2 Rezeptoren im Körper überhaupt wirken können, wo sich diese Rezeptoren befinden und bei welchen Erkrankungen es helfen kann. Bei den Besucherfragen wurde gefragt, ob es bei Krankheiten hilft, dessen Namen Herr Grotenhermen selber nicht aus dem Stegreif zuordnen konnte. Neben den häufigen Erkrankungen gibt es immerhin viele, die so selten sind, dass man sie aufgrund vom Aufwand kaum erforscht.
Weiterhin wurde auf die möglichen Nebenwirkungen durch Cannabinoide aufmerksam gemacht. Die schlimmsten Nebenwirkungen sind leider strafverfolgender Natur. Der Patient hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit erst nach dem Richterspruch vorher anscheinend nicht. Deswegen wurde dieser rechtliche Aspekt für Cannabis verwendende Patienten in Deutschland auch noch angerissen. Im Fall der Fälle sollte man seinen Anwalt darauf aufmerksam machen.
Ein sehr interessanter Punkt, den viele der Besucher vermutlich erstaunt aus dem Vortrag von Herrn Grotenhermen mitnahmen, liegt in der Anwendung von Hanf bei Kindern. Es gibt leider Kinder, die schwer krank sind und möglicherweise nicht sehr alt werden, wenn sie nicht mit Hanf behandelt werden. Es gibt immer mehr dieser Ausnahmen auch in Deutschland, bei denen Kindern Cannabinoide verabreicht werden. Häufig ist THC nicht notwendig, wodurch die Kinder nicht berauscht sind. Teils werden Kinder nicht nur in den USA auch mit THC-haltigen Präparaten behandelt. Die Gesundheit des Menschen ist vielleicht doch wichtiger als der Jugendschutz, den der Schwarzmarkt weniger als eine Regulierung bieten kann?