Cannabisanbau ist eine Kunst. Natürlich können auch Laien und Hobby-Gärtner schon erfolgreich und mit Freude an den Pflanzen vorzeigbare Ernteergebnisse einfahren, doch professionalisiert man die Produktion von Cannabis, gehört eine Menge Know-how sowie das richtige Equipment dazu.
Man muss die unterschiedlichen Anbaumethoden beherrschen und die jeweiligen Vorteile abwiegen, die richtige Pflege und Beleuchtung bieten, über den Einsatz von Messgeräten und Düngemitteln Bescheid wissen sowie Krankheiten und Parasiten vorzeitig erkennen und ihnen fachgerecht entgegenwirken können. Muss wirtschaftlich und nach Vorschriften gearbeitet werden, wie in der Arzneimittelbranche, wird der Aufwand des Cannabisanbaus noch einmal erhöht.
So wundert es auch nicht, dass nach stattfindender Legalisierung in den verschiedensten Ecken der Welt sich selbst Universitäten auf den potenten Hanf stürzten und Studiengänge bezüglich der Produktion von Marihuana anboten. Dies geschieht nun auch in Deutschland, wo sich Studierende der Fachhochschule Erfurt ab dem kommenden Wintersemester im Bachelorstudiengang „Gärtnerischer Pflanzenbau“ in verschiedenen Modulen sich fortan auch intensiv mit Hanf in all seinen Facetten beschäftigen können.
Steigendes Interesse an der Pflanze
Wie Prof. Dr. Wim Schwerdtner, Studiengangsleiter der Fachrichtung Gartenbau, auf der Internetpräsenz der Fachhochschule Erfurt erklärt, habe man in den vergangenen Jahren ein steigendes Interesse an der Hanfpflanze bei den Studierenden festgestellt. Da man sich im Gartenbau mit der Intensivproduktion von Nutz- und Zierpflanzen unter professionellen Bedingungen beschäftige und Cannabis eine „weitere spannende Pflanze und ein vielfältiger Rohstoff“ wäre, hat man die Kurse im Wintersemester ins Leben gerufen.
Die professionellen Bedingungen machten im Gegensatz zu denen bei Hobby-Gärtnern einen Unterschied und weil Cannabis „als Faserhanf für die Kleidungsproduktion, als Medizinalhanf für die Therapie, als Lebensmittel, als Kosmetik-Grundstoff oder jetzt auch als Genussmittel“ genutzt würde, benötigt man in Deutschland wohl auch die an der FH Erfurt künftig ausgebildet werdenden Spezialisten.
Schwerdtner erklärt, dass es bislang hierzulande kaum professionelle Produktion, wissenschaftliche Forschung und Ausbildung gegeben habe, sodass die FH Erfurt dies mit dem neuen Angebot zu ändern versuche. Durch die Streichung von Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz und dank der zunehmenden gesellschaftliche Akzeptanz steige schließlich auch die Nachfrage nach Cannabisprodukten, was dafür spricht, dass Experten auf diesem speziellen Gebiet zukünftig häufiger benötigt werden.
Neben Hanf auch Cannabis
Die angebotenen Kurse im Gartenbau reichten nach Angaben der Fachhochschule über eine Vielzahl spezieller Themen, in denen sich die Teilnehmer explizit mit Hanf beschäftigen werden. Doch einzigartig in Deutschland wird ein eigenes Wahlpflicht-Modul sein, dass sich den Grundlagen der Züchtung und der Produktion von Cannabis widmen wird. Auch bestehe ein großes Interesse, zusammen mit Kooperationspartnern, die Forschung bezüglich des Genussmittels und Rohstoffes insgesamt voranzubringen.
Da die Forschung bislang aber noch genehmigungspflichtig wäre, betont Dr. Schwerdtner, dass man sich komplett THC-freien Hanf beschränken werde. So bliebe man auf der sicheren Seite und würde auch möglichen Diebstahleinbrüchen auf dem genutzten Gelände vorbeugen können. Damit man nichts falsch machen werde, würde man auch eng mit dem Justiziariat und der Hochschulleitung in Verbindung stehen und alle rechtlichen Aspekte abstimmen.
Eine Revolution des Sektors
Während man sich in der Vergangenheit nur still, heimlich und leise mit der vielseitig einsetzbaren Pflanze beschäftigen konnte und stets der Gefahr ausgeliefert war, strafrechtlich verfolgt und bestraft zu werden, wird nun eine andere Gangart eingelegt. Wenn die Wirtschaft und der medizinische Sektor einen jetzt neu entdeckten Bedarf an Cannabis und Hanfprodukten besitzen, wird es nötig, die Produktion in großem Maße zu professionalisieren.
Mit dem Kurs-Angebot der Fachhochschule Erfurt im Bachelorstudiengang „Gärtnerischer Pflanzenbau“ werden die ersten Wegweiser gesetzt, wie Interessierte in Zukunft erfolgreich in der Branche arbeiten können. Dies wird teils als Revolution im Bereich des Hanfanbaus angesehen. Da die Absolventen dank ihres Wissens und den praktischen Fähigkeiten zukünftig gefragte Fachkräfte in der wachsenden Hanfindustrie sein werden, lohnt sich eine Teilnahme und ein erfolgreicher Abschluss des neuen Studiengangs offensichtlich sehr.
Lasst es wachsen!