Längst verschreibt nicht jeder Arzt Cannabis als Medizin, der dies eigentlich könnte. Seit 2017 können schwerkranke Patienten Cannabismedikamente auf Rezept verordnen, doch in der Praxis ist der Zugang oft noch schwierig. Die Arztsuche ist nach wie vor eine der größten Hürden für Patienten in Deutschland, die ihre Beschwerden mit Medizinalhanf behandeln möchten. In Frankfurt am Main will man nun das medizinische Personal durch Kurse etwas näher an die Thematik heranführen und so den professionellen Umgang mit Cannabis als Medizin vereinfachen und optimieren.
Zugang zu Medizinalhanf soll einfacher werden
Das Gesundheitsamt und das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main wenden sich mit dem Angebot zweier Online-Schulungen an Ärzte und Apotheker in der Umgebung rund um die hessische Metropole. Im Februar und März sollen darin Fachkenntnisse für die Verordnung von Cannabis als Arznei vermittelt werden. Die Verantwortlichen möchten damit unter anderem erreichen, dass denjenigen Menschen, die es wirklich brauchen, der Zugang zu Medizinalhanf ermöglicht wird.
Medizinisches Personal beklagt mangelnde Fortbildung
Frankfurts Gesundheitsdezernent Stefan Majer bestätigte, dass Ärzte, aber teilweise auch Apotheker, über fehlende Fortbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten im Bereich Cannabismedizin Defizite aufweisen. Diese Defizite sollen wenigstens ansatzweise behoben werden und man will den Aufbau eines fachkundigen Netzwerks in und um Frankfurt unterstützen. Man will dieses wichtige Thema und die Bedürfnisse chronisch kranker Menschen nicht wegen der Corona-Pandemie in den Hintergrund drängen, so Majer. Durch die gegenwärtigen Maßnahmen bietet sich das Format der Videokonferenz für die zwei Schulungen an.
Aufklärung über Grundlagen, Erkenntnisse und Erfahrungen
In den Schulungen werden beispielsweise die Tourette-Expertin Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl aus Hannover und der Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung an der Universität Hamburg, Prof. Dr. Jens Reimer, aktuelle Entwicklungen in der Anwendung von medizinischem Cannabis vorstellen. Es soll auch über die verschiedenen Indikationen gesprochen werden, die eine Cannabisverordnung rechtfertigen. Ebenfalls werden die Medikamentenauswahl, die Dosisfindung und der genaue Ablauf der Verordnung an sich thematisiert werden.
Mehr Austausch der Mediziner über Cannabismedizin
Die Online Schulungsveranstaltungen sollen am 24. Februar und am 17. März stattfinden und jeweils dreieinhalb Stunden in Anspruch nehmen. Es soll über die reinen Vorträge hinaus ausreichend Raum für Diskussionen und den Austausch zwischen allen Beteiligten geben, dies kündigte die Leiterin des Drogenreferats, Regina Ernst, an. Sie hofft einen nachhaltigen Diskurs anstoßen zu können, so dass sich das medizinische und pharmazeutische Fachpersonal künftig auf kurzem Weg austauschen wird. Damit soll auch der Weg dafür geebnet werden, dass in Zukunft mehr von schweren Erkrankungen betroffene die Möglichkeit erhalten, sich mit medizinischem Cannabis behandeln zu lassen, wenn dies für sie die beste Wahl ist.
Kurse
Die Online-Konferenzen wurden von der Landesärztekammer Hamburg als Fortbildungsveranstaltungen zertifiziert. Beide Veranstaltungen finden als Videokonferenzen statt.
Kurs A: Mittwoch, 24. Februar, 16 bis 19.30 Uhr
Kurs B: Mittwoch, 17. März, 16 bis 19.30 Uhr