Bis auf einige vereinzelte konservative Politiker, die sich nicht auf den aktuellen Kenntnisstand bringen wollen, glaubt niemand mehr daran, dass Cannabis eine körperliche Sucht auslösen kann. Dass die Gefahr, die von der Pflanze für die Konsumenten ausgeht, verglichen mit Alkohol eher gering ist, hat sich mittlerweile in der Gesellschaft herumgesprochen. Auch über die medizinischen Potenziale sind immer mehr Menschen informiert. Wie sich der Cannabiskonsum auf die menschliche Psyche auswirkt, das steht derzeit in der Diskussion.
Abwechselnd hört man von Studien, die Cannabis als Auslöser für Psychosen und Paranoia feststellen, dann wieder von Untersuchungen, die das Gegenteil belegen. Auch das Potenzial bei psychischen Erkrankungen hilfreich zu sein, ist immer wieder im Gespräch. In der Patientenvereinigung Cannabis Social Club Bozen in Tirol arbeitet man dieses Thema nun im Rahmen einer Veranstaltungsreihe „Wissenschaftliche Erkenntnisse und ärztliche Praxis“ auf.
Vorträge aus den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie
Am Samstag, den 12. September dieses Jahres wird im Palais Widmann, Landhaus 1, Saal Innenhof, Silvius-Magnago-Platz 1 in Bozen die Tagung mit dem Titel „Cannabis in der Psychiatrie – Naturheilmittel, Rauschmittel oder medizinische Alternative?“ stattfinden. Zwischen 9:30 und 13:30 werden unterschiedlichste Vorträge das Thema Cannabis in der Psychiatrie beleuchten. Redner sind Thomas Widmann, Landesrat für Gesundheit der autonomen Provinz Bozen-Südtirol, und Dr. Elio Dellantonio, Ex-Primar des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen.
Unter anderem werden Kapazitäten auf dem Gebiet der Psychiatrie bzw. Psychotherapie, Dr. Eva Milz, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin und Prof. Dr. Ulrich W. Preuss, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Herborn, über ihre Erfahrungen mit medizinischem Cannabis sprechen. Sie stellen dabei medizinische Protokolle und aktuelle wissenschaftliche Informationen vor. Außerdem werden Patienten über ihre Erfahrungen berichten. Die Tagung soll durch eine Diskussionsrunde abgeschlossen werden. Diese hat das Ziel als Ergebnis ein Handelsappell hervorzubringen, der dazu führen soll, dass man den Bedürfnissen von Patienten in der Region Südtirol gerecht wird.
CBD ist für die Psychiatrie von Bedeutung
Im Rahmen der Tagung soll auch das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) thematisiert werden. Die antipsychotische Wirkung von CBD soll vergleichbar sein mit den Effekten anderer Medikamente, die zur Behandlung von Schizophrenie zugelassen sind. Ferner kann man mit CBD primär stressbedingte Störungen wie innere Unruhe und Schlafprobleme regulieren. Auch von der Reduktion von sozialen Ängsten und Depressionen wird berichtet. Für die sehr häufig diagnostizierte Erkrankung ADHS soll die Verbindung von THC und CBD gemeinsam eine Linderung der Symptomatik herbeiführen. Aus diesen Gründen ist auch CBD von großem Interesse für die Psychiatrie und für Patienten, die von den genannten Symptomen betroffen sind.
Teilnahme an der Tagung und Unterstützung des Vereins
Die Vorträge können auf Deutsch oder Italienisch verfolgt werden, eine Simultanübersetzung macht es möglich. Sowohl fachlich Interessierte der Professionen als auch Patienten und ihr Umfeld sind herzlich eingeladen, an der Tagung teilzunehmen. Informationen dazu gibt es auf der Website der Patientenvereinigung CSC Bozen: cannabissocial.eu
Als gemeinnütziger Verein freut man sich auch über Unterstützung durch neue Mitglieder und durch Spenden. Auch hierfür sind die notwendigen Kontaktinformationen der Homepage zu entnehmen.