Vom 27. bis 29. Mai 2016 fand nach vielen Jahren endlich wieder eine Cannabismesse in Deutschlands Hauptstadt Berlin statt. Ende Mai wurde nicht vergeblich mit schönem Wetter für die geräumigen und verwinkelten Freiflächen auf dem alten Postbahnhof gerechnet. Viele versteckte Stellen wurden stundenlang belagert, so lag der Veranstaltungsort doch genau neben der Bundespolizei. In Berlin nahm diese uns kaum zur Kenntnis, die gesamte Veranstaltung verlief harmonisch sowie ungestört.
Berliner Hanfmesse bei schönem Wetter
Viele große Fragezeichen hatte man innerhalb der Szene bereits lange vor der Mary Jane, da der Veranstalter sich bedeckt hielt. Die Moderatorin der vielen Vorträge erklärte, dass er in den USA eine Cannabismesse besuchte und als erfahrener Veranstalter beschloss, seine eigene Messe in Berlin abzuhalten. Die Cannabismesse Mary Jane soll es nach 12 Jahren jetzt jedes Jahr wieder geben und bereits mit diesem Auftakt ist sie ein Veranstaltungstipp für den 16. bis 18. Juni 2017 im Funkhaus Berlin direkt mit Grünfläche am Wasser.
Wenn die Cannabis XXL 2017 einen politischen Charakter hat, wie viele es in München nicht wagten, diese Messe 2015 zu besuchen, so ging es auf der Cannabismesse Mary Jane bei den Vortragsreihen um praktische Informationen und tiefgründige Gedankengänge sehr locker zu. Gerade Christian Rätsch ist hochinteressant, aber auch anstrengend. Neben diesem bekannten Buchautor referierten 2016 weitere Buchautoren wie Markus Berger als Cannabispatient, Mr. Jose als bekannter Growbookautor und Mathias Bröckers, der sich dem War on Drugs in seinem Werk „Die Drogenlüge“ widmete. Gleich der erste Vortrag von Dani Ja widmete sich dem Rick Simpson Oil, welches mitsamt der jetzigen Rechtslage sehr kritisch unter die Lupe genommen wurde. Auf der kommenden Mary Jane wird der Vortragsraum ruhiger und somit noch einladender sein.
Vorträge auf der Mary Jane
Die Vorträge waren bereits immer gut besucht, die vielen Messestände auch. Fanden sich in München auf der Cannabis XXL 2015 keinerlei Seedbanks und fast keine Growartikel, so waren selbst in diesen Segmenten viele Aussteller auf der Cannabismesse Mary Jane vertreten. Pyramid Seeds, Barneys Farm, Dinafeem oder Seedsman als Seedversand konnten das Interesse vieler Gäste wecken. Growartikel gab es von HortiTec, EasyGrow LTD, HOMEbox, Bushplanet, GrowTOOL oder G-Tools. Es fanden sich neben weiteren Herstellern für Raucherzubehör sehr viele Aussteller, die den Messegästen CBD Produkte nahe bringen wollen.
Dieses Cannabidiol ist neben dem Tetrahydrocannabinol der Wirkstoff der Hanfpflanze, der in größeren Mengen in den Blüten enthalten sein kann und eine enorme medizinische Bedeutung hat. CBD ist in vielen Ländern wie auch Deutschland, Österreich oder der Schweiz legal, es kann jedoch gewissen Regulierungen für den Handel unterliegen. Selbst Swiss Cannabis hat CBD Produkte mit einem THC Gehalt bis 0,2 % auf der Mary Jane präsentiert. In der Schweiz wäre ein THC Gehalt von bis 1 % legal, aber für den Handel innerhalb der EU gelten diese 0,2 % als Grenzwert. Neben Swiss Cannabis waren auch Endoca aus Dänemark oder Hanf Liquid mit E-Liquids neben anderen Ausstellern mit CBD Produkten vertreten und sind gewiss 2017 wieder mit dabei.
Cannabismesse mit vielen Ausstellern
Viele Leser werden sich gewiss für neue Growartikel interessieren. The Climate Factory stellte 2016 ein voll klimatisiertes Growzelt vor. Es gibt verschiedene Größen, die Variante mit 9 m² würde etwas über 10.000 Euro kosten. Dafür kann dem Growzelt eine Klimaanlage vorgeschaltet werden, die gekühlte und mit CO² angereicherte Luft oberhalb der Pflanzen ausbläst. Die Abluft kommt bei diesen 9 m² auf nur 100 m³h, das ist sehr wenig. Dafür werden die Leuchtmittel nach dem System der Cool Tubes gekühlt. Es gibt demnach drei Lüftungsebenen.
Was zieht denn die Klimaanlage an Strom, war unsere kritische Frage. „Maximal 1700 Watt die Stunde. Aber auch nur während der Beleuchtung und meist deutlich weniger.“ Wie kann das sein, war unsere zweite erstaunte Frage. „Weil die Leuchtmittel über das Cool Tube System gekühlt werden und nur 100m³ die Stunde ausgetauscht werden sowie dank des hohen CO² Gehalts mit 28 bis 30° Celsius temperiert wird.“ Auf dem ersten Blick erscheint das wie ein Rundum-Sorglos-Paket. Für den zweiten Blick müsste man es testen dürfen.
Es gibt praktisch keine größere Cannabis Fachmesse, ohne dass ein LED-Hersteller seine Neuentwicklungen vorstellt. Die Cannabismesse Mary Jane macht keine Ausnahme. Das Start up Engineered Botanical Equipment wollte 2016 noch nicht einmal Preise für ihre Innovationen nennen. Es handelt sich um sehr moderne LEDs, die passiv über einen „Metallstern“ gekühlt werden. Herkömmliche LEDs liegen zuerst auf Keramik und dann dem Alu. Da die LEDs hier jedoch direkt auf dem Alu liegen und der Lichtbogen keinerlei Grünanteil aufweist, könne man mit dem 155 Watt LED Panel mit vier Leuchten rund 350 Watt NDL ersetzen. Auf die Leuchtmittel wird eine Garantie über 5 Jahre gewährt, es gibt verschiedene Ausführungen und der Lichtbogen mit einem hohen Rotanteil wäre für die Hanfpflanze besser als bei anderen Leuchtmitteln.
LEDs etablieren sich inzwischen, da mit den guten LED-Produkten wirklich Strom gespart werden kann. Ob man jedoch mit 155 Watt über 300 Watt NDL ersetzen kann? Das zeigt uns die Zukunft von ganz alleine, interessant ist es allemal.
Angenehme Atmosphäre
Die Messe fand auf zwei geräumigen Etagen statt. Dutzende Aussteller fanden hier ihren Standplatz. Weitere bauten ihre Stände neben dem alten Gebäude auf und vor diesem war ein Hufeisen aus Versorgungsständen vor einer Bühne aufgebaut, in deren Mitte es viele Sitzbänke gab. Auch wenn es den Besuchern nicht automatisch so vorkam, sie waren bereits 2016 zahlreich zugegen. Zwischen den Ständen waren die Gänge breit und auf dem Gelände verläuft man sich. Deswegen musste sich keiner im Tippelschritt durch die Menschentrauben schieben.
Bei der Anzahl der Messestände konnten sich die Besucher zudem gut verteilen, um nicht lange auf Informationen zu den ausgestellten Produkten warten zu müssen. Viele Aussteller lockten auf der Cannabismesse Mary Jane mit Angebotspreisen und gaben Sonntag vor Schluss noch einen weiteren Nachlass. Das alles machte diese erste Mary Jane sehr angenehm. Im heißen August wäre der lichtdurchflutete erste Stock möglicherweise zur Sauna geworden womit der Mai der perfekte Zeitpunkt für diese Location war.
Wer sich regelmäßig auf Hanf-Veranstaltungen bewegt und sich für die Szene interessiert, der hat auf der Mary Jane viele bekannte Gesichter antreffen können. Schön ist, dass immer mehr Menschen sich an die Öffentlichkeit wagen, um die positiven Aspekte der Hanfpflanze zu betonen. Die Szene scheint derzeit zu wachsen und sich zum Teil zu dezentralisieren. Wir müssen uns nicht mehr für unsere Leidenschaft rund um den Hanf schämen oder verstecken, sondern können uns zeigen, Hanf ist schick.
Mit neuer Lage im Funkturm samt Grünfläche am Wasser wird die Cannabismesse Mary Jane 2017 gewiss noch mehr zu bieten haben und noch angenehmer in Erinnerung bleiben.