Vom 22. bis 25. November 2023 fand in Thailands Hauptstadt Bangkok zum zweiten Mal die größte asiatische Hanfmesse statt, um auf die neusten Entwicklungen und Chancen des aufgeschlossenen Marktes zu informieren und politische Veränderungen zu thematisieren. Nachdem die vergangene Regierung Thailands im Juni 2022 die Prohibition etwas unvorsichtig formuliert beendet hatte, hat sich schließlich ein riesiger Handelsplatz im gesamten Land aufgetan, der nicht unbedingt in dieser Form gewünscht gewesen ist.
In touristischen Gebieten findet sich gefühlt alle einhundert Meter ein Weed-Shop, der die unterschiedlichsten Varietäten von Cannabis anbietet, die eine eigentlich geltende THC-Obergrenze von 0,2 Prozent mit Sicherheit übersteigen. Da nun eine neu geformte Regierung erst wenige Tage vor dem Messebeginn erneut mit einem überarbeiteten Gesetzesentwurf deutlich machte, dass nur der medizinische Einsatz erlaubt wäre und neue Regeln eingeführt würden, um einzig diesen Gebrauch stattfinden zu lassen, war es natürlich besonders spannend, wie sich die gesamte Branche auf der Asia International Hemp Expo 2023 die Zukunft in Thailand vorstellt. Überraschenderweise war die Stimmung diesbezüglich weitaus entspannter und wesentlich positiver als erwartet.
Internationale Aussteller und Besucher
Wer schon einmal eine Hanfmesse in Europa besucht hat, fand sich auch gut auf der Asia International Hemp Expo zurecht, die im äußerst modernen, stilistisch hochwertigen und riesigen Queen Sirikit National Convention Center stattfand. Nur ein kleiner Teil der beeindruckenden Kongresshalle wurde von den Veranstaltern der Hanfmesse benötigt, um den zahlreich angereisten Branchenvertretern und Firmen ausreichend Platz für eine fachgerechte Präsentation ihrer Produkte gewährleisten zu können. Neben vielen niederländischen Samenbanken, bekannten Düngemittelherstellern, den verschiedensten thailändischen Kosmetikanbietern und Textilproduzenten, waren auch überraschend viele Menschen und Anbieter aus China vertreten, die in dem Markt mitzumischen versuchen.
Besonders was große industrielle Anlagen oder spezielle Elektronik betraf, wurde in erster Linie von chinesischen Unternehmen abgedeckt. Superkritische CO₂-Extraktionsverfahren, Growing-Computer zur Regelung des Klimas in Gewächshäusern und natürlich auch Lichttechnik schienen hauptsächlich aus China zu stammen, wo man trotz des dort geltenden Hanfverbotes offensichtlich kein Problem mit legalem Cannabis im nahegelegenen Thailand hat. Recht spektakulär war der Umstand eines chinesischen CBD-Produzenten, der seine Produkte in über 30 Ländern vertreibt und seinen Hanf nach eigenen Angaben aus dem Nachbarland Laos bezieht. Ebenfalls interessant waren traditionelle Talismane aus Hanffaser, die von angereisten Japanern ausgestellt wurden.
Alles für den Anbau, die Ernte und mehr
Auf der Asia International Hemp Expo 2023 wurde neben den bereits genannten Produkten und Dienstleistungen natürlich auch alles Weitere für den Hanfanbau, die Ernte und den Handel gezeigt. Die unterschiedlichsten Methoden und Substrate wurden ausgestellt und auch hilfreiche Maschinen, die den stattfindenden Verkauf von Joints erleichtern. Trimmer und weitere Hilfsmittel selbstverständlich ebenso. Dass die Waren auch sinnvoll eingesetzt werden können, wurde teils eindrucksvoll am Naturprodukt demonstriert, das auf der thailändischen Messe in allen Formen sichtbar war.
Im Gegensatz zu europäischen Messen waren nicht nur Samen zu begutachten, sondern gleich viele tolle Weed-Varietäten in allen Größen und Wachstumsstadien. Erntereife und wohlriechende Gewächse zeigten die herausragende Funktionsfähigkeit beworbener LED-Beleuchtung, Stecklinge wie Klone bewiesen die Qualität von angebotener Steinwolle und Kokoserde. Wie gut der Anbau insgesamt in Thailand funktioniert, wurde ebenfalls von stolzen Züchtern gezeigt. Potente Cannabisknospen aus eigener Produktion, die verschiedensten Haschischsorten und auch Liquids für Vaporisatoren fehlten somit nicht auf der einzigen asiatischen Hanffachmesse in diesem Jahr.
Zwei Tage Hanfforum
Neben der eigentlichen Messe fand im Queen Sirikit National Convention Center während der Expo auch noch das entsprechende Hanfforum statt, wo mehr als 30 renommierte Referenten über die aktuelle Situation der globalen Branche berichteten. Insbesondere ging es dabei neben den weltweiten Vorschriften auch um die Marktdurchdringung und die richtigen Werbetechniken.
Versprochen wurde dabei das eigene Wissen erweitern, Verbindungen pflegen und positive Veränderungen in der Hanfindustrie vorantreiben zu können. Auch waren Menschen aus aller Herren Ländern vertreten, die teils in der Hanfwelt höchsten Bekanntheitsgrad besitzen. So sprach unter anderem der Gründer der wohl bekanntesten Hanfsamenbank Ben Dronkers über Asiens wichtige Rolle in der Hanfindustrie. Der Unternehmer und Vorstand der größten Hanfvereinigung Europas (EIHA), Florian Pichlmair, hatte mitunter Hanf als Rohstoff für Lebensmittel, Getränke und kosmetische Produkte als Thema.
Viele weitere Gebiete, die mit Hanf in Verbindung stehen – wie landwirtschaftliche Entwicklungen, sinnvolle Projektfinanzierung, Extraktionstechnologien oder der richtige Umgang mit Hanfbaustoffen – standen ebenfalls auf dem Programm. Natürlich wurde auch der medizinische Aspekt bei diesen Gesprächsrunden nicht vergessen, dem man in Thailand das Ende der Prohibition eigentlich zu verdanken hat.
Die aber wohl wichtigste Überraschung, die man auf der Asia International Hemp Expo 2023 erleben konnte, war in jedem Fall die entspannte Haltung bekannter Unternehmer, die nicht wirklich mit einer Rückkehr strikterer Restriktionen rechnen. Nahezu einstimmig klang es bei kurzen Unterhaltungen mit den verschiedenen Ausstellern so, dass die Politik sich zwar einiges vorgenommen hat, um den offenen Umgang mit Cannabis wieder zu minimieren, doch der befreite Dschinn sich nicht mehr in die Flasche sperren ließe.
„All is good!“, war die Aussage einer bekannten Person, die neben einem florierenden Geschäft wohl auch eine Beraterfunktion für die thailändische Regierung ausübt. Die Asia International Hemp Expo 2024 kann also kommen – am 27. bis 30. November nächsten Jahres in Bangkok.