Die Arena Berlin zog am Wochenende vom 8. bis zum 10. Juni 2018 Besucher aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt und in die Messehallen an der Spree. Auf über 6.500 Quadratmeter Hallenfläche und 2.000 Quadratmeter Außenbereich tummelten sich zahlreiche Aussteller, es sollen insgesamt beinahe 300 Unternehmen gewesen sein, um den interessierten Hanffreunden die Neuheiten am Cannabis Markt vorzustellen und diese an den Mann und die Frau zu bringen.
Einmal mehr wird bei dieser Messe deutlich, dass die Beziehung zwischen Hanf und Gesellschaft gerade einen Wandel erfährt. Waren die Cannabis Messen bis vor einigen Jahren durch Firmen besetzt, die hauptsächlich Produkte aus dem klassischen Head Shop Sortiment anboten, also Bongs, Papers und anderes Zubehör zum Rauchen und Anbau, so sind es heute mehr Produkte, die dem Gesundheitsbereich zuzurechnen sind.
Viele CBD Produkte, Extrakte, Öle, Ess- und Trinkbares aus Hanf, ja sogar Nahrungsergänzung für Mensch und Tier sind zu entdecken gewesen. Auch die Zahl der Vaporizer und anderer Tools, um sich Cannabis oder Erzeugnisse, die daraus entstanden, zu konsumieren, hat klar zugenommen im Vergleich zu vergangenen Messen. Hanf ist in aller Munde, auf die eine oder andere Art ist er für jeden verwendbar, und so muss man sich kaum wundern, dass auch das Publikum sich aus Menschen jeden Alters und jeder Gesellschaftsschicht zusammensetzt.
Mag die Legalisierung bei der Politik und Justiz noch nicht angekommen sein, in der Bevölkerung scheint die Akzeptanz und das Interesse mittlerweile geweckt und gewachsen zu sein. So zeigen immer mehr Menschen Gesicht und scheuen sich nicht als Cannabis Nutzer in die Öffentlichkeit zu gehen, sich auf der Mary Jane zu informieren und sich bezüglich Hanf auf den neuesten Stand bringen zu lassen.
Trotz allem war ein Unterschied festzustellen zu Messen in Österreich oder der Schweiz, wo die Entkriminalisierung schon etwas weiter vorangeschritten scheint. Während zum Beispiel bei der CannaTrade in Zürich die Aussteller ihre Komplette Produktreichweite präsentierten, so gab es in Berlin viele Seed Banken ohne Samen und Blütenhersteller ohne CBD Blüten. Zu groß ist die Unsicherheit darüber, was nun legal mitgebracht und gezeigt werden kann und was nicht.
Da diese Unsicherheit bei den Produzenten und Vertrieben von CBD Blüten besonders stark spürbar war, habe ich auf Interviewanfragen auch von den verschiedenen Ausstellern äußerst unterschiedliche Reaktionen erfahren. Die meisten sind schon an der Publicity interessiert, die ein Interview ihnen kostenfrei verschaffen könnte, jedoch mussten teilweise die jeweiligen Chefs nach allgemeiner Zustimmung gefragt und auch die Informationen abgestimmt werden, die weitergegeben werden dürfen. Bei zwei Anfragen durfte sogar keinerlei Auskunft gegeben werden.
Was die Mary Jane zu einem wirklich schönen Ereignis macht, ist unter anderem auch der Außenbereich mit dem festgemachten Schiff, wo man sich auf dem Sonnendeck von Musik berieselt, den sehr belebten Messehallen für einen Moment entziehen und den Ausblick über den Außenbereich und Spree genießen konnte. Im Vergleich zum letzten Jahr war die Außenfläche zwar eher lieblos gestaltet und nicht mit einer Beschattung ausgestattet, die Hoppetosse, das Schiff machte diesen Fakt aber für alle wieder wett, die sich nicht an der etwas lauteren Musik störten.
Neben bloßer Warenkunde konnte sich der geneigte Interessent auch über aktuelle Entwicklungen in Politik und Medizin informieren. In fast 20 Vorträgen und Podiumsdiskussionen wurden zahlreiche Themen behandelt, die die Situation von Hanf im Leben der Menschen aus gesundheitlichen, rechtlichen, technischen und sozialen Perspektiven beleuchteten.
Hierfür waren viele Gäste geladen, Kapazitäten auf ihren Sachgebieten, Mediziner, Juristen, das Who’s who der Cannabis Prominenz.
Auch an der Messe selbst konnte man die bekannten Gesichter von YouTube antreffen, ein paar Worte wechseln und mit dem einen oder anderen ein Foto machen.
Im Resümee war es eine sehr gelungene Mary Jane 2018, mit allem, was dazu gehört, wobei man doch häufig von Besuchern hören konnte, dass die Veranstaltung für eine Messe einen zu starken Verkaufscharakter hatte und die Messestände beinahe eher Shops waren, wo mehr direkter Verkauf als Werbung durch Give Aways stattfand. Auch am Einlass kam es leider zu einem großen Problem. Die Besucher standen an der Kasse lange an und waren der prallen Sonne ausgesetzt. Zudem wurden ihnen am Eingang durch die Security der Veranstaltungslocations sämtliche Getränke, einschließlich Wasser in Plastikflaschen abgenommen. Gerade über die Sozialen Medien gab es reichlich negative Bewertungen.
Dies tat der allgemeinen guten Laune der Anwesenden aber keinen Abbruch, und so wurde gefeiert, entspannt, gelacht und von den reichlich vorhandenen kulinarischen Möglichkeiten Gebrauch gemacht.
Insgesamt war es ein tolles Ereignis, welches wir mit der Gewissheit verließen, dass allein die Etablierung dieser Industrie, die mittlerweile hinter Cannabis steht, ein Faktor ist, warum langfristig die Legalisierung unausweichlich wird. Nutzt einfach die nächste Gelegenheit, die sich Euch bietet auf eine Mary Jane oder eine der anderen Hanfmessen zu gehen, und es wird sehr schnell klar, dass all diese Unternehmen, all die Start-ups und die Hersteller von cannabisbasierten Produkten, sich nicht mehr so einfach vom Markt nehmen lassen werden.
Wann dies auch die Politik begreift, ist die Frage. Vielleicht sollte der Bundestag einmal geschlossen auf die nächste Mary Jane gehen, so weit ist es ja nicht. Dann werden auch die letzten begreifen, dass Cannabis aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken und die drumherum entstandene Wirtschaft nicht mehr aufzuhalten ist.