Vom 11.04.2018 – 13.04.2018 fand im Maritime Hotel in Berlin-Mitte die International Cannabis Business Conference statt. Bekannte Gesichter der Cannabisszene, Experten, Firmen und Investoren versuchten auf der dreitägigen Konferenz Kontakte zu knüpfen, Informationen zu sammeln oder die Grundlage für den Einstieg in das Cannabusiness zu schaffen.
Bereits auf der Eröffnungsfeier der diesjährigen Cannabis Business Conference wurde recht schnell klar, dass das riesige Potenzial des deutschsprachigen Cannabusiness viele internationale Hersteller und Investoren auf den Plan ruft. Schließlich bietet der deutschsprachige Raum die Chance, der weltweit zweitgrößte Markt für Cannabisprodukte zu werden. Und so ging es bei den meisten Gesprächen auf der ICBC 2018 um neue Geschäftskontakte, aus denen eine möglichst rentable Verbindung entstehen soll. Weiterhin konnte man sich auf den zahlreichen Vorträgen über Probleme und Chancen des deutschen Marktes, Investitionsmöglichkeiten oder Erfahrungen kanadischer Firmen aus der Cannabisbranche informieren.
Das Problem mit Cannabisblüten in Deutschland
In seiner Eröffnungsrede gratulierte Alex Rogers allen Anwesenden, von Anfang an bei der Entstehung eines Milliardenmarktes dabei zu sein. Unter Beifall verkündete er, „we are the revolution“ (dt. Wir sind die Revolution). Alles andere als revolutionär ist allerdings der Umgang mit medizinischen Cannabisblüten in Deutschland.
Wie Georg Wurth, Vorsitzender des DHV, in seinem Rückblick auf ein Jahr medizinisches Cannabis in Deutschland verdeutlichte, ist die Unsicherheit bei Ärzten ein weiterer Grund dafür, warum die Versorgung von Patienten mit medizinischem Cannabis bestenfalls als ausreichend beschrieben werden kann. Bereits jetzt liegen den Krankenkassen weit über 10.000 Anträge auf eine Kostenübernahme vor. Schätzungen zufolge soll es in Deutschland bis Ende des Jahres mehr Patienten als in Israel geben – und dort ist Cannabis seit Jahrzehnten als Medizin zugelassen. Dass viele Ärzte bei der Ausstellung eines Rezepts für medizinisches Cannabis zögern, oder dies gar nicht erst in Betracht ziehen, liegt laut Georg Wurth vor allem an den nicht oder falsch informierten Medizinern selbst.
Oftmals wüssten Ärzte gar nicht, welche Sorte sich am besten für eine spezielle Erkrankung eignet und oft seien es Patienten, die dem Arzt nahe legen müssen, mit welcher Cannabissorte sie sich selbst behandeln wollen. Hinzu kommt, dass sich herkömmliche Medikamente leichter verschreiben lassen und viele Ärzte mit dem Budgetproblem ihrer Praxis zu kämpfen haben. Jedem Arzt steht pro Patient ein festgelegtes Budget zur Verfügung. Da die Therapie mit medizinischem Cannabis recht teuer ist und diesen Betrag oftmals überschreitet, zögern viele Ärzte aus Angst vor Regressforderungen der Krankenkassen, ein Rezept dafür auszustellen. Dadurch liege die Entscheidung über eine Therapie letztlich in den Händen der Krankenkasse, kritisiert Georg Wurth.
Hinzu kommt der von Herstellern chemischer Cannabinoide betriebene Lobbyismus. Produkte wie Dronabinol und Sativex werden bei Ärzten und Medizinern beworben, wodurch die eigentlichen Blüten immer weiter in den Hintergrund gedrängt werden. Auf die Möglichkeit einer Therapie mit Cannabis angesprochen, verschreiben viele Ärzte dann lieber chemisch hergestellte Cannabinoide. Dieselben Erfahrungen macht Tobias Loder, ein Apotheker aus Köln, der sich in seiner Rede über die Vorliebe der Deutschen für chemische Pharmazeutika wundert. Außerdem stellt er fest, dass sich viele Kunden seiner Apotheke erst einmal mit dem Cannabisgeruch anfreunden müssten, den sie eigentlich mit zwielichtigen Dealern und Junkies in Verbindung bringen.
In Sachen Anbaulizenz für medizinisches Cannabis werden sich Interessenten auf ein neues Bewerbungsverfahren einstellen müssen. Nachdem ein Bewerber erfolgreich gegen die ungerechte Fristankündigung geklagt hatte, muss die Bundesregierung nun ein neues Bewerberverfahren auf den Weg bringen. In der Praxis bedeutet das, dass auch im Jahr 2019 voraussichtlich keine Pflanzen in Deutschland angebaut werden und man auf Importe aus Kanada und den Niederlanden angewiesen ist.
CBD ist der neue Trend
Neben dem vorhersehbaren Milliardengeschäft mit medizinischem Cannabis in Deutschland bestätigten viele Experten das enorme Potenzial des CBD-Marktes. Dies verdeutlichte auch die kleine Messe, die parallel zum Kongress stattfand. Neben Lampen für Hobbygärtnern oder Vaporizern fand man dort auch CBD-Produkte aller Art.
Milliardengeschäft deutscher Cannabismarkt
Obwohl polierte Lederschuhe und Maßanzüge auf den ersten Blick nicht an Cannabis erinnern, kann die International Cannabis Business Conference als gelungene Veranstaltung bezeichnet werden. Wie der Name schon sagt, steht bei der Veranstaltung der geschäftliche Aspekt im Vordergrund und es wurde wieder einmal deutlich, dass der deutsche Cannabismarkt ein riesiges Potenzial besitzt. Obwohl man auf der Veranstaltung das Gefühl hatte, Cannabis sei bereits ein bedeutender Wirtschaftszweig in Deutschland, dürften die Chancen auf eine Legalisierung unter der neuen Großen Koalition nicht allzu gut stehen. Auch in Sachen medizinisches Cannabis ist in Deutschland noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Sei es aufseiten der Ärzte oder der Polizei, die sich erst einmal an Patienten, die Cannabis legal konsumieren dürfen, gewöhnen müssen.