In der romantischen Landschaft der schönen Südoststeiermark liegt ein Hanffeld. Ganz legal wird hier Nutzhanf angebaut, also Cannabispflanzen, die nur eine verschwindend geringe Menge des Wirkstoffs THC aufweisen. Hinter dem Projekt steht die United Hemp Association, eine eingetragene Non-Profit-Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, gesamtgesellschaftliche Aufklärungsarbeit rund um das Thema Hanf zu leisten.
Um Vorurteile gegenüber der Pflanze abzubauen und über ihren Nutzen zu informieren, initiierte die Organisation im Jahr 2019 die Hanfinsel, das erste Selbstpflückfeld für Hanf in ganz Österreich. Als Ort der Begegnung treffen hier Freunde und Skeptiker des Hanfs aufeinander, tauschen sich aus und lernen gemeinsam über die vielen Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze. Auch dieses Jahr wird im Spätsommer wieder zum Erntefest eingeladen. Vom 24. bis zum 26. August 2020 findet das Hanfseidank-Fest in der Steiermark statt. Mit Vorträgen und Seminaren wird über das Potenzial des Nutzhanfs informiert, anschließend wird zu beschwingten Feierlichkeiten im Hanffeld eingeladen.
Die Hanfinsel richtet sich auch ganz gezielt an die ortsansässige Bevölkerung, die teils mit Berührungsängsten und Ablehnung auf das Thema Hanf reagiert. Mit den immensen Vorurteilen gegenüber Hanf in der Gesellschaft aufzuräumen, ist ein wichtiger und längst überfälliger Prozess, denn das kleine grüne Gewächs wird in seinem Potenzial oft gewaltig unterschätzt. Bevor die Pflanze als „Rauschmittel“ verteufelt wurde, galt sie ein ganz normaler Rohstoff.
Was haben mittelalterliche Bibeln, die allererste Levis-Jeans und die Segeltücher von Christopher Columbus gemeinsam? Sie alle wurden aus Hanf gefertigt! Hanf war vom 17. bis ins 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Rohstoffe weltweit. Von Kleidung über Papier, Seilen und Schnüren bis zu Farben und Lacken wurden allerhand Produkte aus der vielseitigen Pflanze hergestellt. Mit dem Aufkommen von kostengünstigeren Materialien wie Baumwolle und Jute verlor Hanf zusehends an industrieller Bedeutung. In den vergangenen Jahren wird der Pflanze allerdings immer wieder ein Comeback prophezeit. Als Erdbewohner stehen wir vor modernen Problemen wie Klimawandel, Wasserknappheit, Plastikverschmutzung und zahlreichen anderen Umweltproblemen.
Das bewährte Multitalent Hanf könnte hier Abhilfe schaffen! Er wächst schnell, nachhaltig und ressourcenarm in fast allen Teilen der Welt und ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zu zahlreichen anderen Rohstoffen. Zusätzlich können Extrakte aus der Hanfpflanze als potente Wirkstoffe medizinisch und kosmetisch eingesetzt werden und bergen ein großes Potenzial bei der Behandlung unzähliger Krankheiten. Trotzdem wird das Thema Hanf negativ konnotiert. Wer an Hanf denkt, assoziiert damit oft Marihuana-Konsum, Rausch und Abhängigkeit. Mit der politisch motivierten Prohibition von Cannabis wurden viele Falschinformationen über die Pflanze verbreitet. Der Krieg gegen die Drogen in den USA hat zusätzlich negativ zum öffentlichen Meinungsbild beigetragen. Die Ablehnung gegenüber der Pflanze ist ein eher neuzeitliches Phänomen. Hanf galt in Amerika für lange Zeit als gängiges Zahlungsmittel, sogar Steuern konnte man einst mit Hanf bezahlen.
Damit wir als Gesellschaft zur ursprünglich traditionellen Hanfnutzung zurückfinden können, bedarf es also erst einmal viel Aufklärungsarbeit. Dieser Aufgabe hat sich die United Hemp Association angenommen und plant, in Zukunft in jedem österreichischen Bundesland eine Hanfinsel zu realisieren. Den Anfang machten Felder in der Steiermark und in Kärnten, die sich im letzten Jahr schon vieler Besucher erfreuen konnten. Dieses Jahr wird das Erntefest in der Steiermark in Kooperation mit dem Biohof Eibler und den Hanf-Shops Auratura und dem Grünen Brunnen realisiert. Dabei geht es vor allem darum, den Wissensstand der Bevölkerung zum Thema Hanf aufzubessern. Da sich der Mensch Zusammenhänge erwiesenermaßen am besten merkt, wenn so viele Sinne wie möglich dabei einbezogen werden, wird lernen auf der Hanfinsel als synästhetische Erfahrung zelebriert.
Hanf ist eine Pflanze, die mit allen Sinnen erkundet werden kann. Wer sich traut, kann sich ins Dickicht des Hanffeldes schlagen und die Pflanze mit eigenen Händen erkunden. Hier darf sich jeder eingeladen fühlen, einen Moment die Augen zu schließen und in die wunderbare Welt der Terpene einzutauchen. Diese Stoffe finden sich in vielen Pflanzen und verleihen der Hanfpflanze ihren betörenden Geruch. Auf freiwilliger Spendenbasis kann auch Hanf gepflückt werden, der dann zu Hause für die Zubereitung von allerlei Naturprodukten weiterverwendet werden kann.
Damit auch der Geschmackssinn in der vielschichtigen Welt des Hanfs nicht zu kurz kommt, werden eingelegte Hanfblätter und andere Hanfsnacks gereicht, dazu passend gibt es Hanfbier aus der Umgebung. Als auditive Erfahrung kann wahlweise dem Hanf beim Wachsen zugehört werden, alternativ sorgen österreichische Reggae-Bands für die passenden musikalischen Schwingungen im Hanffeld. Menschen in allen Größen und Farben sind herzlich eingeladen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Hanffreunde, und jene, die es mal werden wollen, können sich schon den 24. Oktober 2020 im Kalender vormerken, denn die United Hemp Association lädt zum Netzwerktreffen ein!
Was? Erntedankfest auf der Hanfinsel
Wann? 24.-26.08.2020
ab 14:00 Uhr
Wo? Am Biohof Eibler in Manning 8
8081 Heiligenkreuz am Waasen
Kontakt Facebook unter „United Hemp Association – Hanfinsel“
Eintritt frei!
photocredit: ewa_unicorn instagram.com