Von der Tageszeitung bis zu den Tagesthemen im Fernsehen, kaum ein Nachrichtenmedium, das nicht wenigstens kurz einmal über die Hanfparade berichtet, egal ob man sich zur Legalisierungsbewegung oder zu den eher konservativen Medien zählt.
Die Berichterstattungen decken sich eigentlich in all ihren Angaben ziemlich, und generell ist die öffentliche und mediale Wahrnehmung der Veranstaltung, aber auch ihren Absichten gegenüber positiv gestimmt. Nur selten liest man Abschnitte mit entgegengesetzter Argumentation, wie wir sie zum Beispiel bei rbb24.de finden. Hier werden Aussagen der Drogenbeauftragten Marlene Mortler zitiert, die sich im Kern schon widersprechen.
Es wird erneut vor der Verharmlosung von Cannabis gewarnt, mit der Begründung, es habe heute nichts mehr mit der schwachen Droge von vor 20 Jahren gemein. Dies ist zwar richtig, Cannabis ist stärker geworden. Doch da die Entwicklung von so hohen THC-Werten bei Marihuana in den vergangenen 20 Jahren bis heute den Einflüssen des Schwarzmarkts unterworfen sind, und da eben die Konsumenten auf diesem Schwarzmarkt die Stärke des Cannabis nicht auf der Verpackung vorfinden, geht dieses Argument nach hinten los. Tatsächlich spricht dieser Fakt eher für eine Cannabis regulierende Gesetzgebung.
Zwischen 4000 und 6000 Teilnehmer
Ab 12 Uhr versammelten sich Hanffreunde aus ganz Deutschland am Alexanderplatz in Berlin und stimmten sich auf den Protest gegen die nicht mehr zeitgemäße Drogenpolitik der Bundesregierung ein. Kurz vor der Auftaktkundgebung hat man etwa 4.000 Menschen gezählt, später waren es dann gut 6.000 Teilnehmer, die um 15 Uhr den Demonstrationszug durch die Innenstadt und das Regierungsviertel begleiteten.
Musik & Message
Im Rahmenprogramm um die Hanfparade waren es neben musikalischen Beiträgen, vor allem Redner, verschiedener politischer Parteien und langjährige Hanfaktivisten, die die in der Hauptstadt Stimmung gegen eine ungerechtfertigte Kriminalisierung von Konsumenten und andere Fehler in der restriktiven Cannabispolitik anheizten. Dennoch war der Ablauf der Demonstration wie erwartet friedlich, sodass viele Polizisten vorzeitig ihren Einsatz beenden konnten.
Allgemein stößt das Motto dieser 22. Hanfparade auf ein breites Verständnis der Masse, wenn nicht sogar auf Zustimmung. Die Verbostpolitik ist gescheitert und es ist Zeit, die Entscheidungen über den Umgang mit Cannabis einem aufgeklärten und selbstbestimmten Volk in die Hände zu geben. Keine Freigabe soll es sein, sondern ein regulierter und kontrollierter Markt mit Möglichkeiten, über Qualität, Jugendschutz und Regeln für die Erzeugung der Volksgesundheit und der Volkswirtschaft einen echten Dienst zu erweisen.
Mittlerweile machen immer mehr Nationen vor, wie es besser geht, sodass auch das Unverständnis in der Bevölkerung darüber wächst, dass man die Zeichen nicht erkennt und auch nicht von den Erfahrungen aus anderen Ländern profitiert. Der Hanfverband hat dieses Jahr anstelle eines Wagens einen grünen Fußgänger-Block gebildet, der das Bild des Straßenzugs sehr harmonisch hat wirken lassen. Nach dem Rundkurs der Demonstration gab es weitere Redner und musikalische Motivation, anschließend wurde noch bis in die Nacht friedlich weiter getanzt, diskutiert, gefordert, gechillt und geraucht.