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Dank der allgemeinen Cannabis-Legalisierung wurden kürzlich auch Drogentests im American Football den neuen Zeiten angepasst. Die „National Football League“ (NFL) gestattet nun höhere THC-Grenzwerte und Spieler müssen erst bei einer Nachweisbarkeit von mehr als 350 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum mit einer Sperre rechnen.
Cannabiskonsum in der NFL weitverbreitet
American Football ist ein waschechter Knochenbrecher-Sport. Profis in der NFL wie Amateure am College tragen zwar Helme, Schulterpolster und Co, leiden aber ständig an mitunter richtig heftigen Verletzungen. Von Gehirnerschütterungen und starken Schmerzen bis Stress und Burn-out ist alles möglich, und zumindest unter der Hand spielte Cannabis beim Lindern solcher Beschwerden schon immer eine wichtige Rolle.
Erlaubt war die Einnahme von THC bisher jedoch nicht. Mediziner verschrieben den geplagten Sportlern Opiate und andere chemische Arzneimittel, deren Suchtpotenzial wie Nebenwirkungen freilich manche Karrieren zerstört haben. Positive Drogentests auf Wirkstoffe der Hanfpflanze bedeuteten häufig Ersatzbank, Tribüne oder gleich die Entlassung durch den Club.
Weil schmerzstillende, entspannende Cannabinoide in der Kabine heimlich genauso zirkulierten wie auf Partys und im ganz normalen Alltag, waren Sanktionen keine Seltenheit. Bis zur Anpassung der THC-Grenzwerte galt Marihuana im Sport als eine Art Doping, strukturell angeblich vergleichbar mit Anabolika oder Amphetaminen, was die Freigabe in vielen Bundesstaaten der USA jetzt endlich beseitigt.
Verband und Spielergewerkschaft setzen beim Hanf endlich auf Fair Play
Die lange Nachweisbarkeit von Cannabis macht staatliche Willkür bei einem Drogentest leider zum Kinderspiel. 150 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum sind nicht nur schnell erreicht, sondern auch Tage nach dem Konsum im Organismus problemlos auffindbar. Berauschende Effekte haben Hanfprodukte jedoch nur einige Stunden, und eine wirklich akute Einnahme betreffen Restriktionen dann eher selten.
Bei unrealistisch niedrigen Grenzwerten wurde stattdessen der Joint mit durchschnittlich 100 Milligramm THC am Tag nach einem harten American Football Match absurderweise gleich hart bestraft wie Kiffen direkt vor dem Anpfiff. Profis in der NFL zünden sich natürlich keine Grastüten in der Halbzeit an und so sanktionierte der Verband jahrelang vor allem privaten Hanfkonsum in der Freizeit.
Der Spielergewerkschaft NFLPA ging diese Praxis angesichts der Legalisierung von Haschisch und Marihuana für Erwachsene seit Jahren zu Recht gegen den Strich. Immer mehr Druck wurde auf die üblichen Kalkriesen im Vorstand und in der Verwaltung aufgebaut. Ende 2024 stimmte man beim Nachweisen von THC der überfälligen Anhebung auf mehr als doppelt so hohe Werte endlich zu – spät, aber immerhin! Fair Play lautet die Devise und ab sofort schließt sich die NFL puncto Cannabis anderen amerikanischen Sportverbänden an.
Mehr Datenschutz für Drogentests im American Football
Gleich mit beschlossen wurde außerdem die Ausweitung des Datenschutzes. Finden Offizielle bei Tests psychoaktive Wirkstoffe wie eben das THC und es drohen entsprechende Maßnahmen, wird den Teams der NFL nicht mehr mitgeteilt, um welche Substanz es sich konkret handelt. Das schützt die Spieler, denen man mit einer Sperre für mehrere Matches und vielen tausend Dollar Geldbuße schon genug aufdrückt.
Ganz ohne Gegenleistung und Deals geht es in den Vereinigten Staaten, aber auch beim American Football nicht. Viele Profis informierten bisher gerne in den sozialen Medien, wenn sie mal wieder für einen Drogentest ausgewählt wurden. Beim gemeinhin legalen Hanf gab es dann von den Fans massive Kritik an den überholten Praktiken der NFL, und der Sportverband kam bei den Anhängern rüber wie brutale Cops von der Anti-Drogen-Behörde DEA.
Das wirkte in puncto Öffentlichkeitsarbeit dann fast so von gestern aus, wie der Umgang mit Hanf beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Während sich Verkehrsteilnehmer in der Bundesrepublik über die gleiche Anhebung der THC-Grenzwerte auf höhere Limits wie die harten Jungs im American Football freuen, werden Profis aller Sportarten beim Gras hierzulande trotz Legalisierung weiter bestraft.
Bisher jedenfalls tritt keine Gewerkschaft für mehr Rechte von bundesdeutschen Sportlern ein. Geht es um die Nachweisbarkeit von Cannabis, präsentieren sich Deutschlands Verbände im Sport ähnlich verstockt und unwidersprochen willkürlich wie die CDU/CSU in der Politik. Ob sich an dieser unfairen Praxis etwas ändert, wenn die Nachrichten vom Spielfeldrand bei Uncle Sam jetzt nach Europa herüberschwappen?