Der Deutsche Hanfverband eröffnet seinen Stand auf der Mary Jane im Juni 2017 in Berlin an einer strategisch günstigen Lage. Praktisch jeder Messegast wird wenigstens die Hanfverband-Banner gesehen haben. Georg Wurth ist der Inhaber vom Deutschen Hanfverband. Es handelt sich um die professionelle deutsche Lobby für den Hanf. In den letzten Jahren hat es aufgrund der internationalen Entwicklung auch beim Deutschen Hanfverband einen enormen Impuls gegeben, sodass Politiker und Medien ihn als seriöse Quelle und Gesprächspartner anerkennen. Vor fünf Jahren war das noch nicht in dieser Form gegeben, die Zeiten ändern sich.
Auch dieses Mal referiert Georg Wurth neben anderen DHV Mitarbeitern oder Mitgliedern auf der Mary Jane. Sein Thema waren die USA und die Legalisierung in bereits acht Bundesstaaten. Er erklärt, wie es insgesamt läuft, wie sich diese neuen Freiheiten gestalten und dass die Effekte der Legalisierung überwiegend positiv gewertet werden können. Dieses lasse sich gerade in Colorado nach über zwei Jahren sehr schön an den Statistiken ablesen. Viele Infos gibt es direkt auf der Regierungswebsite von Colorado.
Georg Wurth zur Entwicklung in Deutschland
Eine ganz klare Aussage von Georg Wurth im Vortrag ist, dass Deutschland in der Legalisierung von Cannabis keinen Alleingang macht, sondern „mitschwimmen“ wird. Deswegen wäre gerade die Entwicklung in den USA sehr interessant, die selbst Donald Trump mit seinen Hardlinern nicht mehr kippen, sondern nur noch abbremsen kann.
Mit dem Cannabis-Medizin-Gesetz wäre hier in Deutschland ein großer Schritt getan. Georg Wurth rechnet damit, dass inzwischen 2000 Patienten legales Marihuana aus der Apotheke beziehen, vor dieser Gesetzesänderung waren es ca. 1000. Weiterhin werden es zum Jahresende vermutlich schon 10.000 sein, womit der Anbau in Deutschland zur Selbstversorgung sehr relevant wird. Die derzeit geplante Produktionsmenge von 2000 Kilo wird demnach schnell gesteigert, so die Schlussfolgerung.
Besonders hervorgehoben hat Georg Wurth die neue Führerscheinkampagne KlarerKopf-KlareRegeln.de, die praktisch pünktlich zum Messebeginn online ging und mit Flyern und Plakaten auf der Messe beworben wird. Die Grenzwerte für THC im Blutserum müssen dringend gesteigert werden, damit nüchtern fahrende Kiffer ihren Führerschein behalten können. Immer mehr Menschen dürfen legal konsumieren sowie der Marihuanakonsum auch gar nicht verboten ist, sondern nur damit verbundene Handlungen. Es kann nicht sein, dass diesen Menschen, die nüchtern fahren, dennoch in Kontrollen ihren Führerschein verlieren.
Kommerz und zur Werbung ein gesunder Mittelweg
Nach dem Vortrag nutzte ich die Chance, es im Interview mit Georg Wurth zu erfragen, wie der Deutsche Hanfverband zu Kommerz und Werbung steht.
Zum einen wollen wir keine konsumfördernde Werbung, wie sie derzeit noch für Alkohol normal ist und wie es diese in einigen Regionen oder Bundesländern der USA derzeit bereits für potenten Hanf gibt. Zum anderen wollen die Unternehmen Geld verdienen und können mit diesem Geld wieder den DHV oder andere Aktivisten unterstützen, um mit größer werdenden Freiräumen mehr Geld verdienen zu können.
Georg erklärt, er möchte einen gesunden Mittelweg gehen. Werbung für potente Hanfprodukte soll seiner Meinung nach nur in gewissen Grenzen gestattet werden, sie soll jedoch nicht komplett verboten werden. Noch keiner der Firmensponsoren hätte jemals erklärt, dass der DHV sich für mehr Cannabiswerbung einsetzen muss, wenn er dieses öffentlich erklärt. Diese Frage wird noch genauer im Video beantwortet.
Für die Unternehmen, die immerhin über Finanzkraft verfügen und diese zugleich für die Legalisierung einsetzen, ist unkontrolliertes Werben durchaus verlockend. Wenn jedoch keine konsumfördernden Handlungen erfolgen sollen, muss die Werbung für potente Cannabisprodukte eingeschränkt werden. Dass in den USA viele Hanfunternehmen bereits jetzt gutes Geld verdienen und einiges wieder in die Legalisierung stecken, ist extrem gut für unsere Bewegung. Blinklichtreklametafeln würden uns jedoch unsere Glaubwürdigkeit nehmen.
In der Schweiz gab es einst den Duftsäckli Boom, als in zugenähten Stoffbeuteln potenter Hanf in Massen verkauft wurde und alle schnell viel Geld verdienen wollten. Die Folge war, dass die Staatsanwaltschaft doch einschritt und auch ein folgendes Volksbegehren für die Cannabislegalisierung scheiterte. Treiben wir es zu bunt, ist das für unsere Gegner also Öl im Getriebe.
Der DHV, der zwischen den Unternehmen und der Harm Reduction sitzt, möchte einen vernünftigen Mittelweg, seine Firmensponsoren stehen dennoch hinter dem DHV. Das spricht für diese Firmensponsoren, die ihr Geld eben nicht gewissenlos verdienen wollen.