In der Schweiz ist Cannabis legal, jedenfalls so lange der THC-Gehalt unter 1 % liegt. Und genau diese kleine Grauzone machen sich sehr viele Firmen in der Schweiz seit diesem Jahr zum Geschäftsmodell: In eidgenössischen Kiosken quer durch das Land wird nun Cannabis verkauft, ganz offiziell als Tabakersatz. Die Blüten enthalten sehr viel CBD und haben allesamt einen THC-Gehalt von unter einem Prozent, dürfen also auch in der Öffentlichkeit geraucht werden und sind zu 100 % legal.
Polizei erkennt keinen Unterschied!
Die Polizisten der Schweiz haben nun ein großes Problem, was keiner hat kommen sehen: In öffentlichen Parks wird nach wie vor viel gekifft, die Polizei steht jetzt aber ziemlich doof daneben. Denn sehr viele Konsumenten rauchen jetzt einfach legales Cannabis (zumindest teilweise…), welches ohne Labortest unter keinen Umständen von normalen, THC-haltigen Sorten unterschieden werden kann. Am Anfang war das CBD-Cannabis noch sehr teuer, ein Gramm konnte schnell an die 15 Euro kosten. Seit einigen Monaten ist der Preis jedoch deutlich gesunken, manche Sorten gibt es jetzt bereits ab 5 Euro aufwärts. Dadurch wird das Gras auch für normale Kiffer interessant, leider auch für Dealer… Aber das ist ein anderes Problem!
Gesucht: kleinste Weltstadt mit 4 Buchstaben
Mein Urlaub hat mich mal wieder in die Schweiz verschlagen, ich sitze in Genf am Hauptbahnhof fest und mir fallen die Schlagzeilen ein, die ich vor einigen Wochen gelesen habe. „Genfer Kriminellen-Duo verkauft THC-haltiges Cannabis im Kiosk“… Ein Versuch ist es also Wert. Ich suche nach dem nächsten Kiosk und muss erst mal ein bisschen grinsen. Eine alte Frau, weit über die 70, berät mich minutenlang über die Unterschiede der Sorten, empfiehlt dies und jenes, rät mir vom „viel zu starken“ Cheese-Pollen ab und legt mir schlussendlich ihre Lieblingssorte ans Herz „Acapulco Gold“ von CBD420, einer Grasfirma mit Sitz in der Genfer Innenstadt. Leider sind die günstigen Einkaufspreise noch nicht so ganz bei den Verbrauchern angekommen, andererseits ist Acapulco Gold aufgrund des Geschmacks auch eine sehr beliebte Sorte. Der Preis ist jedoch für die Schweiz ungewohnt hoch: 1,4 Gramm werden mit 20 CHF berechnet (ca. 20 Euro).
(Anmerkung: Heute, wenige Wochen nach dem Urlaub, gibt es diese Sorte für 8,27 €/Gramm zu kaufen!).
Verpackung und Geruch
Die Packung sieht sehr schick aus, ihr seht es ja auf den Fotos. Es gab nur einen winzigen Nachteil: Es roch definitiv durch! Da ich an diesem Abend noch die Grenze nach Frankreich überqueren wollte, musste ich die 1,4 Gramm an einem Nachmittag verarbeiten. Mit normalem Gras keine leichte Aufgabe, mit einer THC-freien Sorte aber möglich.
Wie bereits erwähnt: Das Gras duftete schon durch die Verpackung hindurch. Und zwar extrem lecker. Klingt doof, aber es ist dieser typische Coffeshop-Gras Geruch, von dem man nicht genug bekommen kann. Die Box ist noch versiegelt, jedoch eher um der Polizei zu beweisen, dass der Inhalt noch original ist, nicht um den Geruch zurückzuhalten. So wurde es mir im Kiosk auch erklärt. „Solange die Dose versiegelt ist, garantiert der Hersteller für den Inhalt“. Klingt logisch!
Geruch, Aussehen und „Verhalten“
Die Blüten sehen aus, wie Gras aussehen muss: Hervorragend beschnitten, keine großen Blattreste, überstehende Stängel oder sonstiges! Es ist unerwartet hart, sehr verharzt und klebt plötzlich an den Fingern fest.
„Wie verhält sich das beim Kleinmachen?“, ist ein Satz, den Kiffer untereinander verwenden, um die Qualität von Blüten besser einordnen zu können, denn es gibt einen guten Rückschluss auf die Trocknung und Lagerung. Dieses Gras verhält sich sehr gut, „geht schön auf“ und lässt sich perfekt aus dem Grinder herausschütten. Der Geruch nach dem Kleinmachen ist sehr lecker, ich weiß nicht wie oft ich daran geschnuppert habe, bevor ich dann endlich weitergedreht habe!
Mischverhältnis? Pur
Denn: Das Gras musste ja bis abends weg, außerdem wollte ich es mal so rauchen, wie es offiziell gedacht war! Also erst mal die Hälfe in einen kleinen Pur-Joint mit normalem Tipp gedreht, normalerweise verwende ich 6 mm Aktivkohlefilter. Der Geruch beim Anzünden ist „wie erwartet“ gut, der Geschmack sorgt für ein direktes Holland-Feeling! Nach dem ersten Zug hat man vergessen, was man da eigentlich raucht, denn es schmeckt eben einfach zu 100 % wie das Original. Im Gegensatz zu alkoholfreiem Bier lässt sich hier wirklich null Unterschied feststellen, das CBD-Cannabis riecht sogar um einiges besser als so manches Homegrow. Zudem: Kein Kratzen im Hals, kein seltsames Abbrennen und die Asche ist schön hellgrau. Auf den ersten Blick konnte ich auch keine Microseeds erkennen, dafür waren die Sitzposition und vor allem der Wind aber auch einfach zu nervig.
Wirkung: Naja
Und da wären wir dann auch schon: Der Placebo-Effekt! Denn natürlich: Am Anfang fühlt es sich an, wie ein Holland-Joint, später merkt man aber „mhm, da passiert eigentlich nicht viel“. Man fühlt sich ein wenig entspannter als davor, ansonsten merkt man aber nicht viel. Außer meinen Hunger, der sich nach der Tüte direkt bemerkbar macht. Ein Panini (flachgedrücktes, belegtes Baguette mit geschmolzenem Mozzarella!) später wandere ich an die Rhône und suche mir eine ruhige, etwas abgelegene Bank am Ufer. Denn jetzt wird es illegal, ich überschreite eine für die Polizei unsichtbare Grenze: Ich mische etwas THC-haltiges Cannabis mit dem Acapulco Gold, der Tabak wird auch dieses Mal komplett aus dem Joint verbannt. Das Ergebnis ist sehr interessant: Ein bombastischer Geschmack, dazu eine extrem „klare“ Wirkung, die sich definitiv anders anfühlt als sonst. Und auch wenn das so geliebte, „gedämpfte“ Gefühl im Hinterkopf fehlt: Ich fühle mich direkt pudelwohl und habe für die nächste halbe Stunde ein breites Grinsen im Gesicht. Was mir direkt auffällt: Mein Mund ist extrem trocken, eine solche Mund-Wüste hatte ich lange nicht mehr. Der Joint brennt perfekt ab, die Asche sieht wieder schön hell aus und die Tüte geht nicht mal so oft aus, wie ich erwartet habe.
Was ich noch anmerken möchte: Da ich in den beiden Joints nur pures Cannabis geraucht habe, fehlt die „direkte“ Wirkung des Nikotins, die für den ein oder anderen Kiffer sogar dazugehören muss. Nikotin löst zunächst tatsächlich eine ähnliche Wirkung wie THC aus, der gute alte „Nikotin-Flash“, eine Tabak-Überdosis, ist aber alles andere als angenehm und meistens mit einem nervigen Schwindelgefühl verbunden. Aber nach wie vor: Manche könnten sich nicht vorstellen, ohne Tabak zu drehen, teilweise auch weil der Joint dann einfach besser abbrennt. Daher:
Alle guten Dinge sind drei…
Dritter Joint, dritter Test, diesmal unter Realbedingungen: Ein Blättchen als Tisch, eine dünne Schicht Tabak als Teller und obendrauf kommt der Rest des Acapulcos, dazu ca. 0,2g THC-haltiges Cannabis (Sorte: AK-47 von Serious Seeds), abgerundet wird das Gedeck diesmal mit einem 9 mm Aktivkohlefilter.
Geschmack: Nicht mehr ganz so toll! Auch die Wirkung ist nicht mehr ganz so klar, besonders die ersten Minuten fühlt man sich wie nach jedem anderen, normalen Joint. Doch dann, als der Joint langsam ausgeht, merke ich irgendwie: So verklatscht wie sonst werde ich nicht! Die „klare“ Wirkung ist wieder da! Nur leider: Ist diese echt schwer zu beschreiben. Man fühlt sich nicht so faul, hat irgendwie Bock ein bisschen durch die Gegend zu glotzen und sich seine Gedanken über dies und jenes zu machen. Und, was ich sehr deutlich merke: Das Pappmaul ist definitiv extremer, sobald Acapulco Gold im Joint ist. Auch der Geschmack dieser Sorte ist im Joint definitiv dominant, jeder Zug schmeckt, auch nach mehreren Joints, immer noch stark nach Holland.
CBD-Gras: Meine Meinung
Bei all diesen Tests muss man dazusagen: Als Cannabis-Journalist hat man im Leben meistens schon den ein oder anderen Joint geraucht und hat daher eine gewisse Toleranz aufgebaut. Für absolute nicht-Kiffer kann ich mir aber definitiv vorstellen, dass die knapp 1 % THC eine gewisse Wirkung hervorrufen. Auch der oben erwähnte Placebo-Effekt sollte nicht vergessen werden! Am Anfang fühlt man sich schon todesbreit, wenn man sich etwas zusammenreißt, merkt man auch rasant, dass man sich da wohl selbst einen Streich gespielt hat.
Insgesamt finde ich das CBD-Gras aber echt eine super Sache, besonders der zweite Joint, also die Kombination aus CBD-Gras und THC-haltigen Sorten, hat es mir sehr angetan. Es kam mir auch so vor, als ob man weniger normales Gras als bräuchte und trotzdem die gleiche „Wirkdauer“ hat. Im Kiosk gab es auch CBD-Hasch und andere, noch CBD-reichere Sorten zu kaufen. Wer also Lust hat, kann sich da zeitweise durchtesten.
Mein Fazit:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die CBD-haltige Sorten bald auch in Deutschland verkauft werden! Bereits jetzt gibt es eine Sorte, deren THC-Gehalt niedriger als 0,16 % ist, also unter dem in Deutschland gültigen Wert von 0,2 %. Diese Sorte kann man also auch in Deutschland auf der Straße rauchen, Stress mit der Polizei ist dann aber vorprogrammiert. Das Tolle ist: Sollen DIE euch doch beweisen, dass diese Cannabis überhaupt genug THC enthält! Und so wird, wie auch in der Schweiz, die Polizei dieses Spiel sehr schnell aufgeben.