Eine gute Genetik ist die Grundlage für eine gute Ernte. Diese Aussage würde wohl fast jeder Grower unterschreiben, vom Anfänger bis zum Experten. Daher sollte die Genetik am besten auch von Experten stammen, die im besten Fall schon länger als fünf Jahre auf dem Markt sind.
Wenn die meisten an den Einkauf von Cannabis-Samen denken, kommt als allererstes „Holland“, genauer gesagt die Niederlande als heißer Kandidat auf den Tisch. Und tatsächlich: Da die EU-Gesetze dort etwas auf andere Art interpretiert werden, ist der Verkauf von Samen hier gestattet. Doch auch in Österreich, der Schweiz oder Spanien ist der Verkauf von Samen gestattet oder zumindest toleriert. Und besonders auf Spanien wollen wir nun einen kleinen Blick werfen.
Herbies Seeds: Über 20 Jahre Erfahrung machen sich bezahlt
Die spanische Cannabis-Samenbank „Herbies“ verkauft seit über 20 Jahren Seeds und zählt damit schon zu den alten Hasen im Geschäft, auch wenn sie hier in Mitteleuropa noch nicht so bekannt sind. Neben fast allen gängigen Herstellern, darunter Royal Queen Seeds, Dinafem oder Serious Seeds, bietet Herbies seit einiger Zeit auch eine eigene Seed-Kollektion an, die in Zusammenarbeit mit spanischen Züchtern entstanden sind: „Herbies Seeds“! Hier wurden die besten und beliebtesten Genetiken genommen. Und solange miteinander verkreuzt, bis auch wirklich alle zufrieden waren! Die potentesten dieser Sorten sind im „Herbies Heavy Kickers“-Mix-Pack vertreten, welches ich glücklicherweise für euch testen durfte: Grandmommy Purple, Mimosa Shot und Godzilla Glue #4.
Sorteninformationen
Kleiner Hinweis zum Einstieg: All diese Sorten haben eine THC-Wert-Angabe von 29 bis 30 %. Hier muss natürlich dazugesagt werden, dass diese Werte die absoluten Top-Werte sind und nicht der Durchschnitt. Trotzdem kann man bei solchen Angaben, auch unter nicht-Laborbedingungen, eine überdurchschnittlich potente Ernte erwarten!
Godzilla Glue #4: Diese Sorte ist eine Kreuzung aus Chem Sis, Sour Diesel und Chocolate Thai, also allesamt Elternpflanzen, die schon selbst kleine Berühmtheiten sind. Der Indica-Sativa-Anteil liegt bei 50–50. Die Blütezeit wird mit durchschnittlich 55–60 Tagen angegeben, der maximale Ertrag soll bei stolzen 800g/m² liegen, der THC-Gehalt ist mit 29 % der niedrigste in dieser Mischung.
Mimosa Shot: Hier reichen sich Mimosa und Fruit Punch die Hand. Ich freue mich schon auf einen fruchtigen Smoke! Auch hier soll der Ertrag bei bis zu 800g/m² liegen. Und das in nur 65 Tagen Blütephase! Mit einem Indica-Anteil von 65 % kann man sie als „indicadominant“ bezeichnen. Der THC-Gehalt wird mit bis zu 30 % angegeben.
Grandmommy Purple: Diese Kreuzung aus der berühmten Big Bud und Purple Urkle soll mit maximal 140 cm zwar nicht so groß werden, bei einem Indica-Anteil von 80 % ist dies aber auch nicht weiter verwunderlich! Der Ertrag ist mit „nur“ 500g/m² der niedrigste. Dafür der THC-Gehalt mit bis zu 30 % auf jeden Fall ordentlich!
Setup
Die Anzucht der Damen findet unter einem 140W Flatboard der Marke Bloomstar in 6500K statt. Durch den hohen Blauanteil bleiben die Damen besonders am Anfang schön buschig und bilden sehr kurze Internodien. Für Laien: Die Abstände zwischen den Trieben (Nodien) werden als „Internodien“ bezeichnet. Je kleiner die Internodien sind, desto besser geht es der Pflanze. Lange Internodien sind hingegen oft ein Zeichen für Lichtmangel. Im Fachjargon würde man dies dann als „Geilwuchs“ bezeichnen, wir Grower sagen einfach „die Lady spargelt!“.
Als Substrat verwende ich den Special Mix Light von Goldlabel, eine nur schwach, aber dafür hochwertig gedüngte Erde auf Torfbasis. Gekeimt wurden die Pflanzen in ganz normalen Anzuchtblöcken auf Erdbasis. Sobald sich das zweite Blattpaar zeigt, werden die Pflanzen umgetopft in handelsübliche Vorzuchttöpfe. Leider hat sich bei einer Godzilla Glue #4 eine Samenhülle an einem Blatt verhakt, wodurch sich das Blatt nicht richtig entwickeln konnte und die Pflanze bereits nach wenigen Tagen stark hinterherhinkte. Sie wurde dann erlöst. Der Grow startet also mit 14 Damen. Gedüngt werden die Pflanzen mit Crazy Hills, einem bio-mineralischen Dünger aus Österreich. Dazu wird aber auch die Serie von CANNA ergänzend eingesetzt: Die Fehler, die man bei Biodüngern gerne mal macht, lassen sich mit mineralischen Düngern prima ausbügeln.
Wachstumsphase
Bereits in der Wachstumsphase wurden die Pflanzen wenige Wochen nach dem Keimen in ihre 11l Endtöpfe umgetopft, damit sich ein möglichst großer Wurzelballen bilden konnte. Als Lampe kam zunächst eine Maxibright Daylight 660W Pro, gedimmt auf 50 %, zum Einsatz. Die Box ist eine 150 × 150 cm Probox von Garden Highpro. Die Pflanzen wachsen alle in etwa so, wie ich es von der Genetik her erwartet hätte: Die Grandmommy Purple blieben von Anfang an die kleinsten, aber stämmigsten Exemplare. Die Gozilla Glue #4 sowie die Mimosa Shot hatten beide relativ ähnlich schmale, sativalastige Blätter, die Mimosa Shot blieb von beiden noch dazu insgesamt etwas kleiner. Was mir an dieser Stelle schon sehr positiv auffiel: Die Uniformität innerhalb der Sorten.
Klar, im gesamten Zelt: Absolutes Chaos, die Indicalastigen wurden am Rand fast verdrängt, die Sativas überwucherten schnell einen viel zu großen Teil der Box. Aber innerhalb der Sorten war alles schön uniform, man konnte die Sorten mit ein bisschen Erfahrung einfach am Wuchs erkennen und musste schon gar nicht mehr auf die Beschriftung achten. Und in der Blütephase wurde dieser Trend noch weiter sichtbar. Alle Pflanzen wurden übrigens getoppt und regelmäßig die großen, älteren Sonnenblätter entfernt. So entstanden schön buschige Pflanzen.
Frühe Blütephase
Nach ungefähr 8–9 waren alle Pflanzen bereit für die Blütephase, die Box zum Bersten gefüllt. Zum Beginn der Blütephase wurden alle Pflanzen aber noch ein mal aus der Box herausgeholt, einzeln beschnitten, gelollipopped und noch ein mal begutachtet. Dann kamen alle wieder in das Zelt und es wurde ein Netz ausgebreitet, damit die Blüten später besseren halt haben. Das Netz war zu Beginn der Blütephase noch ein gutes Stück über den Triebspitzen, nach einer Woche waren die meisten Pflanzen aber bereits durchgewachsen.
Besonders die Godzilla Glue legte einen außerordentlichen Stretch an den Tag: Ich musste die riesigen Blüten mit Gewichten ein wenig zur Seite drücken, da ich sonst die Lampe viel zu hoch hätte hängen müssen. Da sich bei einigen Pflanzen im unteren Bereich ein leichter Stickstoffmangel zeigte, erhöhte ich die Düngerdosis etwas. Hier hatte ich die Rechnung aber ohne die Grandmommy Purple gemacht: Durch ihre kleine Form vertrugen die Damen den zusätzlichen Dünger leider nicht so gut und zeigten schnell Überdüngungserscheinungen in Form von Adlerkrallen an und wurden daher erst mal nur mit Wasser gegossen.
Mittlere Blütephase
Alles in allem Wuchs alles prächtig! Nur die Temperatur machte den Damen zu schaffen: Das Thermometer stieg in der Box teilweise auf über 30 °C (bei knapp 29 °C außerhalb kein Wunder), der Wasserbedarf der Damen stieg rasant an, teilweise verbrauchte die Box jeden Tag 25l Nährlösung, was natürlich auch an der niedrigen Luftfeuchtigkeit lag und nicht nur auf die Versorgung der Pflanzen zurückzuführen ist.
Die Pflanzen entwickeln sich prächtig! Besonders auf den Gruppenfotos sieht man den Sativa-Anteil durchwachsen: Die Godzilla Glue, die allesamt in der Mitte stehen, bildeten wunderschöne, lang gezogene Blüten, die vor Harz nur so strotzen! Ich vermute aber, ich hätte die Topfgröße doch noch etwas großzügiger bemessen können: Die Pflanzen benötigen fast jeden Tag Wasser. Wenn man sich allein um die Damen kümmern muss, kann das auf Dauer tatsächlich ganz schön anstrengend sein. Aber was tut man nicht alles?
Alle paar Tage entferne ich außerdem alle Blätter, die in einer Form einen Schatten auf Blüten werfen. Das zuvor eingehängte Netz ist zwar super hilfreich, wenn es darum geht, die Pflanzen halbwegs in Form zu halten. Aber der blanke Horror, wenn man beispielsweise an die hinteren Exemplare heranwill. Hier sei aber gesagt: Durch die Bauart meines Zimmers kann ich das Zelt seitlich nicht öffnen, das würde natürlich einen enormen Vorteil bringen und ist auch, von der Bauart des Zeltes, ohne Weiteres möglich. In meinem Fall heißt es aber leider: Auf allen Vieren durch die Box kriechen und gegen das Licht schauend arbeiten: Eine schweißtreibende Arbeit, die man NIE ohne Sonnenbrille durchführen sollte.
Leider hat sich besonders ein Exemplar der Grandmommy Purple nicht von dem Stickstoffüberschuss erholt und sah immer ungesunder aus. Hier stand schnell fest: Diese Dame wird nicht ihr volles Potenzial erreichen. Schade, aber aus Fehlern lernt man immer wieder! Wir halten fest: Wenn man sativa- und indicalastige Genetiken in einer Box hat, sollte man, spätestens in der Blütephase, zwei verschiedene Nährlösungen anrühren, um den Nährstoffbedarf beider Genetiken optimal einzuhalten. Sativas verbrauchen durch ihren großen, ausladenden Wuchs und die insgesamt längere Blütephase oft mehr Nährstoffe als Indicas.
Späte Blütephase/Ernte
Zum Ende hin wird natürlich die Düngermenge niedriger bemessen, die letzten 14 Tage bekommen die Damen kaum noch NPK-Dünger, dafür besonders viele Booster und Enzyme. CannaZym enthält beispielsweise nur Phosphor und Kalium und ist damit optimal für die letzte Phase geeignet, in denen die Blüten nur noch reifen und dabei keinerlei Stickstoff mehr verbrauchen.
Spätestens jetzt zeigt sich, wie ordentlich die Züchter von Herbies Seeds bei der Auswahl der Genetik waren: ALLE Damen sehen wunderbar aus, alle drei Sorten lassen sich mega easy optisch zuordnen, es gibt innerhalb der Sorten jeweils nur einen Phänotyp (was natürlich bei 4–5 Samen auch Zufall sein kann) und alle haben einen Duft, der einen fast aus den Latschen haut! Besonders die Godzilla Glue hat ein Aroma, welches mich zunächst überraschte: Der Duft erinnert mich direkt an eine meiner absoluten Lieblingssorten „Blue Cheese“: Ein fast schon dieselartiger Geruch, gemischt mit säuerlichen Noten, leichter Haze-Duft. Kurzum: ein Traum! Die Pflanzen an sich sind sehr ausladend gewachsen, haben etwas längere Internodien als die anderen zwei Sorten und sind insgesamt etwas „schwabbliger“ gewachsen. Auch hier zeigt sich wieder ein Nachteil, wenn man mehrere Sorten in einem Zelt anbaut: Die Godzillas hätten bestimmt noch ein paar Tage länger gebraucht, um ihr volles Potenzial zu erreichen. Da aber bereits der nächste Durchgang ansteht und alle anderen Sorten ordentlich gereift waren, mussten alle Pflanzen gleichzeitig geerntet werden.
Die Mimosa Shot riechen extrem lecker und haben von allen Sorten am besten abgeliefert, sowohl vom Ertrag, von der Blütezeit als auch von der „Einfachheit“: Hier gab es keinerlei Probleme, alles lief perfekt und die meisten Pflanzen standen noch bis kurz vor der Ernte voll im Saft. Das Aroma ist aber tatsächlich nichts „besonderes“ in diesem Sinne: Süß, fruchtig, saftig und irgendwie leicht nach Haschisch. Die Blüten an sich sind knüppelhart, auch wenn dies auf den Fotos leider nicht so schön herüberkommt. Sie fühlen sich gewissermaßen an der Pflanze fast schon so fest an, als seien sie fertig gecured und bereit zum Verkosten!
Grandmommy Purple, es tut mir leid … Der Stickstoffüberschuss hat sich leider bis zum Ende durchgezogen und ihren Ertrag auf jeden Fall eingeschränkt! Die Blüten sehen, sobald die Blätter entfernt wurden, wunderschön aus, sind aber insgesamt etwas fluffiger als der Rest. Wieder ein Beweis dafür, dass „weniger Dünger“ eben manchmal „mehr Ertrag“ bedeuten kann! Das Aroma lässt hingegen keinen Wunsch offen: Ein wunderbar „weediges“ Aroma, mega fruchtig und etwas in Richtung Skittlez.
Fazit
Mein klares Fazit: Ich würde alle drei Sorten direkt noch einmal anbauen, dieses Mal aber in drei separaten Zelten! Was mich als Homegrower natürlich besonders freut: Bis jetzt habe ich in der Ernte keinen einzigen Seed gefunden! Und das ist, spätestens seit dem Cali-Sorten-Hype, fast schon eine Ausnahme.
Daher auch von mir persönlich: Herzlichen Glückwunsch an das Team von Herbies Seeds. Alle drei Sorten sind sehr fein gelungen, man erkennt klare Unterschiede, es gibt wenige Phänotypen und keine Mutationen. Vielen Dank, dass ich diese Sorten für euch testen durfte.