Der Geruch und der Geschmack einer Cannabissorte hängen mit einer Gruppe von chemischen Verbindungen zusammen, die Terpene heißen, oder nahe Verwandte, die Terpenoide.
Es sind Tausende dieser Verbindungen, die als sekundäre Inhaltsstoffe in Pflanzen und sogar manchen Tieren natürlich vorkommen, bekannt. Sie sind Hauptbestandteil in Harzen und ätherischen Ölen und dienen in der Natur etwa dem Schutz vor Insekten oder schädlichen Umwelteinflüssen. Von Nelken, Zimt über Eukalyptus und Ingwer, bis hin zu Mango, alle diese Gewächse werden in ihren Aromen weitgehend durch Terpenoide beeinflusst. Auch werden den Terpenen entzündungshemmende und anti neoplastische, also sich gegen Krebszellen richtende, Wirkungen zugeschrieben.
In Cannabis kommen extrem viele Terpen-Kombinationen vor, sodass bei den unterschiedlichen Züchtungen beinahe endlos viele Geschmacksrichtungen und Aromen entstehen.
Limonen, Apha-Pinen und Myrcen, sind drei der bekanntesten Terpen-Verbindungen, die in Cannabis enthalten sind. Limonen, welches beispielsweise auch in Zitrusfrüchten und eben in vielen Cannabissorten vorkommt, erzeugt einen typischen Orangenduft und begünstigt Entspannung, während Apha-Pinen entsprechend seinem Namen für ein intensives Pinien-Aroma in Cannabis, aber auch in Pinien selbst, verantwortlich ist.
Fruchtige und zitronige, aber auch mangoartige Geschmackserlebnisse werden oft durch das Monoterpen Myrcen begünstigt, aber dieses spielt sogar noch bei der Art und Qualität des Highs eine wichtige Rolle. In den unterschiedlichen Hanfsorten gibt es weit über hundert Terpen-Arten und dementsprechend sind unzählige Kombinationen möglich, die bei Züchtungen entstehen können. Bei manchen Sorten tritt ein Aroma derart in den Vordergrund ihrer Präsenz, dass der Geschmack Namensgeber der Pflanze wird.
Bei der ersten der drei Sorten, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte, ist genau das der Fall:
Lemon Haze – Die Starke Zitrone
Die Kombination aus Lemon Skunk, ihrem für den Namen und ihr Aroma verantwortlichen Vorfahren, und Amnesia Haze, einer Haze Legende, verrät dem Kenner sofort, dass es sich hierbei um eine in jeder Hinsicht potente Pflanze handelt. Sie wird daher sehr gerne für die Entwicklung neuer Hybriden verwendet.
Mit THC Werten von bis zu 21 % gehört sie zu den stärksten Sorten auf dem Markt, bis heute. Für eine Haze-Sorte ist der Wuchs der Lemon Haze eigentlich eher zurückhaltend, sie bleibt meist unter zwei Meter, selbst im freien, was auf ihre immerhin 40 % Indica Genetik zurückzuführen ist. Durch eine kurze Blütephase von 8 bis 9 Wochen kann sie gut in vielen Klimaregionen kultiviert werden und kann dabei gute Erträge liefern. Die Aromen der Lemon Haze sind frisch, zitronenartig, mit einigen, ihrem Skunk Erbe Rechnung tragenden erdigen Komponenten. Der Geschmack wird als fruchtig, süß erlebt wie Zitronenbonbons. In ihrer Wirkung zeigt sich die Sativa Dominanz der Lemon Haze. Von anregend, euphorisch und psychedelisch bis zu wohlig entspannend reichen ihre Eigenschaften. In jedem Fall wird ihr Effekt gerne als stimmungshebend beschrieben.
Unserem zweiten Klassiker, einer wahren Cannabis-Legende, sieht man ihren Namen einfach an:
White Widow – Eine verschleierte Berühmtheit
Eine der definitiv berühmtesten Gras-Sorten aller Zeiten trägt den Namen White Widow.
Bei der Züchtung dieser Pflanze ging es grundsätzlich um ihre Kristalle, also die Produktion von so viel weißem Harz wie möglich, das die Blüten überziehen soll. Dadurch ist sie prädestiniert, als Ursprung für viele weitere Kreuzungen zu dienen. Kurz vor der Ernte soll die Knospe ein weißer Schleier umgeben, dem sie ihren Namen White Widow verdankt. Eine Kreuzung aus brasilianischer Sativa und einer südindischen Indica erschuf die originale White Widow, die man bis heute kennt und schätzt.
Die Pflanze wird bis zu zwei Meter groß und benötigt sehr viel Licht um gut zu gedeihen. Trotzdem kann ihr Anbau auch in kühleren Regionen wie England oder den Niederlanden Outdoor gelingen. Ihr THC-Gehalt von etwa 19 % kann sich sehen lassen und ihre Wirkung ist sehr lange anhaltend, kopflastig und psychedelisch. Auch die White Widow hat ein Zitronenaroma, welches aber deutlich dezenter ausgeprägt ist im Vergleich zur Lemon Haze. Ein Großteil des Geruchs und Geschmacks wird eher durch frische Kiefer- oder Pinie-Noten bestimmt, und das Zitrusaroma kommt eher unterschwellig zum Vorschein.
Zum Schluss eine der mit den meisten Mythen umrankten Cannabis-Legenden:
Northern Lights – Origin Unknown
Eine der großen Klassiker ist bis heute in Sagen gehüllt. Man darf annehmen, dass die Northern Lights in ihrem Ursprung eine pure Indica Pflanze war, jedoch sind ihre heutigen Hybride Thai Sativa beeinflusst. Während also die ursprüngliche pure Sorte eine eher betäubende, schwere Wirkung hatte, wirkt die Sativa gekreuzte Version, die die meisten von uns kennen, stimmungshebend und geistig anregend. Um den Ort der Entstehung der heutigen Northern Lights wird spekuliert. Es gibt Quellen, die angeben, sie stamme aus Kalifornien und wurde dort in den 70ern gezüchtet, andere, die sagen, sie wurde auf einer Insel bei Seattle zum ersten Mal gegrowt, von einem Mann, den sie „The Indian“ nannten. Die Wahrheit weiß wohl kaum jemand heute. Aber auch in den Niederlanden, wo sie 1985 eingeführt wurde, verwischte sich ihre genetische Spur durch Kreuzung unterschiedlicher Qualitäten und genetischer Ursprünge.
Nach wie vor begleitet ihre Wirkung eine starke körperliche Entspannung, verknüpft mit einem zerebralen Rausch, der in Form und Stärke von der genetischen Herkunft des Hybriden abhängt. Der Effekt tritt schnell ein und wirkt lange und kann hervorragend für entspannte Abende in sozial interaktivem Umfeld oder allein genutzt werden.
Sie wächst schnell, wird aber nicht besonders groß, etwa um 1,5 Meter, dafür sehr dicht und ihr Ertrag kann sich auch sehen lassen, den sie bereits nach einer Blütezeit von manchmal unter 50 Tagen abwirft. Die reifen Blüten, die wie schneebedeckt aussehen, könnten ihr ihren Namen gegeben haben, oder dass sie so mystisch ist wie das gleichnamige Wetterphänomen, wer weiß. Mit ihren entspannenden, schmerzlindernden Eigenschaften besitzt sie großes medizinisches Potential, sowohl bei körperlichen als auch seelischen Erkrankungen.
Wie in Sachen Herkunft und Varianten ist die Northern Lights auch im Aroma vielseitig. Generell hat sie einen sehr frischen Geruch, der würzig und erdig ist, mit manchmal säuerlichen Akzenten. Das klingt sicherlich weniger verlockend als es aber tatsächlich ist. Der Rauch ist sehr weich und der Geschmack angenehm. Dieser Klassiker hat einen THC-Gehalt von bis zu 18 % und ist eine Erfahrung in jeder Hinsicht. Neben vielen Sorten, die nach kurzer Zeit des Hypes wieder in der Versenkung verschwinden, wird die Northern Lights wohl einen ewigen Platz in der Ruhmeshalle des Cannabis halten.