Die Streaming-Plattform Twitch erfreut sich unter Videospielern und Gamern großer Beliebtheit. Hier können Menschen, die gerne zocken, live ihre Fortschritte in Videos durch das Internet senden und damit eine ganze Menge von Fans erreichen, welche dem Geschehen folgen. Haben sich Twitch-Sternchen einen gewissen Beliebtheitsgrad aufgebaut und eine dazugehörige Schar von Followern gesammelt, kann das Streamen von PC- oder Konsolenspielen sogar äußerst lukrativ für die bekannteren Content-Creator sein.
Auch Firmen treten dann an die jeweiligen Spieler heran, damit diese in ihren Ausstrahlungen eine Bewerbung ausgesuchter Produkte betreiben. Ähnlich wie auf YouTube gibt es jedoch Regeln, die von den Streamern beachtet gehören, damit die ausgefeilte Werbepolitik der Plattform nicht untergraben wird. So wie es aber bereits auf dem großen Videoportal YouTube im Jahr 2018 stattfand, und Kanäle mit aufklärenden Cannabis-Inhalten einfach gelöscht oder mit Altersbeschränkungen versehen wurden, hat es nun bei Twitch eine Veränderung der Nutzungsbedingungen bezüglich des grünen Krautes gegeben. Die von Amazon betriebene Twitch-Plattform verbietet seit vergangener Woche seinen Nutzern nach einem Richtlinien-Update, für jegliche Form von Marihuana zu werben, erlaubt aber weiterhin das Promoten von Alkohol.
Waffen, Erwachseneninhalte und Cannabis sind tabu
Während Partnerschaften mit Alkoholherstellern weiterhin ausdrücklich erlaubt sind, hat Twitch sich dazu entschieden, einen Bann betreffend Cannabis zu verhängen. Während die zu Amazon gehörende Livestreaming-Plattform bei anderen, nicht mit Weed zusammenhängenden Aspekten der neuen Markenrichtlinienänderungen, nach erheblichem Widerstand seitens der Gaming-Community eine Kehrtwende vollzog, hält der Streaming-Dienst erst einmal an dem ausgesprochenen Cannabisverbot fest. Die Marktrichtlinien umfassen unter anderem die Regeln für Produktplatzierungen, Empfehlungen, gesponsertes Gameplay, bezahltes Unboxing und eigene Kanäle von Markenherstellern.
In der Liste für verbotene Marken-Deals heißt es, dass Streamer nicht für Werbung bezahlt werden können, die „Cannabis bezogene Produkte, einschließlich E-Zigaretten, Lieferungen und CBD“ propagieren. Die Ausnahme für die bezahlte Werbung von berauschendem Alkohol wird von Twitch den Usern dann gewährt, solange die Videos mit den Produkten „als nicht jugendfreier Inhalt gekennzeichnet“ sind. Bei Cannabis gilt dieses Recht bei Twitch nicht, egal aus welchem Land oder US-Bundesstaat man kommt – oder zuschaut. Zusätzlich zu Cannabis unterliegen die Twitch nutzenden Streamer auch Beschränkungen bezüglich des Bewerbens von Waffen, Inhalten für Erwachsene, Tabakprodukten, medizinischen Einrichtungen und politischen Inhalten.
Streamer sind verwirrt und verärgert
Der Twitch nutzende Streamer JimTanna hat sich über die Veränderungen des Anbieters gewundert und über die Situation ein Video veröffentlicht, in welcher er die Handhabung betreffend Cannabis kritisiert. Er bemängelt darin die Diskrepanz zwischen den Cannabis- und Alkoholregeln von Twitch und erklärt, dass „alle verwirrt“ über das Update wären. Seiner Meinung nach würden dadurch die Möglichkeiten der Nutzer stark beeinträchtigt werden, um mit den jetzt eingeschränkten Video-Produktionen noch ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Interessant ist es in diesem Zusammenhang auch, dass Twitch erst im vergangenen Jahr die Regeln präzisierte, die auch Cannabis einbezogen hatten. Zusammenhänge mit Marihuana bei Nutzernamen wurden aus der Liste der verbotenen Begriffe herausgenommen, genau so, wie dies auch bei Alkohol und Tabak der Fall ist. Zudem hat sich mittlerweile auch der Mutterkonzern Amazon für die bundesstaatliche Gesetzgebung zur Marihuana-Legalisierung eingesetzt und intern fortschrittlichere Richtlinien bei Cannabis-Drogentests für Mitarbeiter eingeführt.
Andere Tech-Konzerne im Wandel
Andere Technologieunternehmen haben in der Vergangenheit ihre Richtlinien rund um Cannabis überarbeitet, da schließlich immer mehr US-Bundesstaaten und andere Länder die Legalisierung des Genussmittels anstreben und der Markt stetig wächst. Twitter hat etwa eine Funktion entfernt, die Benutzern, die die Website nach bestimmten drogenbezogenen Schlüsselwörtern durchsuchten, – darunter auch „Marihuana“ – in der Vergangenheit einen Vorschlag gemacht hatte, eine Drogenbehandlung in Betracht zu ziehen.
Für die Suche nach „Alkohol“ war dagegen nie ein solcher Vorschlag aufgetaucht. Im Jahr 2021 beendete Apple seine Politik, Cannabisunternehmen daran zu hindern, Geschäfte in seinem App Store abzuwickeln. Der Marihuana-Lieferdienst Eaze gab daraufhin bekannt, dass Verbraucher erstmals über die eigene iPhone-App ihre Produkte einkaufen und bezahlen könnten. Auch gab es nach einem Update der iPhone-Software im letzten Jahr fortan die Möglichkeit, sich über Medikamentengebrauch und die potenziellen Wechselwirkungen mit Cannabis zu informieren.
Im Gegensatz zu Apple hat Googles Android-App-Plattform die Richtlinien im Jahr 2019 aktualisiert, um Apps, die Nutzern einen Zugang zu Cannabis ermöglichen könnten, ausdrücklich zu verbieten. Unabhängig davon, ob dies in dem Gebiet, in der der Nutzer lebt, legal wäre oder nicht.
Bezüglich der Gaming-Ausstrahlungen auf Twitch müssen sich die Nutzer jedenfalls aktuell fragen, inwieweit ihre spielerischen Fähigkeiten von dem Einfluss von Alkohol tatsächlich für den Inhalt der ausgestrahlten Videos profitieren könnten – ganz im Gegensatz zu Cannabis.