Wer als Hanfpatient eine Reise in den Ländern der EU plant, sollte bei Cannabis auf Rezept trotz Legalisierung im Inland einige Dinge beachten. Staaten wie Portugal oder die Niederlande sind wegen einer ähnlich liberalen Drogenpolitik sicher weniger problematisch, doch in Frankreich und Skandinavien reagieren Behörden auf Grasblüten im Gepäck weiterhin sehr restriktiv.
Das Gesundheitsamt im Kreis Kleve empfiehlt Patienten deshalb, für Haschisch und Marihuana immer eine ärztliche Bescheinigung mitzuführen, egal ob der Sommerurlaub am Strand oder in den Bergen und Metropolen Europas stattfinden soll.
Cannabis bleibt ein verschreibungspflichtiges Medikament
Schmerzen, Übelkeit, Krebs – der Einsatz von Hanf zu therapeutischen Zwecken ist für immer mehr Menschen eine beliebte Option zur chemischen Keule. Seit der Cannabisfreigabe in Deutschland fragen zudem immer mehr Leute direkt beim Doktor nach THC und bezahlen das entsprechende Privatrezept zur Not eben selbst, auch wenn jene astronomischen Preise in den Apotheken noch ziemlich happig bleiben. Unabhängig vom Grund einer ärztlichen Gabe der Cannabinoide geht es stets um verschreibungspflichtige Medizin und das müssen Patienten im Zweifelsfall nachweisen.
Cannabis auf Reisen in der EU ist keineswegs das einzige Therapeutikum mit solchen Regeln und so müssen beispielsweise auch ADHS-Patienten Dokumente für Pillen im Koffer mitführen. Vorzugsweise sind ärztliche Bescheinigungen nicht nur auf Deutsch, sondern außerdem in englischer Übersetzung vorhanden. In Zeiten der Abschottung gibt es vielleicht mal eine Zollkontrolle, Schengen-Raum hin oder her, und wer keine Lust hat, endlos mit bulligen bulgarischen Cops über Hanf zu streiten, legt am besten gleich Rezept und Bescheinigung mit Siegel vom Arzt vor.
Vorsicht bei der Einfuhr von THC nach Deutschland – trotz Legalisierung!
Nicht wirklich kompetent hat die Ampelregierung ihre Cannabisfreigabe am 1. April 2024 ohne regulierten Fachhandel durchgesetzt und erlaubt neben mehr Besitz lediglich den Anbau von Hanfpflanzen für den Eigenbedarf. Schnell mal nach Holland fahren, gutes Gras in den Coffeeshops kaufen und dann legal in Deutschland öffentlich konsumieren bleibt bis auf die Einnahme selbst weiterhin verboten.
Hanfpatienten auf Europatour sollten allein ihre therapeutischen Cannabinoide aus der deutschen Arztpraxis und Apotheke mitführen.
Formulare rechtzeitig beantragen, Rechtslage zu Hanf im Urlaubsland checken
Wie das Gesundheitsamt Kleve stellvertretend für verwandte Behörden im Land erklärt, ist die ärztliche Bescheinigung für Cannabis auf Rezept außerdem zu beglaubigen. Doppelt hält besser, aber immerhin geht das endlich mal recht fix auf dem Amt, wo man sich zwei Wochen vor Antritt der Reise durch die EU meldet und innerhalb weniger Tage das begehrte Siegel auf verordnete Cannabinoide bekommt. Sicher wird eine kleine Bearbeitungsgebühr fällig, wozu der Bericht aus Kleve jedoch keine Auskunft gibt.
Geht es darüber hinaus um Fernreisen, müssen Grasblüten zu medizinischen Zwecken nicht unbedingt verboten sein – vorausgesetzt man kümmert sich um weitere Bescheinigungen, die wiederum Vorschriften vom „International Narcotics Control Board“ unterliegen. Natürlich dürfen auch todkranke Krebspatienten kein Gramm Hasch mit nach China oder Singapur nehmen und das Gesundheitsamt rät grundsätzlich zu einem Check der Rechtslage vor Ort. Urlaub und Cannabiskonsum ohne Schikane geht beispielsweise in den USA, in Kanada und Uruguay, was man bei Krankheit einplanen kann und sich dann entsprechend unkomplizierte Reiseziele aussucht.