Obwohl das neue Cannabisgesetz (CanG) und die seit dem 1. April in Deutschland geltende Legalisierung beim THC noch keine Fachgeschäfte erlaubt, machen sich Berichten zufolge große Getränkehersteller Gedanken über süffige Produkte im Einzelhandel. Cannabinoide trinken ist vom Heiligen Bhang in Indien bis zum Hanftee mit Grasblüten und etwas Fett zur Lösung der Wirkstoffe ein Klassiker. Bei einer vollständigen Freigabe wie in Kanada setzt die Getränkebranche viel Geld mit dem Verkauf von Hanf-Drinks um, die ganz nebenbei den Alkoholkonsum ablösen – was haben deutsche Brauer mit Cannabis konkret vor?
Fruchtig, lecker, aromatisch: Neue Mixgetränke mit Hanf sind populär
In Nordamerika gibt es das Cannabis aus der Pulle in unzähligen Geschmacksrichtungen, unterschiedlich dosiert wie kreativ gemixt und mit den üblichen Wirkstoffen von THC bis CBD versetzt. Das hat so enormes Potenzial, dass neben lokalen Getränkefirmen nun auch verstärkt große Konzerne einsteigen. Lieber Hanf, statt Hopfen überzeugt erwachsene Verbraucher immer öfter und verständlicherweise würde sich im Zuge der Freigabe auch die deutsche Brauereiwirtschaft von diesem aussichtsreichen Trend gerne ein Scheibchen abschneiden.
Ob das geht, ist wegen der etwas verworrenen Regeln im CanG nicht ganz klar. Vor einer möglichen Markteinführung experimentieren Getränkehersteller im Moment mit alkoholfreien THC-Drinks noch auf Probe. Wer etwa Umsatz mit Spirituosen und Energy-Drinks macht, kann sich Cannabis im Sortiment sehr wohl vorstellen – doch Unternehmen müssen erst mal die Akzeptanz bei Verbrauchern testen, auf die Rechtslage achten und leider auch weiterhin den guten Ruf einer Marke. Die könnte schnell beschädigt sein, wenn etwa Politiker Hanf-Getränke als Drogensud beschimpfen und Stimmung gegen Cannabinoide im Drink machen.
Deutsche Brauereien setzen weiter auf Bier für die Massen
Man benötigt kein Hellseher sein, um zu verstehen, warum Cannabis besonders in Bayern unter Beschuss steht. Der Freistaat ist Trinkerland und unzählige Hersteller für Gerstensaft machen mit Alkoholismus gute Geschäfte. Unterstützung kommt von der Regierungspartei CSU, die für erhoffte Parteispenden aus der Bierbranche schon mal verkündet, das CanG blockieren zu wollen und Konsumenten von Hanf weiterhin mit allen Mitteln zu verfolgen. Auch Verbände wie der „Deutsche Brauer-Bund“ verweisen auf tausende Marken, Sorten, Hersteller und nennt das Bier „Nationalgetränk“, dessen Status sich durch neue Cannabis-Drinks keineswegs verändern werde.
EU-Recht schreibt aufwendige Zulassungsverfahren beim Hanf aus der Flasche vor
Untersuchungen zeigen, dass der allgemeine Bierkonsum in Europa seit Jahren sinkt und sich Verbraucher schnell für weniger explosive Getränke als Genussmittel interessieren, wenn es wie in Übersee qualitativ zuverlässige Hanfprodukte im Fachgeschäft zu kaufen gibt. Die Branche wäre freilich flexibel und wohl schnell zu Veränderungen bereit, sodass Cannabisgetränke aktuell primär wegen jener unseligen „Novel-Food-Verordnung“ der EU eine kniffelige Angelegenheit sind.
Brüssel möchte am liebsten jede Flasche selbst prüfen und einstufen, was rund um eine Zulassung viel Geld, Zeit und Nerven kostet und von den meisten Brauern als zu aufwendig betrachtet wird. Leisten könnten sich den Prozess wohl nur große Firmen, schließlich müssen interessierte Brauereien das Cannabis zum Trinken gegen vollkommen absurde Ansichten regelrecht erkämpfen. Beispielhaft dafür ist etwa die Story vom angeblich nicht belegten Konsum bestimmter Cannabinoide vor dem Jahr 1997.
Die EU behauptet das ernsthaft zum CBD und schreibt auf der Basis solcher eigens erschaffener Mythen dann unverfroren bürokratische Verfahren vor, von denen wiederum jede Menge Beamte in Brüssel leben. Ein Kreislauf, der auch beim THC trotz aller Legalisierung in Deutschland droht und so müssen Unternehmen auf Chancen verzichten, Arbeitnehmer auf Jobs und Verbraucher auf Alternativen beim genussvollen Trinken in der Freizeit. Der schon erwähnte „Substitutionseffekt“ als massenhafter Umstieg von Bier auf legales Gras dürfte bei den Eurokraten zwar weniger gefürchtet sein als in Bayern, aber geändert hat sich rund um das grotesk aufwendige Verfahren bei der Zulassung für Hanf-Drinks leider noch kein Jota.
Wie reagiert die Gastronomie auf Cannabis legal und neue Trends bei Getränken?
Lobby-Organisationen wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) reden ihrer politischen Klientel wahlweise nach dem Mund oder hören auf Mitglieder, denen wiederum die Ansichten der Kundschaft bestens bekannt sind. Biergärten und Anlagen im Freien dürfen laut CanG sehr wohl für den Cannabiskonsum genutzt werden, aber am Ende könne jeder Gastwirt das Hausrecht individuell auslegen und Gäste mit Joints entweder vertreiben oder gewähren lassen. Bayern fordert die Gastronomie direkt zur Schikane auf, Berlin hingegen bittet um Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme – wo die Reise beim THC zum Trinken künftig hingeht, lässt sich in diesem Frühsommer 2024 kaum seriös sagen.
Was aber gut bekannt und erforscht ist, wie der wenig empfehlenswerte Mischkonsum von Cannabis und Alkohol, wird endlich auch mehr sachlich diskutiert statt wie früher einfach nur polemisch abgekanzelt. In Kanada kassierte jedenfalls der Vater Staat durch legale Hanfgetränke vergangenes Jahr zum ersten Mal mehr Steuern ab als durch Bier und Wein zusammen. Rund 660 Millionen Dollar spülten Cannabinoide zuletzt in öffentliche Kassen! Bei solchen Zahlen ist es schon überraschend, dass die klamme Ampelregierung in Deutschland auf solche Einnahmen verzichtet und noch keinen Fachhandel erlaubt.