Die Legalisierung von Cannabis dürfte diesen Sommer 2024 auch beim Zelten eine Rolle spielen, geht es doch für viele Leute bald in den Urlaub und da steht gerade der Campingplatz ganz oben auf der Liste beliebter Reiseziele. Im eigenen Caravan verbringen manche Camper gleich mehrere Monate am Badesee und da stellt sich mit Blick auf Freigabe, Platzrecht und andere Besucher die Frage nach dem öffentlichen Konsum von THC.
Zu Schulen und Kindergärten schreibt das neue Cannabisgesetz (CanG) Mindestabstände vor, doch solche Bildungseinrichtungen gibt es auf dem Zeltplatz garantiert keine, während Teenies und Kinder überall herumlaufen. Worauf ist bei Cannabis zu achten und welche Vorschriften sollten Camper besser nicht ignorieren?
Öffentlicher Hanfkonsum nur für Erwachsene erlaubt
Natürlich gilt die Legalisierung der berauschenden Cannabinoide und deren Einnahme auch zu Hause nur für Volljährige, die zudem seit Anfang April bis zu drei Hanfpflanzen anbauen und bis zu 50 Gramm Grasblüten besitzen dürfen. Freilich betrifft diese Menge den Vorrat in den eigenen vier Wänden und halbiert sich auf maximal 25 Gramm zum Mitführen, egal ob es nun um den Spaziergang gehen mag oder eben um einen längeren Ausflug auf den Campingplatz.
Zwar wird selbst in Bayern niemand am Einlass durchsucht und eine Feinwaage hat wohl kaum ein Platzwart im Schrank. An die große Glocke hängen sollte man Haschisch und Marihuana im Gepäck jedoch weiterhin besser nicht. Auch der beliebteste Dauercamper, den man in der Rezeption seit Jahrzehnten begrüßt, kann bei Gras schnell an Ansehen verlieren, weil traditionell zwischen Zelt und Bungalow meistens eher Bierflaschen statt Joints kreisen.
Genauso normal und respektiert wie Alkohol trinken ist Cannabiskonsum noch lange nicht. Das CanG bietet selbstverständlich mehr Schutz vor jener Schikane und Gängelei wie in alten Zeiten, wenn der Geruch von Hanf in der Luft sofort die Polizei auf den Plan rief, aber gänzlich ungeordnet darf es beim Einschlagen der Heringe bitte auch nicht zugehen. Im Gesetzblatt werden 100 Meter Abstand zu Minderjährigen vorgeschrieben, „außer Sichtweite“ nennt die Regierung das und man sollte sich am besten gleich ausreichend weit weg vom lokalen Spielplatz mit Cannabis entspannen.
Schlägt eine lokale Hausordnung vom Zeltplatz die allgemeine Cannabisfreigabe?
Ja, das ist möglich und per Hausrecht lässt sich jede Form von Hanfkonsum auf dem Camping-Gelände verbieten. Einschlägige Fachmagazine der Szene berichten allerdings über bis dato nur sehr wenige Zeltplätze mit explizitem THC-Verbot und Kenner halten eher die berühmte, stillschweigende Übereinkunft zwischen erwachsenen Bürger für eine übliche Praxis vor Ort. Wer nicht mit der rauchenden Jolle an einer bundesdeutschen Kiesgrube herumsteht wie russische Männer beim Posen mit der Wodka-Pulle am Schwarzen Meer, wird keine Probleme bekommen, außer der Campingplatz steht unter Bewirtschaftung der CSU.
Gegebenenfalls nachfragen und schon vorher recherchieren ist für Hanfkonsumenten Pflicht. Entpuppt sich nämlich ausgerechnet jene Camping-Anlage als strenge Anti-Cannabis Ausnahme von der sonst laxen Regel, die viele hundert Kilometer vom Heimatort entfernt liegt, kann der Urlaub schon vor dem eigentlichen Beginn im Eimer sein! Wegen der seit Jahren massiv steigenden Nachfrage dürfte keineswegs überall sofort ein freier Stellplatz in der Nähe zur Verfügung stehen und gegen solcherlei Stress hilft auch das beste Weed im Gepäck nur bedingt.
Tipps für Camping und Gras rauchen
Wie in allen anderen Bereichen empfiehlt sich beim Cannabis auf Zeltplätzen weiter Umsicht statt Ignoranz oder gar Aufsässigkeit. Mit dem Platzwart lässt sich unter Umständen noch diskutieren, aber Eltern, die ohne vorheriges Gespräch direkt bei den Cops anrufen, weil Gäste auf Sportanlagen und Grillplatz einen Dübel nach dem anderen anzünden, sind überall möglich und könnten entsprechend Probleme bereiten.
Genauso nervig wie ein wegen THC verweigerter Zutritt sind Anzeigen im Urlaub und hohe Geldbußen, die für Verstöße laut CanG drohen – zumal einige Bundesländer planen, bei Cannabis durch juristische Tricksereien extra fett abzukassieren!
Trotz Legalisierung kommen da schnell tausende Euro zusammen, vielleicht noch der Entzug vom Führerschein obendrauf und von Erholung ist keine Rede mehr. Natürlich muss man nicht jedes Mal wie von der Tarantel gestochen aufspringen und wegrennen, wenn irgendwo ein Kind aus dem Waldstück neben dem Campingwagen auftaucht, aber Diskretion wahren bleibt wichtigste Regel für Kiffen im Urlaub. Klar ist es Diskriminierung, wenn zugleich die Besoffenen im Wasser krakeelen und der Rauch von Zigaretten nur selten kritisiert wird, keine Frage und erst in ein paar Jahren sollte sich der Umgang mit Marihuana beim Zelten wirklich normalisieren.
In der Summe lassen sich die Regeln leicht befolgen, es klappt ja beim Baden und Reisen auch reibungslos mit Dingen wie Hundestrand oder FKK. Für Kinder und Jugendliche können Cannabinoide richtig gefährlich sein, sodass Prävention hin zum Mindestabstand ihre Berechtigung haben. Verantwortungsbewusste Menschen halten sich deshalb dran und dürfen trotzdem zu ihrer Leidenschaft Hanf stehen – jenseits vom Joint vor der Nase von Minderjährigen bleibt wie zu finstersten Verbotszeiten nur das Kiffen im Campingwagen aus Holz für den entspannten Sommerurlaub ein absolutes No-Go.