Gestern habe ich wieder unter Kopfschütteln eine Strafakte gelesen. Etwas Verbotenes, ja sogar Strafbares tun, ist die eine Sache. Die Beweise für dieses Handeln fein säuberlich nach Datum und Uhrzeit dokumentiert der Polizei servieren die andere.
Worum es geht? Um Smartphones, Tablets und PCs. Um den völlig sorglosen Umgang mit Chat-Verläufen in Messenger-Diensten, insbesondere WhatsApp, aber auch Viber, Facebook Messenger und Threema.
Bei einer Festnahme auch mit einer relativ kleinen Menge an Betäubungsmitteln beschlagnahmt die Polizei regelmäßig das Handy und wertet dieses aus. Bei einer Hausdurchsuchung wird regelmäßig gesamte EDV, Tablets, Laptops und PCs mitgenommen und dann von den IT-Forensikern der Kripo analysiert.
In der Regel macht dies nicht das zuständige Betäubungsmitteldezernat, sondern eine spezielle IT Abteilung bei der Kriminalpolizei. Da diese Abteilungen völlig überlastet sind, dauert es deswegen oft auch sehr lange, bis man beschlagnahmte EDV wieder zurückbekommt.
Immer wieder führen Handy- und Computerbeschlagnahmungen dazu, dass sich nach der Auswertung der Geräte die Tatvorwürfe vervielfachen.
Fast alle Beschuldigten kommunizieren völlig ungehemmt per Chat, auch wenn es etwa um Geschäfte mit Substanzen geht, die unter das BtMG fallen.
Beispiel aus einem Chat
„Kann ich morgen noch mal 30 bei Dir holen? Haben ne kleine Party geplant… 😉“
„Ja geht ok“
„Also Haze für 300, ja?“
„Ja, kannst um 21 Uhr kommen, aber net vorher, muss noch arbeiten“
So oder so ähnlich ist es immer wieder zu lesen. Die Polizei hat dann alles, was man für eine ordentliche Anklage braucht: die Beteiligten, Substanz, Menge, Preis, Zeitpunkt und Ort!
Und so werden aus einem Fall des Besitzes von BtM (dem Fund bei der Kontrolle) ganz schnell einmal 20 Fälle des Erwerbs oder des Handeltreibens.
Auch wenn keine Kommunikation über Messenger o. ä. zu finden ist – Smartphones sind auch dann oft wahre „Fundgruben“ für Ermittler.
Ein Beispiel
Hausdurchsuchung. Eine Schuldnerliste mit Vornamen und Beträgen liegt auf dem Schreibtisch. Die gleichen Namen finden sich in der Kontaktliste des Handys. Die Kripo hat ruckzuck Anschlussinhaber ermittelt hierüber dann die Anschrift dieser Personen, dann gibt es Hausdurchsuchung No. 2, 3, 4. Diese Personen wiederum geraten nach Festnahme unter Druck und machen belastende Angaben.
Man kann sich nur wundern, wie sorglos die Leute mit den digitalen Spuren umgehen, die sie hinterlassen und wie leicht sie es damit den Ermittlungsbehörden machen.
Wie kann man das verhindern?
10 Tipps für mehr Datensicherheit
- Am besten natürlich: Keine Betäubungsmittelgeschäfte tätigen, dann gibt es auch keine Spuren davon!
- Nichts am Telefon, nichts per SMS, Chat oder E-mail, Messenger besprechen, dann kann es auch niemand auswerten.
- SMS, E-mails, Chatverläufe immer sofort löschen. Das ist allerdings eine trügerische Sicherheit: denn ein Chatverlauf findet immer zwischen mindestens zwei Personen statt. Und was nützt es, wenn er bei einer von beiden Personen gelöscht ist, aber bei der anderen wird das Handy beschlagnahmt…? Browserverläufe immer sofort löschen. Nicht mit einem regulären Browser surfen sondern nur über das TOR-Netzwerk (IOS: Red Browser). So kann die IP Adresse nicht ausgelesen werden.
- Problematische Personen nicht in den Kontakten des Handys speichern. Wenigstens nicht mit Namen speichern, sondern ggf. unter „Mama“, „Tante Gitta“, „Nachhilfe“, „PC-Notdienst“ o.ä.
- Handys immer mit Code sichern, beim iPhone den 6-stelligen Code wählen, nicht nur den 4-stelligen, Fingerabdruck als ID nicht aktivieren. Der 6-stellige Code macht aus 10.000 Kombinationsmöglichkeiten 1.000.000. Wenn der Finger nicht hinterlegt ist, kann ihn auch niemand mit Erfolg zwangsweise auf den Startbutton pressen.
- Entsperrcodes der Polizei nicht mitteilen. Beim Provider kann nur PIN und PUK angefordert werden, nicht der Entsperrcode. Da kommt man nur durch Probieren oder mit einer Software dran.
- SMS, Messenger etc. am besten so einstellen, dass eingehende Nachrichten nicht auf dem Sperrbildschirm angezeigt werden. Was nützt es, wenn man bei der Polizei beteuert, „Thomas“ gar nicht zu kennen und in dem Moment macht es „Bling!“ und eine Nachricht von „Thomas“ wird auf dem Sperrbildschirm angezeigt….?
- PC und Laptop verschlüsseln und zwar die gesamte Festplatte, so dass man gar nicht ohne Passwort gar nicht erst drauf kommt und auch das Ausbauen der Festplatte nichts hilft. Truecrypt oder Veracrypt. Sicheres langes Passwort mit Sonderzeichen, Groß- und Kleinbuchstaben und Zahlen wählen, das nirgendwo notiert ist.
- Computer nicht dauerhaft anlassen! Ganz davon abgesehen, dass es einen Haufen Strom verbraucht: Bei einem laufenden PC nützt die Verschlüsselung ja nichts…! Die Polizei hat aus diesem Grund übrigens die Anweisung, bei Durchsuchungen immer als erstes sicherzustellen, dass PCs nicht ausgeschaltet werden…!).
- Wenn es doch passiert ist: es gibt Tools (für Android: FindMyPhone, für iPhone: Iphone-Suche), mit denen man sein „verlorenes“ Handy nicht nur orten kann, sondern auch per Fernzugriff sämtliche Daten löschen kann. Die Funktion muss aber am Handy in den Einstellungen aktiviert sein, also mal ausprobieren, wie es geht. Diese Tools sind eigentlich für den Fall des Diebstahls gedacht, aber… nun ja…