Das Wort Pre-Roll ist den meisten Menschen aus der 420-Szene ein Begriff. Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um einen fertig gedrehten Joint, den man käuflich erwerben kann. Viele kennen sie aus den Coffeeshops in den Niederlanden. Auf den Schildern mit dem „Menü“ steht oft auch eine kleine Sparte mit dem Namen „Pre-Rolls/Rolled“. Diese Pre-Rolls bestehen in den meisten Fällen zu 50–70 % aus harschem Tabak und die „Pure“ Varianten enthalten oft Blüten von minderer Qualität. Natürlich gibt es auch in den Niederlanden Ausnahmen. Dennoch wird in diesem Artikel nicht weiter auf diese Produkte eingegangen. Dieser Text befasst sich mit Premium-Pre-Rolls, die ihren Namen auch verdient haben.
Die im folgenden beschriebenen Pre-Rolls waren Teil eines Judgings in Barcelona, welches von CannaHolidaze im Zuge ihrer Veranstaltung „Munch’n’Roll-Cup“ organisiert wurde. Es gab Edibles und Pre-Rolls zu testen, doch der Judge in diesem Bericht hat sich für die Pre-Rolls entschieden. Bei einem Judging geht es um die Bewertung der Produkte von einem unparteiischen Judge. Es wurden insgesamt fünf solcher Premium Pre-Rolls bewertet, hinsichtlich mehrerer Faktoren.
Was ist ein Premium Pre-Roll?
Das Wort Premium hat hierbei die oberste Priorität: für ein gutes Produkt werden nur die besten Blüten genutzt, von jeglichen Ästchen und Blattmaterial befreit und so gleichmäßig zerkleinert, dass der gesamte Joint schon eine perfekte Form erhält. Zu diesen Premium Blüten kommen dann noch weitere Extras hinzu wie Extrakte, Kief oder eine Hasch-Füllung. Einige Produkte nutzen anstatt eines normalen Papers eine hauchdünn ausgerollte Haschplatte, während andere die Spitze oder den gesamten Joint in Cannabis-Öl und Kief panieren. Dann gibt es da noch die Methode des „Donut“, bei dem eine dünne Rolle Extrakt oder Hasch von einer gleichmäßigen Schicht Blüten ummantelt wird. Der Donut entsteht dann, wenn das Extrakt oder Hasch im Inneren schneller verbrannt ist und eine Art Tunnel in der Mitte des Joints hinterlässt. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, denn bei echten Pre-Roll-Kunstwerken „raucht das Auge mit“.
Entsprechend ihrer Inhalte haben die Pre-Rolls auch einen hohen Wirkstoffgehalt. Für Gelegenheitsraucher ist ein solcher Joint definitiv eine Nummer zu groß. Selbst für Hartgesottene kann ein echter Premium Pre-Roll Erinnerungen an „Damals“ erwecken.
Auch bei der Verpackung der Pre-Rolls geben sich einige ihrer Produzenten richtig Mühe. Verpackt in eine dicke Plastikröhre mit buntem Aufdruck und Informationen zum Inhalt. Dazu ein schicker Deckel aus Kork oder ein spezieller Deckel aus Kunststoff oder Silikon. Man kann eindeutig erkennen, dass hinter solchen Produkten keinesfalls „dümmliche Kiffer“, sondern Marketing- und Verkaufsstrategen befinden.
Wie wird ein Pre-Roll geraucht?
Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, doch es gibt tatsächlich einige Faktoren, die beim Rauchen eines solchen Joints zu beachten sind.
Wirkstoffgehalt
Als Erstes wäre da natürlich der Wirkstoffgehalt: 2–3 g pures Cannabis, gefüllt mit 0,5 g Extrakt oder einem Kiefmantel ist für ein Premium Produkt nicht ungewöhnlich. Daher sollte man so etwas auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch der oben erwähnte Judge, der ein Cannabis-Patient ist, konnte die Wirkung deutlich spüren. Ein solcher Pre-Roll ist keinesfalls dafür gedacht, ihn „mal schnell wegzurauchen“ und dann noch um die Häuser zu ziehen.
Haltung bewahren
Und damit auch zum nächsten Punkt: Ja, es gibt eine korrekte Art, den Pre-Roll zu halten – und zwar senkrecht nach oben. Man raucht und hält ihn so wie damals ein altes Chillum. Tatsächlich gibt es dafür sogar einen triftigen Grund, besonders wenn man als Judge den Geschmack des Produktes bewerten muss: Es ist der Luftzug. Die meisten Premium Pre-Rolls haben am Ende einen Glastip verbaut, indem ein Filter aus Papier steckt. Durch den Glastip kann mehr Luft eingesogen werden, aber auch hineinströmen. Richtig gehört, denn durch die physikalischen Gesetze zieht die heiße Luft aus dem glühenden Ende des Joints und zieht frische Luft nach. Dreht man den Joint auf die Seite, so kann die heiße Luft und vor allem der Rauch durch beide Enden des Joints gelangen – was bedeutet, dass Qualm durch das noch nicht verbrannte Material strömt. Deswegen wird er stets aufrecht gehalten, damit kein Rauch den Geschmack des übrigen Joints verdirbt.
Qualitätsmerkmal White Ash
Das Aufrechthalten hat aber tatsächlich noch einen weiteren Grund, insbesondere wenn es um die Bewertung geht. „White Ash“ oder auch „Weiße Asche“ war eine der Bewertungskategorien und beschäftigt sich damit, wie weiß und standfest die Asche ist. Wird ein Premium Pre-Rolls durchgängig aufrecht gehalten und geraucht, so entsteht eine regelrechte weiße Säule. Je standfester und gleichmäßig weiß der Turm am Ende ist, desto besser. Einige kennen es vielleicht noch aus den alten Cartoons, in denen der harte Mann eine dicke Zigarre in einem Zug weggeraucht hat und nur die Silhouette der Zigarre aus Asche zurückbleibt. Genau so soll es auch bei Premium Pre-Rolls sein, da es ein Zeichen für ein sauberes und gut gearbeitetes Produkt ist.
Alles oder nichts
Beim Konsum von einem Premium Pre-Roll sollte stets im Hinterkopf behalten werden, dass man ihn niemals ausgehen lassen oder ausdrücken sollte, um ihn später noch einmal anzuzünden. Bei einem gewöhnlichen Joint mag das noch ansatzweise vertretbar sein, doch bei einem Premium Pre-Roll wird so etwas in Fachkreisen als Todsünde angesehen. Und das nicht ganz unbegründet: Diese Produkte wurden mit größter Sorgfalt hergestellt und mit den besten „Zutaten“ gefüllt. Wird ein solcher Joint ausgedrückt, verteilt sich Rauch im gesamten Produkt und zerstört alles, wofür man dieses Produkt überhaupt hergestellt hatte. Alle Terpene werden dadurch verdorben, denn selbst das beste Cannabis schmeckt nicht besonders gut, wenn es ein zweites Mal angezündet wird.
Wo findet man Premium Pre-Rolls?
Grundsätzlich sind solche Produkte auch in gut ausgestatteten Coffeeshops oder Social Clubs zu finden, allerdings sind die Preise für den Normalverbraucher eher ungeeignet. Durchschnittlich liegen Premium Produkte zwischen 40 und 80 €, doch nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. Für die echten Premium Produkte muss man allerdings auch wissen, wo man hingehen muss, denn nicht jeder hat so etwas in seinem Repertoire.
Fazit
Sicherlich stellt sich manch einer nun die Frage, sind diese Premium Pre-Rolls denn überhaupt sinnvoll? Zu dieser Frage äußerte sich einer der Judges wie folgt: „Ist ein Cocktail mit Echtgold-Flocken sinnlos oder ein Hauté Cuisine 5-Gänge-Menü? Na klar, es sind Dinge, die man nicht unbedingt braucht oder die einfach ein bisschen übertrieben sind. Aber hinter diesen Pre-Rolls stecken Leute, die sich viel Mühe gegeben haben, etwas Besonderes herzustellen. Daher sollte man diese Arbeit auch würdigen, die Preise haben schon ihre Berechtigung. Es ist natürlich auch ein Prestige Ding. Die sehen einfach schon gut aus und rauchen ewig, super für eine Session mit Freunden.“
So ausgedrückt kann man sagen, dass man sich stets selbst die Frage stellen sollte, ob man dem gewachsen ist und ob man bereit ist eine ordentliche Summe zu investieren. Fakt ist, diese Premium Pre-Rolls sind schon etwas ganz Besonderes.