Die Statistiken zeigen eine wachsende Akzeptanz unserer Bevölkerung für Cannabis. Immer mehr Menschen fordern die Entkriminalisierung oder sogar die Legalisierung der Pflanze und ihrer Nutzer. In einem neuen YouTube Format des Stern-Magazins namens Diskuthek wurde die Frage, ob Deutschland für Cannabis einen legalen Rahmen schaffen soll, gerade mit einigen Gästen erörtert.
Entkriminalisierung oder Legalisierung von Cannabis?
Der Gastgeber und Moderator, Aimen Abdulaziz-Said hatte im Studio Sebastian Fiedler geladen. Er ist Vorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Der BDK hatte ja bereits in der Vergangenheit die Entkriminalisierung der Cannabiskonsumenten gefordert. Außerdem mit in der Diskussionsrunde war Georg Wurth, der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands (DHV).
Er würde natürlich noch einige Schritte weiter gehen als Fiedler und kämpft mit dem DHV seit Jahren für die Legalisierung. Ergänzt wird die Runde durch Wiebke Winter von der Jungen Union Bremen und dem ehemaligen Drogenabhängigen Dominik Forster, der heute Drogenaufklärung an Schulen betreibt.
Keine Sorge um die Nachfolge von Marlene Mortler
Die Debatte der Diskuthek war gegliedert in Statements, die mit Cannabis zu tun hatten und zu denen die Teilnehmer der Diskussion Position beziehen sollten. Die Unionspolitikerin Wiebke Winter war selbstverständlich, ganz im Sinne der Partei, gegen jegliche Liberalisierung von Cannabis, ihre Argumentation allerdings war eher schwach.
Denn selbst, wenn von einem legalen Markt für Erwachsene gesprochen wurde, ignorierte sie dies und konterte mit Argumenten des Jugendschutzes. Sie verglich unter anderem den staatlichen Schutzauftrag, Minderjährige vor hartem Alkohol zu schützen, mit der Bevormundung von erwachsenen Cannabiskonsumenten.
Man fühlte sich zuweilen manchmal an Marlene Mortler erinnert, wenn sie ebenfalls an Alkohol als traditioneller, legaler Droge festhält. In der Kommentarsektion des YouTube Videos fiel auch schnell der Vergleich mit Philipp Amthor, den viele noch vom medialen Rummel über das „Rezo zerstört die CDU“-Video kennen.
Löst eine Legalisierung von Cannabis die Probleme, die der Schwarzmarkt mit sich bringt?
Etwas differenzierter schon äußerte sich der BDK-Vorsitzende Fiedler, der zwar die Entkriminalisierung von Konsumenten, nicht aber die Einführung eines regulierten Marktes für Cannabis befürwortet. Er sieht nicht, dass ein legaler Verkauf an Erwachsene einige Probleme lösen könnte, die der illegale Schwarzmarkt mit sich bringt.
Völlig fehlerhaft argumentiert er leider entgegen der Aussage, dass die Polizei viele Kapazitäten für wichtigere Dinge, wie ernsthaft fremd gefährdendes Verhalten und echte Verbrechen, freisetzen könnte, wenn sie nicht Cannabis-bezogene Konsumdelikte bearbeiten müssten.
Aufklärung statt Verbote: Die Vorteile der Legalisierung überwiegen
Dominik Förster sieht einerseits die Risiken, die Cannabis für einige, vorwiegend junge, Menschen haben kann. Er selbst hat eine steile Drogenkarriere hinter sich, die ihn in die Obdachlosigkeit und ins Gefängnis geführt hat. Mit Cannabis soll alles angefangen haben, doch dabei sei es nicht geblieben.
Dennoch vertritt er die Ansicht, dass eine Legalisierung von Cannabis weit mehr Vor- als Nachteile hätte, angefangen vom Jugendschutz, über Qualitätskontrollen bis hin zur finanziellen Ersparnis für den Steuerzahler. Derzeit findet er jedoch, dass Deutschland noch nicht bereit ist für die Legalisierung. Da sei noch weit mehr Aufklärungs- und Präventionsarbeit notwendig.
Die Position des Hanfverbands hatte es nicht immer leicht in der Diskussion
In der Debatte zeigte sich der Geschäftsführer des DHV, Georg Wurth, sehr ruhig und geduldig. Er nahm ungerührt fehlerhafte Aussagen und teilweise überholte Argumentationen hin. Bei manchen Fragen vertraten alle drei anderen Gäste die Gegenposition, wodurch das Gefühl von Einseitigkeit in der Runde aufkam, da Aimen sich als Moderator dezent zurückhielt.
Dennoch vermochte Wurth an entscheidenden Stellen Akzente zu setzen und gerade zum Schluss den Standpunkt der Unterstützer einer verantwortungsvollen Legalisierung noch einmal klarzustellen. Alles in allem war es eine interessante Debatte, mit nicht immer ganz zeitgemäßen Argumenten, aber definitiv einem hohen Unterhaltungswert.