Da Cannabis noch immer in den meisten Ländern der Erde verboten ist, machen sich Geschäftsleute die seltsamsten Gedanken, wie man trotzdem mit den verschiedensten Inhaltsstoffen der Hanfpflanze dennoch etwas Geld verdienen kann. Schon in der Vergangenheit wurden aus diesem Grund synthetische Cannabinoide in Laboren hergestellt, die einige Zeit lang nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fielen und somit nicht verboten waren. Stichwort Spice und Co.
Auch der Hype und Verkauf von CBD-Blüten in Kiosken lässt sich in erste Linie wohl darauf zurückführen, dass das berauschende THC noch nicht für den Genusskonsum freigegeben worden ist. Zuletzt sorgte nun aber ein halb synthetisch hergestelltes Cannabinoid namens Hexahydrocannabinol für Aufsehen, da diese Verbindung zwar in geringen Mengen auch in Cannabis vorhanden ist, und in Vapo-Pens und Cartridges zu Rauschzwecken seinen Weg in den Einzelhandel fand. Um HHC in den benötigten Mengen herzustellen, wird THC oder CBD vorzugsweise aus einem Extrakt durch eine Hydroxierung aufgespalten und anschließend mit einem H-Molekül versetzt. Da auf diese Art das Betäubungsmittelgesetz in verschiedenen Ländern umgangen wird, hat jetzt zumindest Österreich gegengesteuert und die Herstellung und den Verkauf des wenig erforschten Wirkstoffes verboten.
Seit dem 23.03.2023 ist HHC in Österreich nicht mehr erlaubt
Das Gesundheitsministerium in Österreich hat angekündigt, dass HHC in die Bestimmungen der Verordnung über Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) aufgenommen wird. Seit Donnerstag gilt diese neue Bestimmung, die fortan den Verkauf und die Herstellung von HHC verbietet. Doch das seit Kurzem hauptsächlich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen populäre Rauschmittel, welches ähnlich wie der natürliche Cannabiswirkstoff THC wirken soll, zieht bei Besitz und Konsum weiterhin keine Strafverfolgung nach sich.
Verkündet wurde zudem von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dass diese Regelung und Einstufung als Neue Psychoaktive Substanz, solange gelten werde, bis man ausreichende Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen hätte. Experten sprachen schließlich in der Vergangenheit mit Sorge immer wieder darüber, wie wenig erforscht Hexahydrocannabinol in Wirklichkeit sei. Auch habe der laszive Umgang mit der Substanz dazu geführt, dass insbesondere junge Menschen den Eindruck bekämen, dass der Konsum von HHC eine nicht abhängig machende Sache wäre und somit einen unproblematischen Umgang erwarten ließe, obwohl der Stoff schon bei Drogentests ein falsch positives Ergebnis liefern könne.
Weitere Länder werden wohl folgen
In Österreich unterliegt HHC laut Gesundheitsministerium schon dann dem geltenden Suchtmittelgesetz, wenn es direkt aus Cannabis extrahiert wird, weshalb man es aus geschäftlichen Gründen wohl auch aus diesem Grund in erster Linie einfach unter Laborbedingungen aus THC oder CBD synthetisch herstellt. Dies machte es bislang anscheinend legal, im Gegensatz zu gänzlich synthetisch produzierten Cannabinoiden, die man in der Vergangenheit eben in behandelten Kräutermischungen, wie Spice vorfand und die bereits der Verordnung über NPS unterliegen.
In anderen Ländern schob man HHC schon einen Riegel vor. So stufte Finnland Hexahydrocannabinol als neue psychoaktive Substanz ein. Erwartet wird dazu, dass diese Handhabung in Kürze auch in Belgien und Ungarn angewandt werden wird, während andere europäische Länder über den künftigen Umgang mit der halb synthetischen Substanz noch diskutieren. Bis es so weit ist, dass auch in Deutschland der Verkauf verboten wird, ist davon auszugehen, dass sich Menschen aus den genannten Gefilden in den Ländern mit HHC eindecken werden, die den Stoff noch ein wenig in der aktuellen Grauzone stehen lassen.
Gründe für synthetische Cannabinoide
Warum Menschen überhaupt auf derartige und wenig erforschte Stoffe zurückgreifen, lässt sich in Kommentaren darüber berichtender Webseiten einfach finden. Das derzeitige Cannabisverbot, das Konsumenten auf den ungeregelten Schwarzmarkt drängt, forciert, wie bereits eingangs erwähnt, die Entwicklung seitens Geschäftstreibender in diese Richtung. Wäre gewöhnliches Cannabis in unterschiedlichen Variationen in Geschäften für Volljährige ohne Strafandrohung legal erhältlich, gäbe es für derartige unerforschte Substanzen wohl kaum einen genügend großen Markt, um damit wirklich Geld zu verdienen.
Greifen Menschen auf Stoffe wie synthetische Cannabinoide oder HHC zurück, liegt dies einzig daran, dass Marihuana nicht über den einfachen Weg in einem Fachgeschäft angeboten wird. Wenn es aber Substanzen gibt, die ähnliche Wirkung ohne Strafverfolgung versprechen, ist es doch nur logisch, dass sich diese Wirkstoffe großer Beliebtheit erfreuen. Es ist daher also mindestens genauso nötig, endlich die vollständige Legalisierung von Cannabis voranzubringen, wie es wichtig ist, die Wirkweisen und möglichen Gefahren der neuen halb synthetischen Cannabinoide zu erforschen. Und Letzteres am sinnvollsten wohl nicht in freier Wildbahn, sondern dann doch lieber auch im Labor.