Der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe, hatte bereits in einem Schreiben angekündigt, dass die Stadt Münster den Antrag auf ein Cannabis Modellprojekt innerhalb von ein paar Wochen an die BfArM stellen würde. Am 31.07.2017 kam die Bestätigung per Mail, dass dieser Antrag auf eine Cannabisstudie durch die Stadt Münster finalisiert und auch an die BfArM gestellt wurde. Laut der Erfahrungen wird die Bearbeitung einige Monate andauern.
Cannabis-Modellprojekt-Antrag an die BfArM versendet
Im Sommer 2013 ermutigte der DHV Aktivsten in Deutschland dazu, Anträge an die Stadt zu stellen, damit diese einen Antrag auf ein Cannabis Modellprojekt an die BfArM stellt. Ende 2013 fand ich die Zeit und verwendete die DHV Blaupause als meine Vorlage, um dann erst Organisationen und Parteien anzuschreiben. Ich wollte, dass verschiedene aussagekräftige Unterschriften auf dem Schreiben stehen, um mehr Nachdruck aufzubauen. Das Interesse war gering, es waren zwei Studenten, mit denen ich den Antrag geringfügig anpasste und dann im April 2014 an die Stadt stellte. Seit nunmehr dreieinhalb Jahren bin ich auch bei den Hanffreunden Münster e. V. am Thema dran, damit es diese Cannabisstudie geben wird. Immer wieder haben wir als Hanffreunde Münster Infostände oder andere Aktionen veranstaltet, um aufklärend zu wirken und das Unterfangen zu begünstigen.
Wie wird die Cannabisstudie aussehen?
Auch wenn sich alle ernsthaften Beteiligten bei der Ausarbeitung vom Antrag an die BfArM für die Cannabisstudie sichtlich Mühe gegeben haben, so fehlte bei vielen erst einmal die Kompetenz sowie einige Punkte weiterhin Kritik finden. Personen, die schlichtweg keine persönlichen Erfahrungen haben, sollen ein Konzept für eine sinnvolle Cannabisstudie ausarbeiten? Ich vertrat in zwei der drei Planungsgruppen die Linke und habe auch per Mail mit zuständigen Personen kommuniziert. Im März 2017 war noch die Rede von maximal 28 Gramm Marihuana, welches sich ein Proband pro Woche kostenlos abholen kann. Die Kritik, dass die kostenlose Abgabe zu einem intensiveren Konsum führen könne, wurde abgeschmettert: „Es ist absolut unüblich, dass Probanden in einer seriösen wissenschaftlichen Studie Geld bezahlen müssen, deswegen wird man hier nicht einmal über eine Ausnahme nachdenken.“ Wenn das so ist, dann hat es halt seine Richtigkeit, wenigstens wurde auf mehrfache Anregung die maximale Menge nun auf 2 Gramm pro Woche reduziert.
Es geht in dieser Cannabisstudie um die Auswirkungen vom kontrollierten Cannabiskonsum bei gesunden Erwachsenen. Es geht also um Genusskonsum. Interessierte Probanden müssen in Vorgesprächen nachweisen, dass sie gesund sind und es keine Risikofaktoren gibt. Sie müssen nicht jede Woche Marihuana abholen. Wenn sie etwas abholen und nicht verbrauchen, müssen sie es wieder zurückbringen. Das Marihuana darf nur von ihnen selbst konsumiert werden. Wenn die BfArM darauf besteht, müssen die Probanden nach einer Ausnahmeerlaubnis anfragen. Jeglicher Umgang mit potenten Marihuana bedurfte vor dem Cannabismedizingesetz einer speziellen Ausnahmegenehmigung. Wenn die BfArM von den Probanden der Cannabisstudie solch eine Ausnahmegenehmigung für die Teilnahme erwartet, wird das alles leider verzögern.
Warum ist die Reduzierung der Menge gut?
Wer für die Cannabisstudie ausgesucht wird, der ist gesund und weist keine Ausschlusskriterien auf. Dazu würde auch ein übermäßiger Konsum gehören. Es soll in der Cannabisstudie der ganz gewöhnliche Mensch studiert werden, nicht jemand, der bereits viel konsumiert. Diese 28 Gramm pro Person pro Woche als Maximalwert standen nur zur Debatte, da sie in Colorado gelten und die zuerst noch unkundigen Personen in der Planungsgruppe einen Richtwert benötigten. Wer als Proband für die Cannabisstudie aufgenommen wird, konsumiert also vermutlich nicht regelmäßig größere Mengen und das soll auch nach der Studie so bleiben. Kostenlose 28 Gramm pro Woche wären bei vielen jedoch die Konsumaufforderung, da es doch gratis ist. Zwei Gramm pro Woche sind hier die viel bessere Höchstmenge. Somit kommt auch keiner in Versuchung, anderen etwas zu überlassen oder gar jemanden mit konsumieren zu lassen. Bei regelmäßigen Urintests würde das bemerkt werden und der betreffende Proband wäre von der Studie ausgeschlossen.
Für die Cannabisstudie oder auch das Bild des Konsumenten ist es nicht gut, wenn Probanden mit 28 Gramm kostenlosen Marihuana pro Woche vielleicht doch bis ans Limit geht. Es gibt zwei weitere Gründe, die eng beieinander liegen: Die Stadt Münster muss das Marihuana selbst kaufen und wird dazu auf die legalen Bezugsquellen in Deutschland zurückgreifen, wenn sie nicht einen Direktimport anstrebt. Es ist also auch ein Kostenfaktor. Da es bereits jetzt zu wenig Marihuana für die Patienten gibt, wären diese gewiss verstimmt, wenn Probanden der Münsteraner Cannabisstudie sich „ein Jahr Urlaub nehmen“. Bis es dann wirklich losgeht, gibt es in deutschen Apotheken hoffentlich genügend Marihuana. Auch wenn mit der Deutschen Cannabisagentur in den ersten Jahren vermutlich noch nicht viele Lizenzen für große Mengen herausgehen, so kann weiterhin importiert werden.
Zum Schluss:
Ob die BfArM die Münsteraner Cannabisstudie genehmigen wird, das steht derzeit noch in den Sternen. Es hat sich in jedem Fall trotz der Höhen und Tiefen gelohnt, solange dranzubleiben, womit der finale Modellprojektantrag sich zumindest schon einmal deutlich sinnvoller und aussichtsreicher anhört. Wenn jetzt oder nach einer Ablehnung aus verschiedenen Richtungen zu hören ist: „Das war von Anfang an so formuliert, dass es nicht durchkommen kann“, wie es auch schon bei anderen Modellprojektanträgen zu hören war: Auf diejenigen schimpfen, die etwas machen, das ist immer viel einfacher, als es besser zu machen. Und dazu hat doch jeder die Möglichkeit, wenn es in Münster auch zur Antragstellung an die BfArM reichte: Jeder, der alles besser weiß, kann es doch einfach selbst machen!
PS:
Selbst bei einer Ablehnung hätte man die Diskussion angestoßen und damit etwas bewegt, damit die nächsten, die es versuchen, bessere Aussichten auf Erfolg haben. Wenn durch Öffentlichkeitsarbeit die Mehrheit der Deutschen legalisieren will, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis legalisiert wird.
Umformuliert: Wenn es die Amis machen, machen wir es halt nach. So war es beim Verbot, so ist es auch bei der Relegalisierung. Dennoch ist es wichtig, das alles international anzuschieben, damit es dort und damit hier schneller geht und die Bewegung nicht nach hinten zurückkippt. Wer nichts macht, darf auch nicht auf positive Änderungen hoffen und braucht sich nicht bei den Aktiven beschweren, da diese es doch immerhin besser machen könnten.
So war es bereits 2014 klar, dass es möglicherweise so lange dauert, dass der aufwendige Antrag an die BfArM für diese Cannabisstudie vielleicht schon überflüssig ist, da schon legalisiert wird. Wer weiß, ob ich damit jetzt noch recht habe.