Im Dezember 2013 wurde Uruguay zum ersten Land der Welt, das Cannabis vollständig legalisiert hat. Die Regierung hatte sich damals dazu entschieden, einen anderen Weg zu gehen, als den weltweit längst gescheiterten Krieg gegen Drogen. Legalisierung als Begriff kann viele Bedeutungen haben.
Im Vergleich zu US-Staaten wie Colorado, wo Argumente wie zukünftige Steueraufkommen der neuen Cannabisindustrie relevant waren, ging es in Uruguay viel mehr um Volksgesundheit und öffentliche Sicherheit. Expräsident José „Pepe“ Mujica hat bei einer UN-Vollversammlung 2012 gesagt, dass er den Markt von den Dealern befreien wollte. Befürworter der Legalisierung wissen, dass nach so vielen Jahrzehnten der Prohibition und Stigmatisierung kleine Schritte besser sind, um etwas zu ändern, als große unerreichbare Ziele.
Deshalb wird oft erst mal von Cannabis als Nutzhanf, oder Cannabis als Medizin gesprochen. Selten passiert es wie in Uruguay, wo Cannabis plötzlich vollständig legalisiert wurde, obwohl die UN dagegen war. Es gibt auch andere Ansätze: Einzelne Länder haben schon vorher Erfahrungen mit eigenem Anbau oder Cannabis-Clubs sammeln können. Schon früh hat Uruguay den Verkauf von nicht medizinischem Cannabis in Apotheken eingeführt. Jeder Uruguayer oder Person mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung darf entscheiden, ob er oder sie Zugang zu Cannabis als Genussmittel haben möchte, und in welcher Form: entweder Homegrowing, Cannabis-Clubs oder Kauf in der Apotheke. Um alles zu regulieren und kontrollieren, wurde die Cannabis-Regulierungsbehörde (IRCCA) gegründet.
Eigenbau
Seit August 2014 kann man in Uruguay bis zu sechs Cannabispflanzen pro Haushalt anbauen. Jährlich dürfen nicht mehr als 480 Gramm geerntet werden. Man hat keine Gebühren zu bezahlen, aber die Anmeldung ist ein Muss, um im Rahmen des Gesetzes zu bleiben. Die letzte offizielle Anzahl von angemeldeten „autocultivadores“ waren 6.235 (01.03.2017).
Growshops in uruguayischen Städten findet man so einfach wie nie zuvor, sogar in „Av. 18 de Julio“, der Hauptstraße von Montevideo. Wenn man einen bunten, mit Hanfblättern dekorierten Laden sieht, kann man sich sicher sein, dass man dort alles finden kann, was man benötigt, um Cannabis anzubauen oder zu rauchen, aber kein Cannabis.
Cannabis-Clubs
Wenn man Eigenanbau nicht allein zu Hause betreiben will, kann man in Uruguay einen „Club de Membresia“ gründen oder Mitglied werden. Cannabis-Clubs müssen mindestens 15 und dürfen maximal 45 Mitglieder aufweisen. Die Regulationen für die Clubs sind etwas komplizierter als für den Eigenanbau. Die Vereine müssen sich bei einer Agentur des Bildungsministeriums anmelden. Um richtig angemeldet zu werden, benötigt man einen Notar, um verschiedene Dokumente zu unterschreiben. Außerdem wird unter anderem benötigt: Ein Anbauplan, der die technischen Details des Anbaus beschreibt, und auch ein Verteilungsplan, in dem die Aufteilung der Produktion unter den Mitgliedern geplant wird. Jedes Mitglied darf 480 Gramm pro Jahr nutzen. Wenn die Produktion geerntet wird oder ein Mitglied etwas erhält, muss alles online bei der Cannabisagentur angegeben werden. Jeder Verein muss einen technischen Verantwortlichen haben und die Produktion darf nur an einem Ort stattfinden. Jede Werbung, sogar Plakate an der Tür, sind komplett verboten. Am 1. März 2017 waren 38 Cannabis-Clubs offiziell angemeldet.
Cannabisverkauf in der Apotheke
„Wir starten ein Experiment“, sagte Mujica oft, unter anderem, weil bis jetzt kein Land der Welt, nicht medizinisches Cannabis in den Apotheken verkauft hat. Der Weg war und ist immer noch lang und steinig, weil ein neuer und ganz spezieller Markt reguliert werden musste. Erst hat die Regierung einige Zeit darauf verwendet, um zwei Firmen auszuwählen: Symbiosis und International Cannabis Corp (TSXV:ICC). Obwohl mehr als zwanzig Firmen in Uruguay Cannabis anbauen wollten, wurden nur zwei Lizenzen erteilt. Vor allem entscheidend waren die moralische Eignung und die Legalität des Kapitals. Die Cannabisagentur bezahlt den zwei Unternehmen knapp unter 1 € pro Gramm. In den Apotheken kann man für knapp über 1 € das Endprodukt kaufen, maximal 10 Gramm pro Woche. Die Regierung arbeitet seit März 2017 daran, die letzten Details zu klären und anschließend den Verkauf in den Apotheken zu beginnen.
International Cannabis Corp
Die ICC hat im Februar 2016 mit der Cannabisproduktion für den Verkauf in Apotheken begonnen. Ende 2016 hatte ICC schon 100 Kilogramm für die Verteilung gepackt. Inzwischen hat ICC eine neue Lizenz bekommen, um Nutzhanf anzubauen, und eine weitere, um Cannabinoide wie CBD-Extrakte zu produzieren. Seit November 2016 kann man ICC-Aktien in der TSX Venture kaufen.
2017 hat ICC vor, nicht nur die Produktion für den uruguayischen Markt zu steigern, sondern auch large-scale (mindestens 15 Hektar) Nutzhanf anzubauen, um Extrakte zu produzieren, und am Ende des Jahres zu exportieren.
Beitragsfoto: © International Cannabis Corp