In den letzten Jahren hat sich in der Cannabisszene viel getan. In vielen Ländern wurden Gesetze geändert, Verbote gelockert oder die Grenzmenge erhöht. Leider gibt es immer noch nur sehr wenige Orte, an denen Cannabis komplett legalisiert und dadurch Erzeugung, Besitz und Konsum straffrei sind.
Als bestes Beispiel für eine liberale Drogenpolitik gilt unter anderem die Niederlande, die USA und seit Kurzem auch Uruguay, da dort die jeweiligen Gesetze sehr vorteilhaft für die tausenden Cannabiskonsumenten sind. Doch trotz der vergleichsweise freien Drogenpolitik gibt es in fast all diesen Ländern Regulierungen, Beschränkungen und legale Hürden, die den Konsum erschweren oder sogar ein Bußgeld mit sich bringen können.
Wo man als Angehöriger eines Staates, in dem es so strikt verboten ist wie in Österreich, Deutschland oder anderen Ländern der EU trotzdem unbeschwert konsumieren kann, ist relativ leicht zu ermitteln. Es gibt unzählige Internetseiten und Artikel, in denen es um legale Möglichkeiten geht, sich zu berauschen. Trotz dieser Vielzahl an vermeidlichen „Kifferparadiesen“ wissen viele Konsumenten nicht genau, welche Modelle es zur legalen Cannabisabgabe gibt. Im Folgenden wird auf diese eingegangen, um die Unterschiede zwischen ihnen aufzuzeigen.
Dispensary
Zuerst muss natürlich das liberalste Modell beschrieben werden, welches sich momentan (leider) nur in den USA durchgesetzt hat. Es handelt sich hierbei um eine Abgabestelle, die ähnlich den Apotheken für verschreibungspflichtige Medikamente gehandhabt wird. In den sogenannten „Dispensaries“ gibt es entweder medizinisches Cannabis, „Recreational“ Cannabis (also Cannabis zum Freizeitgebrauch) oder beides zu kaufen.
Der Unterschied hierbei ist, dass bei den medizinischen Abgabestellen nur Personen mit einem vom Staat ausgestellten Medical-Cannabis Pass einkaufen dürfen. In den Dispensaries mit „Recreational Sales“ hingegen darf jeder Erwachsene (in Amerika ab 21 Jahren) einkaufen. Voraussetzung ist lediglich ein Pass mit mindestens einem Jahr Gültigkeit und dem passenden Kleingeld.
Dieses Abgabemodell ist das Gängigste in den sogenannten „Legal-States“, zu welchen momentan Colorado, Washington, Oregon und Alaska und seit 2016 auch noch Massachusetts, Nevada und Kalifornien zählen. In Letzteren ist der Beschluss, ein legales System einzuführen, leider erst in den Kinderschuhen, daher kann man dort noch kein legales Cannabis kaufen. In Colorado jedoch, wo der Grundstein für dieses Modell gelegt wurde, finden sich Dutzende Dispensaries, welche allerlei bunte Cannabisprodukte verkaufen.
Neben selbst angebauten Blüten gibt es auch noch das sogenannte „Bubblehash“, bei dem durch Wasserextraktion das potente Blütenharz von den Knospen getrennt und separat gesammelt wird. Es gibt zahlreiche Sorten, wobei in den USA seit einigen Jahren der Trend weg von klassischen Sorten und hin zu ausgefallenen Kreuzungen geht. Diese neuen Sorten haben teils eigenartige Namen wie „Gorilla Glue“, „Fresh Candy“ oder „Grand Daddy Purple“, sind aber in Potenz und Geschmack und Wirkung kaum zu übertreffen.
Des Weiteren gibt es auch noch Cannabiskonzentrate wie ÖL (auch Dabs genannt) und jede Menge essbare Produkte, die sogenannten Edibles. Die Produktpalette reicht hierbei von Keksen über Softdrinks bis zu Kaubonbons und natürlich Schokolade. Für interessierte Leser sei hier auch die Marke „Leafs by Snoop“ empfohlen.
Diese wurde von dem bekannten Rapper und bekennendem Cannabisliebhaber Snoop Dogg gegründet und beinhaltet Blüten, Hasch, Edibles und Dabs von hoher Qualität. Alles in allem findet sich hier wirklich alles, was das Herz der Cannabisliebhaber höherschlagen lässt, jedoch ist der Besuch in einer dieser Dispensaries nicht unbedingt erschwinglich, da die Preise hier, je nach Produkt und Qualität von 10 bis 50 Dollar pro Gramm reichen.
Um einen derartigen Shop eröffnen zu dürfen, müssen viel Zeit und Geld aufgebracht werden, da die Gründung eine Lizenz voraussetzt und diese erst beantragt und von einem Expertengremium genehmigt werden muss. Es ist also jeder Lizenzinhaber vom Staat dazu ermächtigt, Cannabis zu produzieren, zu verarbeiten oder zu verkaufen. Durch dieses System profitiert auch der Staat, da er durch eine Steuer auf den Cannabisverkauf einen Anteil am Profit der privaten Unternehmen bekommt.
Coffeeshop
Als Nächstes folgt ein Modell, welches sich nur in den Niederlanden findet und welches durch seine Präsenz in Amsterdam weltweit Ruhm erlangt hat. Die Rede ist natürlich von den Coffeeshops, die eigentlich jedem Konsumenten bekannt sind. Doch wie genau funktioniert eigentlich dieses Modell?
Zunächst sei erwähnt, dass in den Niederlanden leider ebenfalls keine komplette Legalisierung stattgefunden hat. Vielmehr hat die Regierung in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschlossen, den Fokus der Polizeikräfte zu ändern, und zwar weg von der Verfolgung von Konsumenten sogenannter „weicher Drogen“ und hin zu der Verfolgung von wirklichen Straftaten. Diese Einigung erschuf die sogenannte „Hintertürregelung“, welche den Verkauf von Cannabis in Coffeeshops duldet, jedoch nicht legalisiert.
Diese Shops müssen eine Reihe von Auflagen erfüllen, unter anderem dürfen sie nicht mehr als 500 Gramm Cannabis lagernd haben und auch keine anderen Drogen verkaufen. Ebenfalls ist seit einigen Jahren der Tabakkonsum strikt verboten, was dazu führt, dass viele Coffeeshops nun auf Knaster, also einen natürlichen Tabakersatz zurückgreifen. Der Anbau und die Erzeugung von Cannabis sind ebenfalls verboten, was zu einem regen Schwarzmarkt geführt hat (von irgendwo muss das Produkt ja kommen). Man muss sich das noch einmal klar durchdenken: Der Händler kauft sein Cannabis an der „Hintertür“ des Shops illegal von einem Produzenten, um es dann an der Ladentheke legal zu verkaufen. Die Ironie dieses Modelles könnte nicht deutlicher sein.
In den letzten Jahren haben neue Regelungen wie das eben erwähnte Tabakverbot und schärfere Kontrollen dazu geführt, dass Dutzende Coffeeshops schließen mussten. Dennoch findet man in der Innenstadt von Amsterdam immer noch ohne Probleme einen dieser Shops, in denen man auch heute noch Cannabisblüten, Haschisch und die notwendigen Utensilien kaufen kann. Die einzige Voraussetzung für den Erwerb der THC-haltigen Produkte ist es, volljährig zu sein. Beim Kauf muss man einen Ausweis vorzeigen, der kontrolliert wird, bevor man das Cannabis erhält.
Die Sortenvielfalt in den Shops kennt keine Grenzen. Man findet neben bekannten Sorten wie Blueberry, Jack Herer oder Bubblegum aber auch einige neue Sorten, und die Produktpalette beim Haschisch reicht ebenfalls von trockenem Marokkaner bis zu schwarzem Afghanen. Die Preise sind ähnlich den Straßenpreisen, man zahlt hier für ein Gramm Blüten zwischen 8 und 17 €, für Haschisch zwischen 10 und 20 €, je nach Qualität. Eine Besonderheit sind zudem die „Space-cakes“ mit Cannabisbutter zubereitete Brownies oder Kekse, die einen einzigartigen Effekt auf den Körper haben und weltweit bekannt sind.
Ein besonders interessanter Aspekt an dem Modell des Coffeeshops ist, dass auch einige der großen Samenproduzenten mit Coffeeshops vertreten sind. Wer also die Samen aus den Prospekten kennt, kann sie in diesen Shops nicht nur kaufen, sondern teilweise auch das fertige Produkt testen. In der Haarlemmerstraat, nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof Amsterdam Centraal entfernt, gibt es so unter anderem einen Vertreter von Barneys Farm und nebenan direkt ein Café, in dem man zwar keine Blüten kaufen, dafür aber mitgebrachtes Cannabis konsumieren kann.
Cannabis Social Club
Als letztes Modell soll hier das noch nicht sehr verbreitete, aber dennoch sehr sinnvolle Modell des Cannabis Social Clubs, kurz CSC genannt, beschrieben werden. Bei diesen Clubs handelt es sich um private Vereine, in denen sich Cannabisliebhaber oder Patienten zusammenschließen, um legal Cannabis anzubauen und zu konsumieren. Ein Land, in dem dieses System seit einigen Jahren gut funktioniert, ist Spanien, wo der Besitz und Anbau innerhalb von Social Clubs entkriminalisiert wurde.
Das Modell funktioniert dadurch, dass die Mitglieder einen Beitrag zahlen, durch den der Anbau finanziert wird. Es wird hierbei vonseiten der Politik sehr stark auf die „non-Profit“ Eigenschaft der Clubs geachtet. Die CSC’s dürfen innerhalb ihres Vereins Cannabis anbauen, erzeugen, verarbeiten und die fertigen Blüten dann an die Mitglieder je nach Anteil ihres Beitrags verteilen. Es gibt von Land zu Land verschiedene Höchstgrenzen, jedoch funktioniert das System generell recht gut.
Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass CSC’S keine Werbung machen dürfen. Sie haben kein Geschäftslokal und besitzen teils auch keine Ladentheke, wo man Cannabis kaufen kann. Das Modell sieht vor, dass sich die Mitglieder in einem separaten, öffentlich nicht zu erkennendem Ort treffen können, um dort ihr Cannabis zu konsumieren. Wie man aus den letzten Zeilen erkennt, liegt das Hauptaugenmerk hierbei auf dem Zusammenhalt innerhalb des Vereins. Die Leute, die gerne anbauen, tun dies für sich und auch für die anderen Mitglieder, welche vielleicht nicht die Möglichkeit haben, ihr eigenes Cannabis zu erzeugen. Es wird nichts nach außen verkauft, nur innerhalb des Vereins wird das erwirtschaftete Material ausgegeben und gemeinsam konsumiert.
Für Touristen ist es jedoch trotzdem möglich, in einem solchen CSC Cannabis zu konsumieren, da es im Internet einige Möglichkeiten gibt, auch als Ausländer eine Mitgliedschaft in einem solchen Verein zu beantragen.
Auch in den USA oder anderen europäischen Ländern hat es bereits erste Versuche mit den CSC’s gegeben, jedoch wurden diese schnell wieder verboten. In Österreich gibt es ebenfalls Cannabis Social Clubs, jedoch beschränken sich diese auf kranke Personen und die Mitglieder agieren trotz der Mitgliedschaft in einem Verein kriminell, da die Erzeugung in Österreich für jedermann sei seine Absicht auch noch so gut verboten ist.