Wenn es um die Cannabis-Legalisierung geht, so stoßen wir immer wieder auf die gleichen Argumentationen. Ein Argument davon wird auf Kosten unserer Jugend ausgesprochen. Man habe Angst um unsere Jugend, man wisse nicht, wie diese dann auf die Legalisierung reagieren würden und vor allem würde man nur noch bekiffte Köpfe in den Klassen deutscher Schulen sitzen haben. Aber mal ehrlich! Was wäre, wenn wir diese Argumentation den Kids vorlegen würde. Denkst du, dass sie das genauso sehen würden oder würden wir Erwachsene eher Kopfschütteln ernten? Hat es wirklich alles nichts mehr mit Erziehung zu tun und müssen sich Eltern wirklich vorwerfen, sie haben etwas falsch gemacht, nur weil klein Kevin mal an einem Joint gezogen hat? Wovor haben sie Angst?
Was würden die Kinder sagen?
Ich habe es bereits des Öfteren mit Kindern und Jugendlichen zu tun gehabt, ganze Klassen nach ihren Meinungen gefragt, einfach zu alltäglichen Dingen. Und ja, Kinder und Jugendliche wollen vorwiegend eines sein: cool! Ich weiß nicht warum, aber alles was verboten und illegal ist, ist mehr oder weniger cool. Es ist extrem cool die Hausaufgaben nicht zu machen, es ist noch viel cooler die Schultoiletten vollzukritzeln und wer sich traut die Unterschrift seiner Eltern zu fälschen ist der Allercoolste. Genau dieses Verhalten ist laut extrem vieler Psychologen und Wissenschaftler etwas völlig Normales. Kinder und Jugendliche haben ihre Persönlichkeit noch nicht gefunden, sind zudem in der Selbstfindungsphase und müssen sich untereinander beweisen. Verbotene Dinge zu tun gibt vielen die Bestätigung etwas Besonderes zu tun, sich etwas Besonderes zu trauen oder einfach nur etwas anderes zu tun als andere.
Sich nicht an die Normen, die Regel zu halten, etwas Ausgefallenes zu tun. Das ist der Wunsch der jungen Erwachsenen. Und überhaupt ist sowieso alles, was Eltern einem vorkauen irgendwann auf Richtigkeit zu überprüfen. Die Eltern verbieten den Alkohol, die Zigaretten und die Schokolade – umso reizvoller ist es doch, es erst recht auszuprobieren. Jeder kennt den Spruch: Alles das, was man nicht soll, findet man besonders toll. Und er stimmt, gib es zu, er galt auch für dich als Teenager.
Würde man Kindern nun das Kiffen erlauben, was glaubst du, würde passieren? Nehmen wir an, von 20 Kindern einer Klasse im Alter von 15 und 16 Jahren würden 7 Jugendliche heimlich kiffen. 5 von ihnen trauen es sich nicht, weil es ja verboten ist und der Rest interessiert sich einfach gar nicht dafür. Nehmen wir an, wir würden 20 Joints frei verfügbar auf den Tisch packen und jeder dürfte sich einen nehmen. Was würde passieren? Würden diejenigen, die bislang kifften, zugreifen? Klar! Wo wäre der Unterschied? Nicht da. Die fünf Kinder, welche sich bislang nicht trauten, würden sich vielleicht einen nehmen. Nicht alle, aber sagen wir 3 von ihnen würden den Joint probieren und dann festhalten, dass das kiffen doch nichts für sie ist. Und all diejenigen, die sich für das Marihuana noch nie interessierten? Warum sollte es plötzlich interessanter werden nur, weil es jetzt erlaubt ist?
Wir halten fest: Würde man das Kiffen legalisieren, so würden all diejenigen Jugendlichen zum Joint greifen, die es jetzt auch tun. Einige würde die Neugierde überkommen, jedoch würden nur die wenigsten im Anschluss an einen Probejoint mit dem kiffen anfangen. Und wen das Kiffen noch nie interessiert hat, den wird es auch jetzt nicht jucken. Was würde sich also ändern? Nichts? Würde ich nicht behaupten.
Weniger Kiffer dank Legalisierung?
Wäre das Kiffen legal, so würde man sicherlich auf mehr Aufklärung pochen. Auch an Schulen. Die positiven Eigenschaften wären endlich auf dem Tisch, alle negativen Aspekte des Rauchens auch. Aufklärung ist eigentlich uncool. Du könntest einem Jugendlichen sagen, er solle bis zum nächsten Tag 3 Joints rauchen und darüber einen Artikel schreiben. Er würde es nicht tun, weil du es ihm aufgetragen hast.
Ja, man könnte sogar sagen, dass wenn das Kiffen erlaubt ist, das breite Interesse dafür sinkt. Wenn jeder kiffen darf, ist man ja nichts mehr Besonderes. Jeder könnte Marihuana besitzen, der gefährliche Gang zum Dealer wäre gar nicht mehr nötig, sich vor der Polizei verstecken braucht auch keiner mehr. Und sehr viele Jugendliche kiffen oder trinken Alkohol, weil es nicht erlaubt nicht. Die meisten tun es nicht, weil es ihnen schmeckt. Die wenigsten kiffen, weil sie es aus Überzeugung für richtig halten. Sie kiffen, weil es cool ist, weil es verboten ist und weil es einfach spannend ist, wenn Eltern und Lehrer nichts mit bekommen sollen.
Glaubst du nicht? Verbiete deinem Kind doch mal längerfristig eine bestimmte Sache, eine harmlose Geschichte. Verbiete ihm eindringlich, sich abends das Wetter anzusehen und wartet mal ab, was passiert. Noch nie war der Wetterbericht so interessant.
Wovor haben sie also Angst?
Wofür man also Angst hat, das wissen die meisten wahrscheinlich selbst nicht. Realistisch betrachtet gibt es nichts, wovor man Angst haben muss. Schon gar nicht im Bereich jugendlicher Kiffer. Und hätte so mancher Jugendlicher anstelle von einer Flasche Wodka lieber 2–3 Joints geraucht, so wäre so manche Mutter oder Vater an diesem Tag wohl weniger in Sorge gewesen.