Wenn wir uns in Europa mit der Cannabispolitik beschäftigen, betrifft dies meist Deutschland, Österreich und die Schweiz. Gerade im Bereich der CBD-Produkte passiert dort sehr viel. Und natürlich warten alle auf die nächsten Schritte, die Luxemburg in Bezug auf die bereits beschlossene Legalisierung gehen wird.
Wenn wir auf eine baldige Legalisierung im eigenen Land hoffen, dann kann die Situation unserer Nachbarländer dazu ein entscheidender Faktor sein. In einem Staatenverbund wie der Europäischen Union ist das besonders wichtig. In Deutschland könnte sich etwa die Prohibition nicht so lange halten, wenn Cannabis in Ländern wie Polen oder Frankreich legal wäre. Das macht im Hinblick auf Cannabis Frankreich zu einem bequemen Nachbarn für die CDU-geführte Regierung, die eine Liberalisierung bislang konsequent ablehnt. Frankreich war bis vor Kurzem noch wesentlich strenger, doch wie sieht es nun beim Nachbarn links des Rheins aus?
Die Franzosen haben sich Cannabis nie verbieten lassen
Bis heute hat das eigentlich moderne Land Frankreich eine der restriktivsten Gesetzgebungen Europas. Gerade in den vergangenen Jahren allerdings beginnt das Land mit der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt, sich der Liberalisierung gegenüber der Hanfpflanze zu öffnen. Da die Franzosen im Durchschnitt am meisten Cannabis konsumieren innerhalb Europas, ist es eigentlich ein Wunder, dass das erst jetzt geschieht. Der Cannabiskonsum in Frankreich hat lange Tradition.
Er geht auf Napoleons ägyptischen Feldzug von 1798 zurück. Aus Mangel an Alkohol verwendeten seine Truppen stattdessen Cannabis. Obwohl es ihnen von Napoleon verboten wurde, brachten die Soldaten das Cannabis mit zurück, und der Cannabiskonsum wurde immer beliebter. Selbst die harten Gesetze haben die Franzosen nicht abgeschreckt, und so werden seit je her, primär aus Marokko, Tonnen von Cannabis nach Frankreich importiert.
Seit 2014 lockert sich die strenge Cannabispolitik
Das Strafmaß, das Cannabis-Konsumenten in Frankreich erwartet, war bis vor ein paar Tagen für europäische Verhältnisse ziemlich hoch. Geldbußen bis zu 3.750 € und eine einjährige Freiheitsstrafe waren die Regel. Erst Präsident Macron hat den Start einer neuen Cannabispolitik eingeläutet, auch um die Gesetze etwas mit den liberaleren Nachbarn Deutschland, Italien, Belgien und Luxemburg in Einklang zu bringen. Seit 2018 hat ein Konsument oder Besitzer einer geringen Menge Cannabis in Frankreich lediglich eine geringfügige Geldbuße von 150 bis 200 € zu bezahlen, wenn er mit der Justiz aneinander Gerät.
Seit 2014 ist der Gebrauch von Cannabis als Medizin in Frankreich erlaubt. Im September 2018, veröffentlichte die französische Gesundheitsvereinigung ANSM (Agency Nationale de Sécurité du Médicament et des Products de Santé vergleichbar mit BfArM in Deutschland) ihre Erkenntnisse über den medizinischen Gebrauch von Cannabis. Die Behörde unterstützt die Nutzung mittlerweile bei vielen Diagnosen, allerdings nicht das Rauchen als Form der Einnahme.
Der Handel mit CBD-Blüten hat sich schnell etabliert
Für viele Cannabis-Startups wäre das Umdenken der Regierung in der Cannabispolitik eine große Chance. Zwischen 2015 und 2017 haben mehr als 11 Prozent der französischen Bevölkerung Cannabis konsumiert, mehr als überall sonst in Europa. Im vergangenen Jahr haben in den größten französischen Städten zahlreiche Geschäfte eröffnet, die CBD-Cannabis verkaufen.
Das französische Gesetz besagt, dass in den Shops kein Cannabis mit mehr als 0,2 Prozent THC verkauft werden darf. Um auf der rechtlich sicheren Seite zu bleiben, verkaufen sie die CBD-Blüten nicht, um sie zu rauchen. Offiziell sollen sich die Konsumenten daraus einen Tee zubereiten. Natürlich werden sie dennoch meist geraucht. Das Geschäft mit CBD-Blüten hat sich auf diese Weise schnell in den Städten eingerichtet. Es ist beinahe so, als wäre es schon immer da gewesen.
Wird Frankreich vor Deutschland Cannabis legalisieren?
Aber auch für THC-reiches Cannabis sieht die Zukunft in Frankreich nicht schlecht aus. Die Stimmen in der Politik mehren sich, die die Prohibition beenden wollen. Die Gesundheitsministerin Agnes Buzyn hat sich bereits positiv über eine Ausweitung des Cannabis als Medizin Programms geäußert, denn bisher waren erst zwei Cannabismedikamente zugelassen.
In den vergangenen Tagen hat sich der Abgeordnete der liberalen LREM, Ludovic Mendes, für die Legalisierung von Cannabis zum privaten Gebrauch ausgesprochen, als er an einem Kongress der Europa Cannabis Group teilnahm. Mehr noch, er hat sich dazu bekannt, es selbst auch schon konsumiert zu haben. Die Bemühungen für eine Liberalisierung der Cannabispolitik sind da. Gut denkbar, dass sich die Regierung in Frankreich schneller entscheidungsfreudig zeigt als das bei anderen EU-Ländern wie Deutschland oder Österreich der Fall ist.