Während in den meisten Teilen der Welt eine Legalisierung von Cannabis ein Prozess ist, der eine ganze Nation betrifft, geschieht sie in den Vereinigten Staaten stückchenweise. Bundesland um Bundesland stimmen entweder die Menschen im Volksentscheid ab, oder die Gesetzgeber setzen die Reformen in Gang.
Letzteres geschah bisher eher selten, die Legalisierungen in den USA wurden fast alle per Volksabstimmung durchgesetzt. Aber wie auch immer es entschieden wurde, zunächst einmal ist es für viele Menschen ein erfreuliches Ereignis. Es gibt weniger Straftaten, die registriert und verfolgt werden müssen. Die Qualität des Cannabis ist zuverlässiger, da sie kontrolliert wird.
Cannabiskonsumenten haben immer noch viel zu verlieren
Trotzdem hat dieser Flickenteppich der Cannabisgesetze, der die USA nun ist, auch seine Tücken. Und diese werden erst überwunden sein, wenn Cannabis auf Bundesebene der USA legalisiert ist. Denn auch wer in einem der sogenannten Legal States Cannabis konsumiert, den können Restriktionen des Bundesgesetzes treffen. Durch die nach wie vor gültige Cannabis-Prohibition hat etwa der Vermieter die Möglichkeit, einem Mieter die Wohnung zu kündigen, wenn er über den Konsum des Mieters Bescheid weiß. Wenn man für seine Arbeit einen Drogentest machen muss, kann man die Arbeitsstelle verlieren, wenn man auf Cannabis positiv getestet wird und der Arbeitgeber den Konsum nicht duldet. Die Behörden können dem Konsumenten auch jederzeit die Erlaubnis für den Waffenbesitz entziehen, was für viele US-Amerikaner eine schlimme Sache ist. Außerdem kann man so ziemlich jede Leistung verlieren, die einem von Institutionen des Bundes gewährt werden, Studienkredit, Lebensmittelmarken, ja sogar Aspekte medizinischer Versorgung.
Auch wer sich an der Cannabis-Branche beteiligt, kann Schwierigkeiten bekommen
Die Restriktionen betreffen nicht nur die Cannabiskonsumenten, sondern auch diejenigen Personen, die in der schnell wachsenden Branche arbeiten oder darin investieren. Man kann dadurch seinen Hypothekenvertrag von der Bank gekündigt bekommen, Gelder können eingefroren und Konten gesperrt werden. Immigranten oder Besitzer einer Greencard müssen die Verweigerung der Einbürgerung fürchten. In Colorado wurde bereits Menschen die Staatsbürgerschaft verweigert, weil sie in Cannabisunternehmen arbeiteten.
Die Opfer der Cannabis-Prohibition sind auch im legalen Cannabusiness im Nachteil
Die Probleme des Verbots auf Bundesebene betrifft besonders sozial Schwache und Minderheiten. Denn gerade diesen Bevölkerungsgruppen bleibt die Chance, sich als Unternehmer am neuen Markt für legales Cannabis zu beteiligen, verwehrt. Da nämlich keine Förderung eines Cannabis-Start-Ups durch die Vereinigten Staaten möglich ist, können nur diejenigen das große Geld machen, die bereits über beachtliches Kapital verfügen. Daher verstärken die gesetzlichen Differenzen zwischen Bund und Bundesstaat das soziale Ungleichgewicht und die Ungerechtigkeit, die schon Jahrzehnte im amerikanischen War on Drugs (Drogenkrieg) gefördert wurde. Wenn die USA der Prohibition endlich ein Ende machen, werden die althergebrachten Eliten den Markt für Cannabis längst unter sich aufgeteilt haben.
Die Förderung von Cannabis-Start-Ups gestaltet sich schwierig
Es gibt tatsächlich progressive Orte in den USA, wo man versucht manchen Problemen der Cannabis Prohibition des Bundes etwas entgegenzusetzen. In manchen Bundesstaaten soll es Programme und Fonds geben, die Minderheiten und durch den Drogenkrieg benachteiligten Darlehen und Unterstützung für die Gründung Cannabis-bezogener Unternehmen gewähren. Dies ist allerdings nur über Umwege möglich, da ja nicht mit Banken und öffentlichen Geldern gearbeitet werden darf. Wie man also sieht, sind mit einer Legalisierung in einem US-Bundesstaat noch nicht alle Probleme beseitigt. Aber immerhin sind es diese regionalen Reformen, die den Druck auf den US-Kongress groß genug werden lassen, dass eine Legalisierung von Cannabis unausweichlich wird.