Nachdem Thailand im Juni 2022 Cannabis aus der Liste der Betäubungsmittel strich und den Weg für medizinische Verwendungen freimachte, hat sich im Land des Lächelns ein Markt entwickelt, der nicht ganz diesen Vorgaben entspricht. Besonders in touristisch beliebten Gebieten sprossen die Weed-Dispensaries wie Pilze aus dem Boden, in denen nicht nur medizinisches Cannabis, sondern auch potente Varietäten der berauschenden Hanfpflanze angeboten werden.
Weil die Regierung mit dieser Entwicklung wenig zufrieden ist und man diesem Wild-West-Szenario etwas entgegensetzen möchte, wird weiterhin an einer Überarbeitung der Gesetzeslage gearbeitet und neue Abstimmungen stehen bevor. Erst Anfang Dezember wurde im thailändischen Repräsentantenhaus darüber abgestimmt, welche Passagen aus einer neuen Version der Gesetzesvorlage gestrichen oder erweitert gehören, während es letztlich zu keinem finalen Abschluss des Vorgangs kam. Um zumindest den Besuchern des Landes etwas Sicherheit und Klarheit zu verschaffen, hat das Ministerium für öffentliche Gesundheit nun einen Leitfaden auf den Webseiten des Gesundheitsministeriums veröffentlicht, der unter anderem zehn Punkte enthält, nach denen sich Thailand Touristen zu richten haben.
Ein Cannabis-Guide zur Sicherheit
Der stellvertretende Staatssekretär des Ministeriums für öffentliche Gesundheit hat am 3. Januar erklärt, warum der jetzt veröffentlichte Leitfaden für Touristen in Thailand notwendig sei. Dr. Narong Apikulwanich sagte gegenüber der Presse, dass aufgrund der bislang einzigartigen Entwicklung in einem asiatischen Land bezüglich der Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken, Menschen, die nach Thailand reisten und an Cannabis interessiert wären, rechtliche Klarheit besitzen müssten. Daher würden auch zukünftig seitens der Behörden in Tourismusgebieten vergleichbare Leitfäden in verschiedenen Sprachen herausgegeben. So soll sichergestellt werden, dass die Urlauber in Thailand landesweit verstehen, was tatsächlich erlaubt wurde und weiterhin illegal ist.
Betont wurde im selben Atemzug, dass die Verwendung von „Hanf“ nur für den medizinischen Gebrauch und für Forschungszwecke erlaubt worden wäre, der Einsatz als Genussmittel jedoch weiterhin verboten sei. Während das Ministerium über das Cannabisgesetz weiterhin nachdenken würde, wären aber bereits neue Verordnungen betreffend der Kontrolle der Verwendung von Cannabis erlassen worden, die die öffentliche Sicherheit gewährleisten und Missbrauch verhindern sollen. Dazu zählten die Verordnungen, dass Restaurants, die Cannabis als Zutat verwenden würden, ihre Kundschaft schriftlich darauf hinweisen müssten. Ebenfalls gilt Cannabisgeruch und der Rauch von Cannabis nun als ein öffentliches Ärgernis, das vermieden gehört. Zu guter Letzt wurde auch bestimmt, dass Produkte, die Cannabisknospen enthalten, registriert werden müssen.
Der Inhalt des Thai-Cannabis-Guides
In dem an Touristen gerichteten Cannabis-Leitfaden sind unter anderem zehn Punkte enthalten, an die sich Besucher Thailands künftig unbedingt halten sollten. Auch wird in dem Cannabis-Guide der Unterschied zwischen Hanf und Cannabis erklärt. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass es trotz der Streichung aus der Liste der Betäubungsmittel weiterhin nicht erlaubt sei, die jetzt als kontrollierte Kräuter bezeichneten Blüten an Personen unter 20 Jahren oder an stillende sowie werdende Mütter zu verkaufen. Auch der Online-Handel und der Verkauf durch Automaten wären nicht erlaubt. Es wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass Extrakte mit einem THC-Gehalt von über 0,2 Prozent (oder synthetischem Tetrahydrocannabinol) vom Handel ausgeschlossen sind.
Nur Gesundheitsprodukte, die von der thailändischen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) zugelassen wurden, sind legal. Gewarnt wird zudem davor, dass unangemessener Konsum zu unerwünschten gesundheitlichen Folgen führen könne, wie einer veränderten Sinneswahrnehmung, Stimmungsschwankungen und auch Bewegungseinschränkungen. Abhängig vom eigenen Körper, der Genetik, dem Geschlecht, dem Gewicht, dem Körperfettgewebe und der körperlichen Aktivitäten könne die Wirkung nach Gebrauch von Cannabis unterschiedliche und nicht einschätzbare Wirkungen mit sich bringen. Dazu sollten Touristen sich in jedem Fall vor der Ausreise informieren, wie die Gesetzeslage im nächsten Einreiseland ist.
Zehn wichtige Punkte zu beachten
Im Thai-Cannabis-Guide sind zehn konkrete Punkte aufgelistet, nach denen der Aufenthalt von Hanffreunden unbedingt gestaltet werden muss. Cannabis darf nicht zu persönlichen Zwecken in das Land, aber auch nicht aus dem Land heraus transportiert werden. Der Anbau von Cannabis ist erst dann legal, wenn zuvor über die Plook-Ganja-App der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde eine Registrierung erfolgte. Es erfordert dazu eine offizielle Genehmigung, sollen Cannabisblüten für eine wissenschaftliche Verwendung, den Export, den Handel oder der Verarbeitung zu kommerziellen Zwecken eingesetzt werden. Wie bereits erwähnt ist der Verkauf nur an Personen gestattet, die mindestens 20 Jahre alt, nicht schwanger sind und keine Babys stillen.
Eine einzige Ausnahme besteht nur dann, wenn eine medizinische Überwachung stattfindet. Genehmigungspflichtig ist dazu der Besitz von Extrakten, die mehr als 0,2 Prozent THC oder synthetische Cannabinoide enthalten. In Lebensmitteln ist die Verwendung nur dann erlaubt, wurden die Restaurants zuvor diesbezüglich zugelassen. Das Rauchen von Cannabis an öffentlichen Orten, Schulen oder Einkaufszentren bleibt durchweg strikt verboten. Es wird in dem Leitfaden auch empfohlen, dass nach dem Konsum von jeglichen Cannabisprodukten das Führen von Fahrzeugen vermieden werden sollte. Zeige man nach dem Gebrauch eine unerwünschte Reaktion, wird einem geraten, sich bei einem Arzt zu melden und sich behandeln zu lassen.
Weitere Veränderungen vorgesehen
Auch wenn immer noch keine Neuabstimmung über das Cannabisgesetz in Thailand stattgefunden hat, so wurde seitens des Ministeriums für die Entwicklung der traditionellen und alternativen thailändischen Medizin (DTAM) angekündigt, dass sich beim Handel des begehrten Krautes in Zukunft etwas ändern wird. Thailänder, die Cannabisknospen kaufen wollen, werden bald ihren Personalausweis vorzeigen müssen, wobei die Verkaufsdaten in einer staatlichen Datenbank gespeichert werden sollen. Dies berichtete der Generaldirektor des Ministeriums, der auf eine möglichst schnelle Einführung des Systems hofft, nachdem die von ihm unterzeichnete Weisung in der Royal Gazette veröffentlicht worden ist.
Nicht ausgesprochen noch angekündigt worden ist, ob diese Direktive in Zukunft auch bei Touristen in Thailand angewendet werden soll. Eindeutig soll durch das Verfahren werden, dass nur registrierte Verkäufer die Ausweise der Käufer in ein mit dem System des Ministeriums verbundenes Gerät einführen können. Ebenfalls sollen dann Informationen seitens der Händler eingegeben werden, wie viele Cannabisknospen vom jeweiligen Kunden gekauft wurden. Würden keine Berichte an die Behörde übermittelt, würden die Lizenzen der Shops entzogen, kündigte man an.
Tim Newton, das einstige Gesicht der TheThaiger-Webpräsenz auf YouTube, rechnet damit, dass künftig auch Touristen nach ihrem Ausweis gefragt werden könnten. Ebenso geht der in Thailand lebende Journalist davon aus, dass die finalen Abstimmungen über ein überarbeitetes Cannabisgesetz nicht vor den noch in diesem Jahr anstehenden Wahlen zu Ende gebracht werden. Sollte dann die diese gesamte Entwicklung stark kritisierende Opposition tatsächlich als Wahlsieger hervorgehen, könnte es aus seiner Sicht sehr spannend werden, ob Cannabis in Thailand weiterhin legal bleibt. Bei der Bangkok Post geht man derzeit dagegen nicht davon aus, dass der befreite Geist jemals wieder zurück in die Flasche verbannt werden kann.