Als die Nachrichten verbreitet wurden, dass Cannabis zu medizinischen Zwecken in Thailand legalisiert werde, fielen einige Details unter den Tisch. Auch wenn die Aussagen getätigt wurden, dass damit selbst der Tourismus angekurbelt werden sollte, so handelte es sich bei der Gesetzgebung tatsächlich einzig um die Freigabe von Pflanzenmaterial, das nicht mehr als einen THC-Gehalt von 0,2 Prozent aufweisen darf.
Dennoch gab es direkt einen Boom an Geschäften und Händlern, die berauschende Knospen verkauften und damit den Eindruck vermittelten, dass der Konsum zu Genusszwecken legalisiert worden war. Weil die Regierung Thailands dies jedoch nicht befürwortet und einsehen musste, dass das erste Regelwerk verbesserungswürdig war, musste nachgebessert werden. Nun wird wieder erörtert, ob man die als Rauschmittel einsetzbare Medizinalpflanze zurückstuft und als Betäubungsmittel der Stufe 5 einordnet, was sofort nicht nur zu Kritik aufseiten der Cannabis-Befürworter führte. Auch Wissenschaftler des Landes haben sich stark gemacht, den medizinischen Einsatz beizubehalten und die Zurückstufung zu verhindern.
5000 Unterschriften vom thailändischen Verband der Forscher
Am Montag hat die Association of Researchers of Thailand (ART) dem Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul einen Brief überreicht, der die Unterstützung für das Cannabis- und Hanfgesetz sowie die ministerielle Ankündigung zu Cannabis zeigt. 5000 Unterschriften sind dort aufgezeichnet, die das verbesserte Gesetz befürworten und die Ankündigung des Ministeriums vom 11. November unterstützen. In diesem hieß es, dass Cannabisknospen und Cannabisextrakte auf die Liste der kontrollierten Kräuter im Rahmen des thailändischen Gesetzes zum Schutz und zur Förderung der traditionellen Medizin gesetzt werden sollen.
Der Präsident des Forscherverbandes, Dr. Pipat Nonthanathorn, übergab den Brief an den thailändischen Gesundheitsminister, in welchem der Einsatz zu medizinischen Zwecken weiterhin für gut befunden wird und man die mögliche Zurückstufung auf die Liste der Betäubungsmittel kritisiert. Anutin Charnvirakul sprach anschließend davon, dass die Forscher anerkennen würden, welchen hohen Nutzen medizinisches Cannabis für die Gesundheit habe und wenn es für die Förderung der Wirtschaft verwendet werde.
Die Regeln vom Minister erklärt
Der Gesundheitsminister bekräftigte erneut, dass die Cannabispflanze gemäß der ministeriellen Ankündigung kein gelisteter Suchtstoff sei. Extrakte dürfen jedoch weiterhin nicht mehr als 0,2 Prozent der psychoaktiv wirkenden Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten. Der überarbeitete Gesetzesentwurf spricht aber auch explizit an, dass der Verkauf auf der Straße – besonders aus Verkaufsfahrzeugen – eindeutig verboten wäre.
Der zuerst vorgelegte Gesetzentwurf zu Cannabis und Hanf wurde Mitte des Jahres von der Abgeordnetenkammer in erster Lesung verabschiedet, doch im September durch eine Abstimmung von 198 zu 136 Stimmen aufgrund der stattfindenden Entwicklungen für eine Überprüfung zurückgerufen. Der Gesetzentwurf sollte eigentlich dann in zweiter Lesung beraten werden, doch Abgeordnete der Demokraten und der Oppositionsparteien Pheu Thai sowie Move Forward sprachen sich gegen das Gesetz aus. Ihrer Meinung nach sei es nach der ersten Lesung der ursprünglichen Fassung während des Prüfungsprozesses zu stark verändert worden.
Proteste vor Regierungsgebäude geplant
Die kurzzeitig befreiten Nutzer und Befürworter von Cannabis in Thailand machen sich hingegen stark dafür, dass die Zurückstufung von Cannabis in die Betäubungsmittelliste nicht stattfinden wird. Passend zum 22. November, wenn eine Sitzung der Betäubungsmittelkontrollbehörde sich mit der Thematik befasst, wollen sie vor dem Regierungsgebäude eine proaktive Kundgebung abhalten, die für eine bessere Regulierung von Cannabis wirbt. Anstatt Marihuana erneut als Betäubungsmittel der Klasse 5 einzustufen und Nutzer wieder zu kriminalisieren, erscheint ihnen eine bessere Regulierung bezüglich der Kontrolle des Freizeitgebrauches sinnvoller.
Aufgefordert wurde dazu der stellvertretende Premierminister seitens der Gruppe People‘s Network for Cannabis Legalization, strengere Cannabisgesetze zu implementieren, die gewisse Vorschriften bezüglich der Einschränkung des Genusskonsums enthalten. Man dürfe Kleinbauern und Gewerbetreibende nicht vergessen, die sich bereits in das Geschäftsfeld gewagt haben und denen eine Zurückstufung von Cannabis wirtschaftlich schwer schaden würde. Ein Vertreter des People‘s Network for Cannabis Legalization sprach davon, dass jeder Versuch, Cannabis erneut als Betäubungsmittel einstufen zu wollen, Millionen Menschen betreffen würde, die es aktuell anbauten. Eine derartige Veränderung könne zudem dazu führen, dass Menschen auf lange Sicht keinen Zugang mehr dazu bekämen.
Am 07.12.2022 wird dann in einer Parlamentsdebatte über den überarbeiteten Vorschlag entschieden werden. Gedroht wird seitens der Gegner der Freigabe, dass man den Gesetzesentwurf ablehne, sollte er nicht verschärft werden. Eine stärkere Regulierung von Cannabis wäre insgesamt nötig.