Die „Partei des Blattes“ setzt sich in Tunesien für die Legalisierung von Cannabis ein. Das Hauptargument: Vor allem das große wirtschaftliche Potenzial der Legalisierung könne dem nordafrikanischen Staat aus der Wirtschaftskrise helfen.
Der Wahlkampf im Tunesien läuft auf Hochtouren, da im Oktober ein neues Parlament gewählt wird. Unter den neu geformten politischen Gruppierungen befindet sich unter anderem die „Partei des Blattes“. Der zentrale Punkt des Parteiprogramms ist dabei auch die Legalisierung von Cannabis.
Parteimitglied Kais Ben Halima, ein 36 Jahre alter Jurist, sieht die Chancen auf einen Einzug ins Parlament positiv: „Wir haben sehr gute Chancen“, erklärt Halima gegenüber Deutschlandfunk Kultur. Vor allem für junge Tunesierinnen spiele Haschisch eine große Rolle. Zum einen, weil viele es selbst konsumieren und zum anderen, weil Cannabis eine wirtschaftliche Perspektive eröffne. Die jungen Wählerinnen seien in Tunesien in der Mehrheit, weshalb die Legalisierungspartei gute Chancen haben dürfte, so Halima weiter.
Dass Tabak oder Alkohol, die viel gefährlicher als Haschisch seien und alle möglichen Krankheiten verursachen, von Staat verkauft würden, findet er irrational. Es sei unsinnig, Haschisch-Konsumenten immer noch als Kriminelle zu behandeln und sie in Haft zu nehmen.
Haschisch als Haftgrund
Tunesien ist für die drakonischen Drogengesetze bekannt. Bis vor zwei Jahren wurde der bloße Konsum von Haschisch mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe bestraft. Als Folge davon sitzt etwa ein Drittel aller tunesischen Gefangenen wegen Cannabis hinter Gittern. Kais Ben Halima gibt an, dass trotz des strengen Verbots mehr als ein Viertel der gesamten Bevölkerung in Tunesien Haschisch rauche. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht. Klar ist jedoch, dass das Thema Cannabis Tunesien heiß diskutiert wird. Die „Partei des Blattes“ stellt unter anderem die wirtschaftlichen Chancen, die eine Legalisierung von Cannabis mit sich bringe, in den Vordergrund.
Angaben der Partei zufolge könne durch den legalen Anbau von Cannabis bereits im ersten Jahr ein Umsatz von etwa 100 Millionen Euro generiert und ungefähr 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Und das vorwiegend in den ländlichen Regionen des Landes, wo es eine sehr hohe Erwerbslosigkeit gibt.
Natürlich bekommt die Partei ordentlich Gegenwind. Gegner berufen sich auf die negativen Folgen des regelmäßigen Konsums von Haschisch und die damit verbundene Kriminalität. Die „Partei des Blattes“ verspricht den Wählern bei einem Wahlsieg einen Wirtschaftsboom. Das Klima Tunesiens sei ideal für den Cannabis-Anbau, es gäbe mehr als genügend freie landwirtschaftliche Flächen.
Bis zur Wahl im Oktober hat die Legalisierungspartei noch Zeit, ihre Botschaft unter die Wählerinnen zu bringen. Dann entscheidet sich, ob die tunesische Cannabis-Politik einen Schritt nach vorn macht, oder im Sumpf der Prohibition stecken bleibt.