23 Bundesstaaten samt Washington D.C haben mittlerweile die Legalisierung von Cannabis durchgesetzt. In North Carolina ist es noch nicht ganz so weit. Doch da sich die Ureinwohner Amerikas auf ihrem Land eigene Regeln machen können, hat nun zumindest ein kleiner Teil des genannten Bundesstaates ein Ende der Prohibition beschlossen.
Die Eastern Band of Cherokee Indians (EBCI), ein staatlich anerkannter Stamm in North Carolina, hat am Donnerstag, dem 07.09.2023, eine Abstimmung über die Legalisierung des Freizeitkonsums von Marihuana abgehalten, wo dem Vorhaben grünes Licht erteilt worden ist. Mit 70 zu 30 Prozent stimmten die berechtigten Mitglieder der Cherokee in North Carolina für die Legalisierung. Damit hat die kleine Wahl unter einem Volk, das einst fast aus der Geschichte verschwunden war, jetzt Geschichte geschrieben.
Legalisierung auf 57.000 Hektar
Die jetzt entschiedenen Regelungen sollen zukünftig den Besitz und Konsum von Marihuana seitens Erwachsener ab 21 Jahren innerhalb der Qualla Boundary, dem 57.000 Hektar großen Gebiet der EBCI, erlauben. Die beschlossenen Maßnahmen sehen auch vor, dass der EBCI-Stammesrat Gesetze zur Regulierung des Cannabismarkts ausarbeitet. Damit wird die Qualla Boundary jetzt das einzige Gebiet in North Carolina, in dem Marihuana legal erworben und konsumiert werden darf. Damit die Legalisierung in Kraft treten kann, muss dem Referendum nun ein Gesetz des Stammesrates folgen.
Schon zuvor hatten die Cherokee ein Programm für medizinisches Marihuana durchgesetzt, das der EBCI-Stammesrat bereits im Jahr 2021 genehmigt hatte. Das Antragsverfahren für die jetzt getroffene Entscheidung begann für registrierte Mitglieder im April dieses Jahres, während es im Juni für alle Einwohner North Carolinas zugänglich gemacht worden war. Obwohl der Bundesstaat noch immer den Besitz selbst kleiner Mengen von Marihuana kriminalisiert, hat die souveräne Stammesnation sich somit die Option gesichert, Cannabis an der Qualla Boundary nach eigenem Ermessen zu regulieren.
Kritik und drohende Kürzungen
Mitunter die lauteste Kritik an der Legalisierung von Cannabis stammte von Chuck Edwards, dem republikanischen Kongressabgeordneten der Region. Diese ging so weit, dass er Anfang des Monats sogar einen Gesetzentwurf eingebracht hatte, der die Kürzung von Geldern für Bundesstraßen vorsieht, falls der Stamm die Legalisierung vorantreiben würde.
In einer Kolumne der Zeitung des Stammes, der Cherokee One Feather, forderte Edwards die Stammesmitglieder der EBCI letzten Monat dazu auf, den Freizeitgebrauch abzulehnen, mit der Anspielung, dass auf die Legalisierung unweigerlich kriminelle Aktivitäten folgen würden. „Ich hoffe, dass sich kühlere Köpfe durchsetzen werden und dieses Referendum abgelehnt wird“, schrieb der Abgeordnete. „Die Sicherheit unserer Gemeinden und unsere Lebensweise in den Bergen könnten davon abhängen“, so Edwards.
Doch schon in der Vergangenheit hat sich das Ausschöpfen von Gesetzeslücken für die Eastern Band als eine erfolgreiche Strategie gezeigt. Im Jahr 1997 eröffnete der Stamm unter anderem erst ein, dann zwei Casinos und brachte damit spürbare Veränderungen in ein Gebiet, das mit Armut zu kämpfen hatte. Mit der Legalisierung von Cannabis dürfte es erneut an den Kassen klingeln.
Kevin Caldwell, vom Marijuana Policy Project, hält den Ausgang der Abstimmung jedenfalls für „eine brillante Geschäftsentscheidung“. Wenn man ein Bedürfnis befriedigen würde, das im Bundesstaat North Carolina nicht befriedigt sei, wäre es umso besser, so Caldwell. Die Friedenspfeife darf in North Carolina im Gebiet der EBCI somit bald feierlich angesteckt werden.