Für den deutschen, österreichischen und schweizerischen Cannabiskonsumenten scheint es so, als ob überall auf der Welt in schnellem Schritt in Richtung Legalisierung marschiert wird, außer zu Hause. Schlagzeilen zur Eröffnung des legalen Handels mit Cannabis in Illinois, und das Gerichtsurteil in Italien, das den Homegrow aus dem Straftatbestand zu holen scheint, vermitteln diesen Eindruck. Auf Malta machen unterdessen die Aussagen der Kandidaten für den Premierminister-Posten den Cannabis-Freunden Hoffnung.
Zwei Legalisierer in der maltesischen Arbeiterpartei
Beim innerparteilichen Wahlkampf um den Parteichef der Partit Laburista, der gleichzeitig der Chef der maltesischen Regierung wird, hatten sich beide Spitzenkandidaten für die Legalisierung von Cannabis ausgesprochen. Nach dem Rücktritt des Premiers Joseph Muscat, der in der Kritik stand, weil er mutmaßlich die Hinterleute eines Mordes auf eine regierungskritische Journalistin deckte, wurde nun seine Nachfolge bestimmt. Der 42-jährige Rechtsanwalt Robert Abela konnte sich mit 58 Prozent der Stimmen gegen den eigentlich als favorisiert geltenden Chris Fearne durchsetzen.
Neuer Premier ruft zu Beratungen über die Cannabispolitik auf
Im Verlauf der Talkshow Xarabank, die im maltesischen Fernsehen ausgestrahlt wird, wurden Fearne und Abela unter anderem auch zur aktuellen Cannabispolitik befragt. Chris Fearne, der aktuell Gesundheitsminister auf Malta ist, betonte zwar, dass er grundsätzlich jedem dazu raten würde, nicht zu rauchen, dennoch wolle er sich aber nicht in die Entscheidung der Menschen einmischen. Die Frage nach dem Konsum von Cannabis sei eine persönliche Entscheidung und solle nicht von der Regierung getroffen werden, so Fearne. Der neue Premierminister Robert Abela sagte in der Sendung, dass er zu umfassenden Beratungen über Cannabis aufrufen wolle. Das Kabinett solle sich alle Interessenvertreter anhören und nach Analyse aller Studien eine Entscheidung im nationalen Interesse treffen.
Cannabis als Medizin ist ein Erfolg auf Malta
Die beiden Politiker schreiben sich auch jeweils einen Beitrag zur Legalisierung von medizinischem Cannabis auf Malta zu. Chris Fearne war zum damaligen Zeitpunkt schon Gesundheitsminister und Robert Abela Rechtsberater der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Partit Laburista. Beide lobten die Hilfe, die diese Gesetzesreform vielen Menschen leiste. Abela sagte, er habe mit einigen Menschen sprechen können, die durch den Gebrauch von Medizinalhanf nun eine große Schmerzreduktion erfahren können.
Haben es Legalisierungen leichter in kleinen Ländern?
Da der Führungswechsel in der Regierung Maltas durch den Skandal um den Mord der Journalistin Daphne Caruana Galizia, die sich mit Bestechungsvorwürfen gegen Politiker viele Feinde machte, herbeigeführt worden ist, hat Malta vermutlich in den nächsten Wochen einige andere Probleme zu bearbeiten. Trotzdem müsste zu erwarten sein, dass auch das Thema Legalisierung von Cannabis als Genussmittel bald wieder auf der Tagesordnung des Kabinetts stehen dürfte. In einem Land mit nur etwa 500.000 Einwohnern wäre eine Legalisierung mit kontrolliertem Handel sicher einfach und schnell zu implementieren. Auch Luxemburg profitiert vom Vorteil geringer Größe in dieser Hinsicht, daher besteht etwas Hoffnung darauf, dass auch Malta zu einem der Vorreiter einer progressiven Cannabispolitik in Europa werden könnte.