Den Luxus von Ethik und Moral muss man sich erst einmal leisten können. In Krisenzeiten fliegt es schnell wieder über Board. Ein schlimmer Krieg ist zugleich eine schlimme Krise und schon werden Arbeitnehmerrechte und Menschenrechte abgebaut, die Konsumgüterproduktion gegen Waffenproduktion getauscht und man sieht sich nicht mehr in einer Welt friedlicher Völker, sondern baut Mauern aus Feindbildern auf. Wer gegen die Nazis oder andere Faschisten kämpft, hat guten Grund dazu, die Zügel im eigenen Wirtschaftssystem straff zu ziehen.
Ohne Hanf kein Sieg im totalen Krieg
Hatte man Marihuana doch eigentlich gerade erst geächtet und somit den ganzen Hanfanbau innerhalb der USA ab dem Jahr 1937 verboten, so fürchtete man um die Nachschubwege für Faserhanfimporte. Diese waren militärisch entscheidend, da die Faserpflanze Hanf ganz entscheidende und kaum zu ersetzende Eigenschaften hat, schnell wurde der Propagandaklassiker Hemp for Victory im Jahr 1942 gedreht. Die Bauern wurden mehr oder weniger dazu genötigt, sich Hemp for Victory anzusehen und Hanf anzubauen. Viele waren doch so froh, dass dieses „wahnsinnig machende Massenmörderkraut“ (Siehe Reefer Madness) endlich verboten wurde und der Hanf als Faserpflanze ist auch nicht gerade einfach in der Verarbeitung.
Jetzt hatten jedoch nicht nur die USA die glorreiche Idee von Hemp for Victory sondern zeitgleich sahen sich auch die Nazis in einer schweren Krise. Da sie Versorgungsengpässe vorher kommen sahen, hatten sie schon wieder deutlich mehr Hanf angebaut, aber im Jahr 1942 oder 1943 starteten sie ein ähnliches Propagandaprojekt mit „Die lustige Hanffibel“, um mit dem Hanf im totalen Krieg bestehen zu können.
Einst war der Hanf eine gängige Faserpflanze aber weil sich Baumwolle leichter maschinell verarbeiten ließ, nachdem man die Neue Welt entdeckte, ging der Hanfanbau auch in Deutschland bereits vor den Drogenverboten drastisch zurück. Aber wenn es militärisch notwendig ist, um einen totalen Krieg führen zu können, dann kann man auch Hanf anbauen. Bei all den Schandtaten passt das eigentlich nicht ins Bild aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Faschisten sind doofe Kriegstreiber!
Hemp for Victory – Warum eigentlich?
Aus welchen Gründen soll denn die Hanfpflanze kriegsentscheidend gewesen sein? Warum hatte man sie erst verboten und dann schnell wieder angebaut, um sie nach dem Sieg erneut zu bannen und sogar weltweit ausrotten zu wollen? Hanf bringt von gleicher Fläche mehr Zellstoff als Bäume sowie nicht Jahrzehnte auf die Ernte zu warten ist, war nicht der Grund für Hemp for Victory. Auch viele andere Verwendungsbereiche waren nicht der Grund, um von einem zum anderen Jahr wieder massiv Hanf in den USA anzubauen. Hanf hat bei richtiger Verarbeitung eine sehr reißfeste Faser, die zudem sehr beständig ist. Aufgrund der Hanfpflanze wurde die Segelschifffahrt im einstigen Umfang überhaupt erst möglich. Allein für Segel und Taue wurden ganze Regionen mit Hanf bebaut.
Mit den Drogenverboten und damit verbundenen Hanfanbauverboten war die USA nicht unabhängig zum Hanf und hat diesen einfach importiert. Aber in der eigenen Heimat hatte man die schöne heile Welt Kulisse, in der keine Drogenpflanzen angebaut werden. Droht der Nachschub abzureißen, wird man schnell wieder zum Selbstversorger, wenn es kriegsentscheidende Produkte sind. Hemp for Victory ist der heutige Beweis, dass im totalen Krieg wirklich jede Moral und Ethik egal sind.
Dabei ging es bei den Hanfverboten gar nicht um die vorgeschobene Moral und Ethik sondern um persönliche Abneigungen, wirtschaftliche Interessen, rassistischer Hetze und insgesamt um die Sicherung der Absatzmärkte gegenüber dem Konkurrenzrohstoff Hanf. Dieser hätte ansonsten aufgrund neu entwickelter Maschinen und Techniken nach den Zeiten der Segelschifffahrt den zweiten ganz großen Durchbruch gehabt.