In meinem Artikel, „Legales Cannabis für Los Cabos und Cancun?“, vom 30. Januar, berichtete ich vom Legalisierungsbemühen des mexikanischen Ministers für Tourismus, Enrique de la Madrid, der dafür warb gerade in Tourismus-Hochburgen Cannabis freizugeben, um damit die hohe Kriminalität einzudämmen, die dort vorherrscht und der wichtigsten legalen Einnahmequelle Mexikos förmlich das Wasser abgräbt, dem Tourismus.
Die durch den Drogenkrieg verursachte Gewalt hat dem Gastgewerbe enorme Einbußen beschert und ohne gravierende Maßnahmen wird man der Lage auf absehbare Zeit nicht Herr werden. Der Vorschlag de la Madrid’s wird allerdings öffentlich viel kritisiert, unter anderem mit dem Argument, die Kartelle, die das Geschäft mit dem Marihuana kontrollieren, stützen sich doch auf so viel mehr Branchen, somit würde die Maßnahme Gras zu legalisieren kaum Wirkung zeigen.
Nun, dieser Satz hat mich nach seiner Veröffentlichung immer wieder beschäftigt und ist zu einer Frage geworden. Ist das so? Ist der Cannabishandel in Mexiko nur ein kaum beachtenswerter Nebenerwerb? Ist es demzufolge nicht möglich durch Entkriminalisierung von Cannabis den Kartellen zu Schaden und die Kriminalitätsraten in den mexikanischen Städten zu senken?
Will man dieser Frage auf den Grund gehen, begegnen einem in der Recherche schnell einige Tatsachen, die zu denken geben.
Zum einen ist Mexiko als Produzent von Kokain kein Thema, es ist viel mehr eine Durchgangsstation für Kokain aus Kolumbien, und das meiste davon wandert durch bis in die USA, dem großen Absatzmarkt. Bei Marihuana und synthetischen Drogen ist das anders, diese werden direkt in Mexiko hergestellt. Daraus lässt sich folglich ableiten, dass Marihuana eine teilweise bessere und sicherere Einnahmequelle für die Kartelle ist, da Kokain für einen fremdbestimmten Einkaufspreis erworben, dann über mehrere Grenzen unter Bezahlung von Bestechungsgeldern geschmuggelt werden muss.
Für Gras ist hingegen nur die Grenze in die Vereinigten Staaten relevant, und es muss mit keiner anderen Organisation im Einkauf verhandelt werden.
Tatsächlich finden sich Berichte, die den Anteil von Cannabis am Gesamtumsatz der Kartelle bei ca. 50 % sehen. Und selbst, seien es nur 30 %, wäre eine Legalisierung doch wohl immer noch ein schwerer Einschnitt in die Börse des organisierten Verbrechens. Vielleicht wäre der neue, legale Markt auch für manche Menschen dort ein Weg aus der Armut.
Die umstrittenen und sicher kostenintensiven Einsätze von Militär zur Bekämpfung von Grasplantagen, wie sie in Mexiko üblich sind, scheinen langfristig von wenig Erfolg gekrönt zu sein, die Entkriminalisierung wäre dies aber. Da der Güterstrom tendenziell in Richtung USA fließt, ist auch die rechtliche Situation dort mit entscheidend, wenn es darum geht die Drogenkartelle empfindlich zu treffen, indem man ihnen den Markt schlicht aus den Händen nimmt, was gleichzeitig Ressourcen der Polizei freisetzt, Geld spart und zusätzliches erwirtschaftet.
So könnte man also aus einem bisherigen Problem eine künftige Lösung machen. Und ein anderer wichtiger Ansatz könnte sein, eine Sache, die in den USA bislang als Lösung betrachtet wird, endlich als das Problem wahrzunehmen, das es eigentlich ist: der legale Handel mit Waffen. Oft sind es diese in den USA frei zugänglichen Gewehre und Handfeuerwaffen, die in Mexiko und an der Grenze zu den Staaten die Leben vieler Menschen kosten, und nicht das Hanf, welches durch Kriminalisierung schlichtweg durch die falschen Hände geschleust wird.