Nach Uruguay hat Kanada im letzten Jahr Cannabis legalisiert, und die Nachricht ging durch alle Medien weltweit. Als Nächstes werden sich jetzt alle Augen auf Mexiko richten. Denn dort scheint die umfassende Legalisierung von Cannabis zum Greifen nahe. Vermutlich wird der künftige Umgang mit Cannabis des südlichen Nachbarn der USA noch etwas liberaler sein, als der der nördlichen.
Die Legalisierung findet Zustimmung in der Bevölkerung und der Politik
Obwohl es ein Urteil des obersten Gerichts von Mexiko war, das die Cannabis-Legalisierung in Mexiko erzwungen hat, genießt der Schritt die Zustimmung eine große Zahl der Politiker im Land. Auch innerhalb der Regierung sehen viele mit Freude den Steuereinnahmen entgegen, die der legale Handel generieren wird. Hinzu kommt die große Hoffnung, der organisierten Kriminalität damit eine Einkommensquelle zu verschließen. Die mexikanische Innenministerin Olga Sánchez Cordero hat dem Kongress einen Gesetzentwurf zur Beendigung des Cannabisverbots vorgelegt. Dieser beinhaltet auch Regulierungen für den legalen Handel. Da die Regierung, der Sánchez Cordero angehört, auch die Mehrheit im Kongress hält, ist von dieser Seite wenig Gegenwehr zu erwarten. Es ist demnach davon auszugehen, dass die Regierung die neuen Cannabis-Gesetze schon in den nächsten Wochen verabschieden wird.
Legales Cannabis könnte zu großen Verlusten bei den Kartellen führen
Die Drogenkartelle haben das Land seit Jahrzehnten mit Gewalt überzogen. Ihr Einfluss reicht bis in die höchsten Ebenen der Wirtschaft und Politik. Die Mordraten in dem mittelamerikanischen Land sind auf Rekordniveau. Allein im Oktober 2018 wurden fast 28.000 Menschen getötet. Wenn Mexiko, die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, Cannabis als drittes Land der Welt legalisiert, soll damit den Kartellen die Branche aus der Hand genommen, und ihnen eine gewichtige Einkommensquelle entzogen werden. Die organisierte Kriminalität in Mexiko erwirtschaftet etwa 40 Prozent ihrer Einnahmen durch Cannabis. Ein großer Teil davon könnte durch eine Legalisierung wegfallen. Sollten die USA auf Bundesebene Cannabis legalisieren, würden den Kartellen beinahe alle Kunden wegbrechen. Weiterhin würden die Märkte von Cannabis und härteren Drogen voneinander getrennt.
Viele Kritiker glauben allerdings nicht daran, dass die Legalisierung von Cannabis positive Auswirkungen auf die Mordraten in Mexiko haben wird. Diese stünden oft nicht im Kontext des Marihuana-Handels. Außerdem mache der nationale Cannabis-Handel nur einen kleinen Teil der Gewinne aus. Der Export in die USA und andere Länder erbringt den Löwenanteil des Marihuana-Geschäfts.
In Mexiko waren alle Drogen kurze Zeit legal
Im Jahr 1940 hatte der damalige Präsident Lázaro Cárdenas alle Drogen legalisiert, einschließlich Heroin, Kokain und Morphium. Dabei wollte er unter anderem erreichen, dass Süchtige nicht mehr wie Kriminelle, sondern wie kranke Menschen behandelt werden. Und so konnten diese die Drogen damals in kleinen Dosen in staatlichen Apotheken erwerben. Der Preis lag weit unter dem, was die Konsumenten auf dem Schwarzmarkt ausgeben mussten. Die USA waren mit der liberalen Politik nicht einverstanden und machten Druck auf Mexiko. Auf diesen Druck hin hat die Regierung die Lockerungen nur sechs Monate später wieder rückgängig gemacht. Danach sollte eine erzwungene Prohibition die nächsten Jahrzehnte bestimmen. Und sie sollte Abertausende von Menschenleben kosten.