Bei Texas denken hierzulande wahrscheinlich nur die wenigsten Leute ausgerechnet an Cannabis und doch macht der „Lone Star State“ gerade etliche Schlagzeilen in der Hanfbranche. Zwischen verrosteten Ölpumpen bahnt sich Marihuana sogar schon vor der offiziellen Legalisierung als Genussmittel eindrucksvoll seinen Weg und versetzt einige knochentrockene Cowboys in Alarmbereitschaft, die ähnlich verzweifelt gegen eine moderne Drogenpolitik kämpfen wie CSU-Politiker. Bei Grasgeruch droht schon mal Lokalverbot und die texanischen Weinbauern fürchten um ihre Gewinne durch Cannabinoide, mit denen im vielleicht berühmtesten aller Südstaaten der USA letztes Jahr mehr als acht Milliarden Umsatz eingefahren wurden.
Cannabinoide als Genussmittel sind noch verboten
Während zwischen Kalifornien und New York für die große Mehrheit der US-Bundesstaaten eine umfassende Cannabislegalisierung bereits Realität ist, wartet man im konservativen Süden lieber noch etwas länger. In Texas drohen bei Hanfkonsum und dem Besitz von bis zu zwei Unzen Marihuana weiterhin bis zu sechs Monate Haft und einige tausend Dollar Geldstrafe. Gibt es wie in Amerika üblich mal eine Volksabstimmung zum THC, sind mehr Bürger für die Freigabe als dagegen, werden aber gerne durch zuständige Gesetzgeber und absurde Verrenkungen in der Justiz ausgetrickst.
Wir kennen das ja von unserer glorreichen Ampelregierung, der angeblich erst zwei Jahre nach Wahlversprechen und Koalitionsvertrag auffiel, dass Cannabis legal, mit Fachhandel und Forschung als Grundlage doch tatsächlich gegen EU-Recht verstößt. In Texas hingegen läuft es bei einer Mehrheit für Hanfprodukte heute so wie wohl künftig auch im Reich von Markus Söder: Rechtsstaatliche Verfahren hin oder her – sich als mutig, ach so verantwortungsvoll darstellende Lokalpolitiker negieren Abstimmungen einfach und verweisen auf regionale Besonderheiten, die dann irgendein nützlicher Richter wohlwollend als gültige Gründe für bleibende Verbote bestätigt.
Die Bürger und pro Cannabis Aktivisten haben es zwar nicht so schwer wie in Bayern und erkämpften sich in den vergangenen Jahren immer mehr Freiheiten, müssen aber bei solch politisch erwünschter, geförderter Willkür weiterhin vorsichtig agieren. Ihren sinnlosen Kampf gegen Windmühlen aufgegeben haben die Republikaner freilich beim Cannabis auf Rezept, das als Heilmittel in Texas problemlos zu haben ist. Als Indikationen gelten insbesondere Epilepsie, Multiple Sklerose und Krebs. Mehr als 60.000 Patienten nutzen die natürlichen Inhaltsstoffe der Hanfpflanzen, kommen aber meistens nur an CBD-Öl und Extrakte, die weniger als 1 % THC enthalten.
Boom beim Nutzhanf zeigt riesiges Potenzial für texanisches Cannabis
Weil die USA auf Bundesebene den Alleskönner Nutzhanf seit einiger Zeit massiv fördern und sich im Gegensatz zur trägen Europäischen Union viele neue Optionen für mehr Nachhaltigkeit direkt vom Feld erhoffen, dürfen auch die Bauern von Texas entsprechende Sorten anbauen. Der erwähnte THC-Grenzwert von einem Prozent ist mehr als dreimal so hoch als in Deutschland, wo Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft am Ende doch nicht so wichtig scheinen wie von der Bundesregierung ständig behauptet.
Die vorsichtige Öffnung beim Industriehanf auf Bundesebene führte bei den Texanern direkt zu einem Boom mit aktuell mehr als 50.000 exzellent bezahlten Arbeitsplätzen und zu einer stetigen Steigerung der Wirtschaftskraft um jährlich gleich mehrere Milliarden Dollar! Beim Umsatz ist das rauscharme Cannabis schon fast so stark wie Wein. Das macht den Winzern Sorgen, schließlich wird auch in den Südstaaten weder der Wähler noch der Gesetzgeber über mehr Legalisierung und mehr Cannabinoide als Konkurrenz für den Rebensaft entscheiden, sondern die Nachfrage und die ist beim Hanf enorm.
Für Hunde und Besucher mit Hanfgeruch ist der Zutritt verboten
Wie üblich hat der texanische Politiker in puncto Cannabis nichts gegen ein bisschen Spaltung und erlaubt im Zweifelsfall unter dem Deckmantel vom angeblich so bedrohlichen THC auch die Diskriminierung von Minderheiten. Also dürfen Restaurant-Inhaber etwa in Dallas gerne die eigene Nase prüfen, rümpfen und bei Verdacht auf Cannabisgeruch jeden Gast aus ihrem Lokal werfen. Das sei nötig und unbedingt durchzusetzen, erklärte jüngst ein Betreiber von Schnellrestaurants mit mexikanischer Speisekarte – weil der Duft von Hanf das Vergnügen an Essen und Trinken zunichtemachen würde.
Die meisten Gäste würden sich an solchen Regeln nicht stören, meint der Wirt mit dem Colt in der Hand und doch zeigen Berichte, dass es auffällig viele Latinos sind, die aus den Fast Food Buden am Highway fliegen. In den sozialen Medien macht die Bevölkerung ihrem Ärger Luft. Man hat im 21. Jahrhundert schlicht keine Lust auf Gängelei beim Cannabis und auf Geruchstests beim Essen gehen schon gar nicht, zumal es sich nach Meinung vieler Menschen bei Anti-Gras Schikane sowieso um versteckten Rassismus handelt.
Der Ami stimmt wie erwähnt am liebsten mit der Geldbörse ab und darf zudem auf Gerichte bauen, die weiterhin unabhängig entscheiden und keineswegs jedes Urteil vom örtlichen Hobby-Messdiener in roter Robe gegen mehr Cannabinoide abnicken. Kommt es in Texas zu weiteren Öffnungen, werden sich wohl nicht nur die Winzer beim Wein um ihre Gewinne sorgen und Lokalbesitzer um Gerüche, sondern angesichts der aussichtsreichen Verwendung von Hanf als Bio-Sprit vielleicht sogar die Ölbarone mit dem großen Cowboyhut!