Man muss nur den Anfang machen und den Trend setzen, damit andere folgen. Das hat im Positiven und leider auch im Negativen schon oft die Welt verändert. Derzeit sind es die USA, die in der Welt den Ton angeben, auch beim Marihuana. Zuerst verbieten sie es und setzen über die UN dieses Verbot fast weltweit durch. Jetzt legalisieren sie es wieder, setzt sich dieser Trend der Legalisierungswelle jetzt auch weltweit durch? Wir werden es vielleicht schon in 20 Jahren wissen, da im Zuge der Präsidentschaftswahlen am 08.11.2016 zugleich mit mehreren Volksentscheiden über Cannabis abgestimmt wurde.
2 + 2 + 4 US-Bundesstaaten mit legalem Marihuana
In den USA haben die Politiker zumindest in den letzten Jahrzehnten oder sogar den letzten hundert Jahren den Cannabis immer nur verboten. Die Lockerungen der Legalisierungswelle sind fast immer auf Volksentscheide zurück zu führen, die in den USA auf Ebene der Bundesstaaten möglich sind. 1996 wurde in Kalifornien als ersten US Bundesstaat Marihuana für die medizinische Verwendung mit sehr lockeren Regulierungen legalisiert. Jedoch nur auf Ebene von Kalifornien, die DEA und die Bundespolizei stürmte die von Senioren besuchten Dispensarys. Erst mit der zweiten Amtszeit von Barack Obama hatten die DEA samt Bundespolizei die Gesetzgebung der Bundesstaaten in Bezug auf Cannabis zu respektieren.
Es tat sich rund 15 Jahre nicht viel? Es tat sich so einiges, mit dem 08.11.2016 ist deswegen in über der Hälfte aller US-Bundesstaaten die medizinische Abgabe von Cannabis möglich, teils leicht oder auch sehr schwer. Aber mit dem Jahr 2014 war Marihuana selbst zu Genusszwecken in Colorado und Washington legal. Auch in Alaska, Oregon und Washington DC ist es bereits legal und mit dem 08.11.2016 legalisierten Nevada, Main, Massachusetts und der bevölkerungsstärkste US-Bundesstaat Kalifornien. In Arizona scheiterte die Legalisierungswelle in der Abstimmung knapp. In Arkansas, Florida, Montana und North Dakota wurde teils mit über 70 % für die medizinische Abgabe gestimmt.
Kurze Erläuterung zur Legalisierungswelle
Zwecks der Bündelung werden solche Volksabstimmungen, die über Jahre von Aktivisten vorbereitet werden, immer mit anderen Wahlen kombiniert. Damit haben die Wähler weniger Aufwand. Diese Volksinitiativen sind rechtlich bindend. Mit solch einer Basisdemokratie und genügend Aktiven könnte man so einiges ändern.
Die internationale Bedeutung
Diese Legalisierungswelle in den USA hat eine weit höhere Aussage, als die Legalisierung zur medizinischen Verwendung. Es ist auch keine Duldung wie in den Niederlanden, Spanien oder der Schweiz, sondern es ist legal. Wenn man sich in den Rahmenbedingungen bewegt, die jeder Bundesstaat selbst aufstellt, kann einem der Beamte nicht mehr die Rauchknolle abnehmen.
Vor dem 08.11.2016 konnten in den USA rund 17 Millionen Bürger in ihren US-Bundesstaaten zu Genusszwecken legal kiffen. Man konnte ihnen auch legal etwas verkaufen oder die Konsumenten dürfen für ihren Eigenkonsum legal anbauen. Jetzt kommen rund 47 Millionen US-Bürger hinzu. Mit Uruguay sind es weitere 3,3 Millionen Menschen, die in ihren Ländern legal zum Genuss konsumieren könnten. Immerhin muss keiner kiffen, nur da es legal ist sowie Altersgrenzen gelten und damit die Jugend besser als Verbote schützen.
Damit waren es vor der Wahl am 08.11.2016 rund 20 und nach dieser rund 67 Millionen Bürger, die in ihrer Heimat legal Marihuana zum Genuss erwerben oder anbauen und somit konsumieren können. Es sind über Nacht also drei bis vier Mal so viele.
Warum kann man das eine Legalisierungswelle nennen? Weil erst mit den Abstimmungen im Jahr 2013 die ersten US-Bundesstaaten legalisierten, es innerhalb von nur drei Jahren viermal so viele legale US-Bundesstaaten sind und die USA in der Drogenpolitik weltweit den Ton angeben. Ob Clinton oder Trump, diese Legalisierungswelle kommt in Fahrt und wird sich nicht mehr ausbremsen lassen.
Die internationale Lage
Uruguay gilt als ein Vorreiter der Legalisierung, ist dann aber mit der Umsetzung etwas ins Stocken gekommen. In diesem Land leben nur 3,3 Millionen Menschen, in Colorado ca. 5 und Washington ca. 6,7 Millionen Menschen. Nur Colorado hat die Legalisierung ab 2014 sehr zügig und effektiv umgesetzt und ist deswegen seit 2013 ständig wegen Cannabis in den Schlagzeilen. All die hervor beschworenen Horrorszenarien haben sich nicht bewahrheitet, sondern es zeichnen sich vorwiegend sehr positive Auswirkungen dieser Entscheidung ab. Aber es waren gerade einmal 15 Millionen Menschen, die in ihrem Land Marihuana legal zu Genusszwecken erwerben und verwenden durften, in denen auch die Versorgung legalisiert wurde.
Letzteres ist in Holland nämlich noch immer nicht geregelt worden. Auch in Deutschland gibt es mit der geringen Menge keine legale Menge und in Spanien oder Belgien werden die Cannabis Social Clubs eher in der Gesetzeslücke geduldet, als dass man von einer Legalisierung reden kann. In Mexiko darf man besitzen, aber immer noch nicht verkaufen, womit man nicht legal kaufen kann. Solche „legalen“ Grauzonen für die Konsumenten gibt es auch in anderen Ländern, richtig legal oder kontrolliert ist das jedoch nicht.
Seit 2014 tat sich schon einiges getan, aber über Nacht vom 8. zum 9. November 2016 hat sich der erwartete „Erdrutsch“ ereignet. Drei bis vier Mal mehr Menschen dürfen in ihrer Heimat nicht nur legal besitzen und kiffen, sie können sich zudem über legale Strukturen versorgen. Man hat die Kleinen sozusagen vorgeschickt, um „die Situation zu erkunden“ – was genau passiert denn, wenn man legalisiert? Kommen sie von allen Seiten und lesen aus der Bibel vor oder zieht die Wirtschaft alle Arbeitsplätze ab? Fängt jetzt jeder Grundschüler an, während dem Unterricht Joints zu rauchen und kommen die Leichengräber nicht mehr gegen all die Verkehrstoten an?
Wir wussten schon vorher, dass letztere Befürchtungen aus der „Märchenstunde für besorgte Mütter“ kamen. Aber so konnte man es diesen Kreisen schlichtweg beweisen, dass die Welt eben nicht untergeht, wenn man Marihuana legalisiert. Jetzt rücken „die großen Brocken“ nach und werden das dritte große Signal für die Legalisierungswelle geben. Jetzt kommt noch mehr Schwung in die Sache, es dauert vielleicht nur noch Jahre, bis über eine Milliarde Menschen in ihrer Heimat legal zum Konsum einkaufen oder anbauen darf, da immer mehr Länder nachrücken.