Zur Überraschung vieler Nationen wurde in Ghana der Industrie- und Medizinalhanf legalisiert. Damit schließt sich dieses Land einer kontinentalen Bewegung afrikanischer Länder an, welche den wirtschaftlichen und ökologischen Wert von Cannabis anerkennt.
Narcotics Control Commission Bill
Mitte Mai wurde ein Gesetz namens „Narcotics Control Commission Bill“ vom Parlament verabschiedet, welches der nationalen Drogenbehörde mehr Mittel zur Regulierung einiger illegalen Substanzen zusprach. Dabei wurde auch die Produktion von Hanf für den industriellen oder medizinischen Zweck erlaubt. Hierbei gilt eine Grenze von 0,3 % THC in den Cannabispflanzen, welche nicht überschritten werden darf.
Zuvor wurden traditionell Jutebeutel in Ghana mit Fasern der Hanfpflanze hergestellt. Weil jedoch der industrielle Eigenanbau des Hanfes verboten war, mussten die Materialien aus dem Ausland importiert werden. Nun wird es den Bauern Ghanas ermöglicht, ihr eigenes Hanf anzubauen und dieses an lokale Geschäfte weiterzuverkaufen.
Hierzu kommen noch andere industrielle Verwendungen, wie die Produktion von Kleidung, Papier, Fasern und sogar Biokunststoffen. Im neuen Gesetz werden des Weiteren medizinische Produkte erlaubt, worunter Nutzhanf fällt.
Die lokale Wirtschaft in Ghana
Obwohl das Gesetz erst neulich verabschiedet wurde, steht die lokale Produktion schon an der Startlinie. Die „Hemp Association of Ghana“ hat bereits einen Vertrag mit einer Cannabisfirma unter ghanaischer Führung mit Sitz in Lissabon abgeschlossen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird ein Reinwert von 56 Millionen US-Dollar prognostiziert.
Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Kultivierung von 100 Ackern mit Cannabispflanzen in Ghana, von dessen Erträgen auch einiges ins Ausland importiert werden soll. Bei jeder Ernte sollen 2,8 Millionen US-Dollar generiert werden, wodurch dem Staat 10 Millionen US-Dollar Steuern eingefahren werden.
Genussmittel in Ghana nicht erlaubt
Die plötzliche Verabschiedung dieses Gesetzes hat zu einiger Verwirrung geführt. Oftmals verwechselte man den Gebrauch als Genussmittel mit dem industriellen Zweck. Lediglich Pflanzen mit bis zu 0,3 % THC-Gehalt dürfen kultiviert werden, der Gebrauch als Genussmittel steht nach wie vor unter Strafe. Wer beim Rauchen oder Besitzen erwischt wird, kommt nach dem Rechtssystem Ghanas ins Gefängnis. Empört zeigte sich auch die „Mental Health Authority“. „Wir wurden nicht konsultiert, bevor das Gesetz verabschiedet wurde“, so Dr. Akwasi Osei, CEO dieses Instituts im Gespräch mit GhanaWeb. In seinen Augen würde diese Legalisierung noch gravierende Auswirkungen auf das Land haben. Für jegliche negative Konsequenz sei das Parlament zu verantworten.
Die Gesetzgeber beabsichtigen klarzustellen, dass die Legalisierung des industriellen Anbaus keinerlei Verbindung mit der Verwendung als Genussmittel hat. Dieser Verwendungszweck solle auch gar nicht in besseres Licht gerückt werden. Die Absichten seien lediglich, dass eine neue Einkaufsquelle aus Steuern für den Staat entstehe und bessere Arzneien als Opioide in Umlauf gebracht würden.
Eine Neubewertung illegaler Drogen?
Durch dieses Gesetz hat sich nicht nur die rechtliche Lage zu Cannabis verändert, auch die öffentliche Ansicht zu zahlreichen anderen illegalen Drogen wurde verschoben. So behandelt man die illegale Nutzung von Drogen nicht mehr als ein kriminelles Problem, sondern als ein Problem der öffentlichen Gesundheit.
Obwohl das Cannabis eine riesige Geschichte in Afrika hinter sich hat und nach wie vor im großen Stil angebaut wird, verbleibt es weiterhin in den meisten Ländern wie gewohnt illegal. In letzter Zeit jedoch haben zahlreiche Länder Legalisierungen durchgeführt, so darf man inzwischen Medizinalhanf in Lesotho, Simbabwe, Sambia und Malawi anbauen und besitzen, Südafrika hat sogar eine komplette Legalisierung mitsamt dem Gebrauch als Genussmittel im Jahr 2018 durchgeführt.