Der 17.10.2018 wird vielen Menschen noch lange in Erinnerung bleiben, als der Tag als Kanada als erste G7 Nation Cannabis zum Freizeitgebrauch legalisiert hat. Vielleicht wird man in der Zukunft auf dieses Ereignis zurückblicken und darin den Ursprung der Cannabis Liberalisierung der Industrienationen sehen, und bisher ist es wohl die umfangreichste Maßnahme der Entkriminalisierung von Hanf in der Neuzeit.
Tatsächlich ist der Schritt bedeutend genug, dass die ganze Welt in diesen Tagen einen Blick über den Atlantik wirft, ausnahmsweise ohne damit die USA zu meinen. In Deutschland jedenfalls nahmen die Bilder und Schlagzeilen über die Legalisierung Kanadas viel Raum in der Medienlandschaft ein, sogar BILD-Zeitung und Tagesschau konnten sich dem nicht entziehen. Dementsprechend groß ist nun auch das Interesse der Öffentlichkeit daran, vermeintlich wichtige Stimmen der Politik, Medizin und Strafverfolgung zu Kanadas neuem Umgang mit Cannabis zu hören, und sie nach der Übertragbarkeit des Kanadischen Modells auf unsere Nation zu befragen.
LINKE und GRÜNE, Kanada ist Vorbild
In einer Pressemitteilung äußerte sich der drogenpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE einen Tag vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes zuversichtlich, dass Deutschland sich der Entwicklungen, wie sie in Kanada geschehen, nicht mehr lange entziehen kann. Er bezeichnet den Schritt als Meilenstein für eine Neuausrichtung der weltweiten Drogenpolitik. Die rechtliche Situation, wie sie aktuell in Deutschland vorherrscht, empfindet er als nicht länger hinnehmbar. So fordert er die Regierung auf, den Schritt endlich zu gehen und dem Beispiel Kanadas zu folgen.
Der ehemalige Parteivorsitzende der GRÜNEN, Cem Özdemir, pflichtet ihm in einem Interview mit dem Tagesspiegel bei. Wie bereits in der Vergangenheit kritisiert er die repressive Drogenpolitik der schwarz-roten Koalition, die krachend gescheitert ist. Der blühende Schwarzmarkt, mit fehlendem Schutz für die Gesundheit der Konsumenten mangels Kontrolle, vor allem aber auch gibt es keinen Jugendschutz. Auch muss generell die Bevormundung der Bürger beendet werden.
GdP und Mortler, die Kehrseiten
Bei den Polizeibehörden scheint man sich in der Meinung zur Cannabispolitik uneins zu sein. Während sich der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) für die Entkriminalisierung ausspricht, betont der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft (GdP), Oliver Malchow, abermals, dass er eine Legalisierung für ein falsches Signal halte. Da seine Argumentation in Wortwahl und Rhetorik verdächtig nach der deutschen Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler klingen, scheint es beinahe so, als ob vor Interviews ein Briefing für die Antworten stattfinden würde. Auf die Qualität der Argumente nimmt das leider keinen Einfluss.
Dies zeigt sich sehr eindrücklich bei einem telefonischen Interview des Radiosenders Deutschlandfunk, in welchem Mortler auf beinahe keine Frage eine wirklich konkrete und vor allem faktengestützte Antwort zu geben vermochte. Den Vergleichen zu Alkohol und Tabak, sowie den geäußerten Zweifeln an ihren Maßstäben und Argumenten hat die Drogenbeauftragte inhaltlich nichts entgegenzusetzen, daher ergeht sie sich wieder einmal in haltlosen Standard-Phrasen, Zweifel an der Eindämmung des Schwarzmarkts oder am verbesserten Jugendschutz durch eine Legalisierung werden ohne argumentative Grundlage in den Raum, und in den Hörer, geworfen.
Der Alkohol wird natürlich in gewohnter Manier sogar verteidigt, schließlich begründet sich auf diesem nicht nur der Spaß im Leben der Marlene Mortler, sondern auch ein großer Teil des familiären Besitzes der Tochter eines großen fränkischen Hopfenbauers. Am Ende ihrer Argumente musste sie sogar auf die alte UN Konvention zurückgreifen, die 1961 Cannabis fälschlicherweise weltweit in Verruf brachte. Ebendieser Konvention widersprach Kanada mit der Legalisierung, und diese Konvention, und der Status, den Cannabis darin innehat, soll nun, angestoßen durch die Weltgesundheitsorganisation WHO, überprüft werden.
Die Wirtschaft legalisiert Cannabis
Die Reaktionen auf die Cannabis Legalisierung in Kanada sind vielfältig und kontrovers. Doch bis auf wenige, die sich an veralteten, teilweise widerlegten, Gründen festhalten, sehen die meisten unsere Drogenpolitik als gescheitert und ihre Tage gezählt. In Ländern wie Österreich oder Deutschland, wo oft der Mut für schnelle progressive Schritte fehlt, mag das länger dauern, aber aufzuhalten ist der Prozess wohl nicht mehr. Die Industrie und Wirtschaft haben Cannabis für sich entdeckt, und das weltweit. Wer hätte vor einigen Jahrzehnten schon geahnt, dass Ein Profit versprechender Weltmarkt einmal die treibende Kraft hinter der Legalisierung sein würde? Als Nächstes schaut die Hanf-Welt auf die USA und die Bundesstaaten, bei denen in den kommenden Wochen und Monaten Volksabstimmungen über weitere Legalisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Auch andere Länder zeigen Interesse daran, am Welthandel mit Cannabis Anteil zu haben, für viele Ärmere ist es eine Chance auf Wohlstand. Die Welt wird sich das auf Dauer nicht entgehen lassen.