Mit der Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken machte Thailand große Schlagzeilen im Jahr 2018. Als erstes asiatisches Land bekannte man sich zur Versorgung kranker Menschen und drehte die Gesetzesschrauben diesbezüglich wesentlich lockerer. Nur dreieinhalb Jahre später wurde es dann sogleich der Allgemeinheit erlaubt, den Anbau von Hanfpflanzen im Eigenheim voranzubringen, meldete man sich zuvor auf einer offiziellen Webseite zwecks dieses Vorhabens an.
Sogar Delinquenten, die aufgrund von Cannabis-Besitz noch unter den hohen Strafvollzugsregeln ins Gefängnis kamen, ließ die Regierung frei, die sich selbst dafür nicht zu schade war, beschlagnahmtes Pflanzenmaterial an alte Besitzer zurückzugeben. Thailand bekam damit den Ruf, nicht nur ein Reise-, sondern auch ein Cannabis-Paradies zu sein. Doch oft wurden die genauen Tatsachen wohl wegen der Euphorie über die Veränderungen nicht genügend studiert oder angemessen kommuniziert.
Nur für medizinische Zwecke!
Denn nur der medizinische Einsatz von Cannabis mit einem THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent wurde eigentlich gesetzlich erlaubt, was viele Menschen in Thailand jetzt aber nicht davon abhielt, Shops und Stände zu eröffnen, in denen berauschende Knospen für jedermann erhältlich gemacht wurden. Weil dies nicht im Sinne der politischen Vertreter war, wurde nachgebessert, die Regeln nochmals erklärt und das Gesetz erneut im Repräsentantenhaus vorgelegt. Dort wurde die Abstimmung am 14. September jedoch von der Tagesordnung gestrichen, weil eine Mehrheit der Meinung war, der Gesetzesentwurf wäre zu unklar.
Bereits zuvor machte man die unmissverständlichen Aussagen, dass der Konsum zu Genusszwecken weiterhin verboten bleibt, der Konsum in Rauchform in der Öffentlichkeit nicht gestattet ist und auch, dass schwangere Frauen insgesamt vor dem Konsum geschützt gehören. Da der nun überarbeitete Gesetzesentwurf von 198 gegen 136 Abgeordneten des Repräsentantenhauses zu einer weiteren Überarbeitung zurückzugeben worden ist, rechnet man jetzt mit einer erneuten Abstimmung im November. Das Cannabis- und Hanfgesetz, das im Juni in erster Lesung verabschiedet wurde, sollte der Regierung in erste Linie eigentlich mehr Kontrolle über die Branche geben.
Verunsicherung in der Branche die Folge
Weil der jüngste Gesetzesentwurf das Verbot des Rauchens zu Freizeitzwecken nicht direkt anspricht, sondern nur betont, dass das Anzünden in der Öffentlichkeit verboten wäre, wurde er von der größten Oppositionspartei Pheu Thai und der Demokratischen Partei zur erneuten Überarbeitung zurückgegeben. Er würde derzeit das Angebot nicht kontrollieren, sondern es eher fördern und viel Raum bezüglich der Verwendung offenlassen, wobei diese noch zwischen dem medizinischen und freizeitorientierten Konsum läge. Daher befürchte man, dass auch Kinder und gesunde Menschen Cannabis rauchen und süchtig werden könnten. Somit ist die Debatte über die richtige Regulierung von Cannabis in Thailand noch immer im vollen Gange und lässt Beteiligte in dem Geschäftsfeld bangen. Unternehmer aus der Branche bitten daher nun von dem Gesetzgeber Klarheit.
Wie Der-Farang.com meldet, werde sich die Cannabis Investment Summit World Holding Group mit Investoren und Landwirten gemeinschaftlich jetzt an das Gesundheitsministerium wenden, um dort um eine konkrete Aufklärung der Gegebenheiten zu bitten. Der Vorsitzende des Dietary Supplement Club und des Herbal Industrie Club der Federation of Thai Industries betonte dabei, dass die Entwicklungen bei Investoren und in dem Geschäft bereits tätigen Landwirten große Besorgnis ausgelöst hätten. Das anhaltende Problem habe dazu schon zu Verzögerungen bei Investitionsvorhaben geführt und könne Thailand bei andauernder Situation auch noch dazu zwingen, dass man das einstige Ziel aufzugeben habe, Cannabis als wertschöpfende Ware vermarkten zu können.
Nicht nur ein Nebeneinkommen für Familien sollte eigentlich mit dem neu aufgeschlossenen medizinischen Cannabismarkt generiert, sondern auch der durch die Coronapandemie gebeutelte Tourismus wieder angekurbelt werden. Thailand zeigt indessen somit eindrucksvoll, warum ein vorschnelles Legalisieren von Cannabis tatsächlich nicht der vernünftigste Weg zu sein scheint.