Nach wie vor ist der Umgang mit Cannabidiol (CBD) in der Europäischen Union nicht wirklich klar geregelt. Ungeachtet dessen hat sich rund um das Cannabinoid schon eine erfolgreiche und lukrative Industrie aufgebaut. Es gibt zahlreiche Hersteller, Vertriebe, Geschäfte und Online-Shops, die sich mit CBD beschäftigen. Und natürlich gibt es auch enorm viele, die die Produkte wertschätzen und ihren Alltag integriert haben.
Längst ist CBD für die Verbraucher nicht mehr wegzudenken. Die EU macht den Menschen den Umgang mit den Produkten allerdings nach wie vor schwierig, denn sie möchte CBD der Novel Food Verordnung zuordnen. Erzeugnisse, die CBD beinhalten, sollen also besondere Zulassungsverfahren benötigen, bevor sie als verkehrsfähig gelten und in den Verkauf gebracht werden dürfen. Der große Branchenverband in Europa, die European Industrial Hemp Association (EIHA), kämpft schon lange für faire Bedingungen für die CBD-Industrie und gegen eine Einordnung als Novel Food. Nun hat der Verband einen neuen Anlauf genommen, um CBD aus den Fesseln der Novel Food Verordnung zu befreien.
Die EIHA stellt Beweise für traditionellen Gebrauch von Hanfextrakten zusammen
Viele Monate hat die EIHA darin investiert, eine stichhaltige Argumentation auf die Beine zu stellen, die begründet, dass Hanf und CBD zu den Lebensmitteln und Lebensmittelzutaten gehören, deren Verzehr in der EU Tradition hat. Es wurden Aufzeichnungen, Bildnachweise, Dokumente und andere Beweise zusammengestellt, die eine weitverbreitete Verwendung von Hanf, Hanfextrakten und damit auch CBD in Nahrungsmitteln über Jahrhunderte hinweg belegen. Etwa 30 Beispiele dafür zeichnen ein wirklich überzeugendes und eindeutiges Bild, dass eine Zuordnung von CBD als Novel Food eigentlich ausschließt. Eines der Beispiele ist sogar ein Suppenrezept des persönlichen Kochs von Papst Martin V. aus dem 14. Jahrhundert.
Papst Martin V. hat sich Hanfsuppe servieren lassen
Das Rezept, das aus Rom stammt, beinhaltet herausgepresste Säfte, die aus den Blüten und Blättern der Cannabispflanze gewonnen werden. Genau genommen sind das schon einfache Hanfextrakte. Sie werden mit diversen Gewürzen und anderen Zutaten zubereitet, darunter Safran, Zwiebeln und Brotkrumen. So wurde die Suppe den mittelalterlichen Papst serviert. Aber es ist nicht das einzige Traditionsrezept mit solchen Hanfzutaten.
Andere von der EIHA gefundenen Beweise für den Verzehr von Hanflebensmitteln zeigen weitere Rezepte für Speisen. Für die Zubereitung einer Tortellini-Spezialität aus dem 19. Jahrhundert aus Italien zum Beispiel werden Hanfblüten mit Speck gekocht. Ähnliche kulinarische Belege für Speisen und Getränke mit Hanfextrakten finden sich in Schweden, Litauen, Irland, Deutschland und vielen weiteren Nationen, die Teil der Europäischen Union sind.
Entscheidung über Novel Food Zuordnung soll noch in diesem Jahr fallen
Die Geschäftsführerin der EIHA, Lorenza Romanese, glaubt, dass die Präsentation der Beweisführung den Ausschlag geben könnte, dass der CBD-Markt in Europa endlich vernünftig reguliert werden könnte. Der Verband und Romanese bestehen auf der Tatsache, dass Hanf seit langer Zeit in nennenswertem Umfang in den Ländern der EU verzehrt wird, als Medizin und als Nahrung. Und dies ist das Kriterium, das eine Zuordnung von natürlichen Hanfextrakten in den Novel Food Katalog ausschließt, da es sich demnach um traditionelle Lebensmittel handelt.
Dementsprechend sollten Produkte auf Basis von CBD-haltigen natürlichen Extrakten auch ohne weitere Zulassungsverfahren verkauft und genutzt werden dürfen. In den kommenden Wochen wird das Dossier in der Slowakei eingereicht werden und auf eine Antwort, also eine Stellungnahme durch die zuständigen Stellen warten. Die Behörden haben dafür maximal vier Monate Zeit und müssen ihre Entscheidung dann an alle anderen EU-Mitgliedsstaaten, die EU-Ministerien und die Europäische Kommission weiterleiten. Im Erfolgsfall wird die CBD-Branche noch in diesem Jahr einen starken Aufschwung erwarten dürfen.