Nachdem sich US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika zurückgezogen hat, unterstützt er nun die nachgerückte Kandidatin und derzeitige Vizepräsidentin Kamala Harris. Für Cannabiskonsumenten und Sympathisanten stellt sich jetzt die berechtigte Frage, wie Harris zur Hanfpflanze steht.
In seiner Amtszeit hat sich Joe Biden das ein oder andere Mal als Befürworter einer liberaleren Cannabispolitik gezeigt. Eine bundesweite Legalisierung jedoch hat er nicht umgesetzt, und so konnte er hier nur wenige positive Akzente setzen. Vielleicht ist Bidens Nominierung von Kamala Harris als ihm nachfolgende Präsidentschaftskandidatin eine glückliche Wendung für Cannabisfreunde, sollte ihre Kandidatur am Parteitag der Demokraten in Chicago bestätigt werden.
Da die Vizepräsidentin innerhalb von kürzester Zeit Wahlkampfspenden von mehr als 100 Millionen US-Dollar generieren und bereits jetzt mehr als die erforderliche Anzahl an Delegierten hinter sich versammeln konnte, gilt sie jetzt schon als sichere Präsidentschaftskandidatin gegen Donald Trump.
Cannabis ist eher ein Randthema in der Wahlkampfarena
Mit seinen bisherigen Reden und Statements hat Donald Trump die für die kommende Wahl ausschlaggebenden Themen schon gesetzt. Die Einwanderung ist eigentlich bei jeder Wahl im Gespräch, natürlich die Wirtschaft, aber auch die internationalen Krisen und die Rolle der USA dabei. Cannabis eignet sich im Wahlkampf zwar nicht für die großen Reden bei öffentlichen Auftritten, dafür aber auf jeden Fall als Frage am Rand bei Interviews.
Biden hatte jüngst eine Überprüfung eingeleitet, ob Cannabis von der Liste I in die Liste III des Controlled Substance Act umgestuft werden könnte. Dies würde bereits eine massive Erleichterung für die Cannabisindustrien der legalisierten US-Bundesstaaten bedeuten, da die Liste III wesentlich weniger gefährliche Substanzen beinhaltet. Die Folgen wären niedrigere Sicherheitsanforderungen, weniger Risiken durch bundesbehördliche Strafverfolgung und eine geringere Steuerlast.
Ein Fähnchen im Wind, wenn es um Cannabis geht?
Während Kamala Harris als Bezirksstaatsanwältin in San Francisco tätig war, wurden beinahe zweitausend Urteile zuungunsten von Cannabisdelinquenten ausgesprochen, Haftstrafen wegen Konsum-bezogenen Delikten gab es aber keine.
Noch im Jahr 2010 hatte Kamala Harris als Senatorin eine Initiative zur Legalisierung von Marihuana im Bundesstaat Kalifornien abgelehnt, fünf Jahre später forderte sie auf dem Parteitag der Demokraten eine bundesweite Legalisierung von Medizinalcannabis. Wieder ein Jahr später wollte Harris bei der damals erfolgreichen Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in Kalifornien keine Stellung beziehen.
Anhand dieser sehr unterschiedlichen Informationen aus dem Lebenslauf von Kamala Harris ist es zunächst eher schwierig, ihre Haltung gegenüber Cannabis einzuschätzen. In der jüngeren Vergangenheit allerdings stellte sie sich doch schon etwas deutlicher auf die Seite der Unterstützer einer Legalisierung.
Ist Kamala heute ein echter Legalizer?
Mittlerweile befürwortet Kamala Harris die Legalisierungsbewegung und hat bereits mehrere Initiativen und Gesetzentwürfe aktiv unterstützt, wie den SAFE Banking Act, den Marijuana Justice Act und den MORE Act. Auch gerade die Tatsache, dass die Angehörigen ethnischer Minderheiten unverhältnismäßig hart und häufig für Konsumdelikte bestraft werden, wurde in der Vergangenheit von der Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin mehrfach angesprochen. In einem Interview hat sie 2019 auch angemerkt, sie habe selbst im College Gebrauch von Cannabis gemacht.
Die jüngsten Bekundungen der Solidarität mit der Cannabiscommunity machte Kamala Harris im März, als sie in einer Diskussion mit dem Rapper Fat Joe und einigen anderen Gästen sagte, dass niemand mehr für den Umgang mit Cannabis ins Gefängnis gehen sollte.
Man wird sie an ihren Taten messen, sollte sie das Weiße Haus einst als Präsidentin betreten. Dass sie für eine liberalere Cannabispolitik offen ist, scheint gewiss, doch wird sie die Legalisierung wirklich in Angriff nehmen? Mit der Thematik kann man sich in der alltäglichen Politik als Präsident nur schwer profilieren, daher vergisst man nach der Wahl auch gern die ambitionierten Sätze, die man im Vorfeld irgendwann einmal von sich gegeben hat.
fotocredit: Von Lonnie Tague for the Department of Justice – http://www.justice.gov/css-gallery/gallery-sp-civil-lawsuit2013.html#7, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26839980