Auch wenn ein großer Teil aller Beteiligten in der Cannabisbranche derzeit wohl ganz besonders die Entwicklungen in Deutschland beobachtet, so finden auch andernorts immer noch bemerkenswerte Schritte statt, die das natürliche Rauschmittel wieder in der Gesellschaft etablieren. In den verschiedensten Bundesstaaten der USA wurden und werden in diesem Jahr schließlich auch so einige Veränderungen umgesetzt, die das Leben von Cannabiskonsumenten erleichtern und eine gewisse Freiheit zurückbringen.
In Montana wurde etwa der Verkauf von Marihuana zum 01.01.2022 erlaubt, in Louisiana konnten Patienten zu diesem Datum erstmalig auf ihre Medizin in natürlicher Knospenform zurückgreifen. Jetzt, zum 01.10.2022, hat auch ein Fortschritt in Vermont stattgefunden, der bereits vor zwei Jahren beschlossen worden ist. Seit dem Wochenende ist es in dem elften Bundesstaat, der Cannabis zu Freizeitzwecken legalisierte, nun möglich, Cannabis in dafür vorgesehenen Fachgeschäften käuflich zu erwerben. Dies war bislang nicht möglich, obwohl der Besitz schon 2018 legalisiert worden war.
Nur drei Shops starten den Verkauf
Vermont hat ungefähr 624.340 Einwohner und zählt damit nicht unbedingt zu der bevölkerungsreichsten Gegend in den Vereinigten Staaten. Das besonders für Wanderer und Skiurlauber interessante Gebiet im Nordosten der USA kann fortan aber auch mit einem weiteren Schmankerl locken, da seit dem 01. Oktober 2022 die ersten lizenzierten Fachgeschäfte für den Handel mit berauschenden Cannabisprodukten geöffnet haben. Da jedoch zum Termin nur drei Geschäfte ihren Betrieb tatsächlich am Samstag aufnehmen konnten, spricht man aufseiten des staatlichen Cannabis Control Board von einer „sanften Eröffnung.“
Laut dem Vorsitzenden der staatlichen Cannabiskontrollbehörde, einem gewissen James Pepper, werden in den kommenden Wochen und Monaten aber immer mehr Produkthersteller und Testeinrichtungen ans Netz gehen und mehr Menschen die reifen und für den Verkauf bestimmten Pflanzen ernten können. Die Weedshops FLORA Cannabis in Middlebury, Mountain Girl Cannabis in Rutland und CeresMED in Burlington planten ihre Öffnung jedoch alle für Samstag. Ein viertes Unternehmen soll im Besitz einer Lizenz für den Verkauf von Marihuana für den Freizeitgebrauch sein, ist aber wohl noch nicht so weit, die Türen für Kundschaft zu öffnen.
Bislang benachteiligte Bevölkerungsschichten bevorzugt
Da sich mit dem Thema vertrauten Menschen bereits vor langer Zeit erschlossen hat, dass die Verfolgung von Marihuanakonsumenten in den USA mit Rassismus in Zusammenhang steht, achtete man auch in Vermont auf Seiten des Cannabis Control Boards nun darauf, bei der Vergabe von Verkaufslizenzen etwas Genugtuung walten zu lassen. Deswegen erhielten Antragsteller, die aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit eine Lizenz beantragten, eine vorrangige Prüfung und die Lizenzgebühren wurden ihnen unter den passenden Umständen erlassen.
Somit wurden afroamerikanische Personen oder Menschen mit hispanischem Hintergrund bei der Vergabe ein wenig bevorzugt, weil sie in der Vergangenheit oft unverhältnismäßig stark von der Kriminalisierung von Cannabis betroffen gewesen sind. Es zählte für die Cannabiskontrollbehörde aber auch, ob unter anderem ein Familienmitglied wegen einer Straftat im Zusammenhang mit Cannabis einmal inhaftiert worden war. Mehr als 30 Antragsteller, zumeist Züchter, wurden bis dato zugelassen, wobei Mountain Girl Cannabis, der erste Einzelhändler dieser Art ist.
Eile mit Weile
Auch wenn es dem genannten Shop besonders wichtig war, möglichst früh in das startende Cannabisgeschäft einsteigen zu können, so beruhigt der Vorsitzende des Cannabis Control Boards alle derzeit unzufriedenen Brancheneinsteiger, die noch auf den Beginn ihrer Arbeit warten. So ist es für Outdoor-Grower in dieser Saison zum Beispiel schon zu spät, nach einem Erhalt der Lizenz noch in diesem Jahr das passende Saatgut auszusetzen.
Doch James Pepper von der Cannabiskontrollbehörde ist davon überzeugt, dass das langsame Voranschreiten die richtige Herangehensweise für die richtige Entwicklung eines legalen Cannabismarktes ist. Er meint, dass die „sanfte Eröffnung“ in fünf Jahren niemanden mehr interessieren werde. Aber es würde die Bevölkerung interessieren, wenn es einen Anstieg von Einbrüchen gäbe oder wenn es ein Produkt geben würde, das Menschen krank mache. Somit konzentriere sich der Vorstand stets erst auf die Sicherheit der Verbraucher und der Öffentlichkeit und halte eine langsame Einführung in diesem Fall nicht für das Schlimmste auf der Welt.
Vermont hat sich laut dem Marijuana Policy Project nun 14 anderen US-Bundesstaaten angeschlossen, in denen Cannabis zu Freizeitzwecken für Erwachsene legal verkauft wird.