Umfragen unter Patienten, denen Medizinalhanf für die Linderung ganz unterschiedlicher Beschwerden verschrieben wird, zeigen regelmäßig eine besonders große Zustimmung zur Effizienz von Grasblüten. Wie ein aktueller Bericht aus Frankreich zeigt, haben Politik und verbandelte Interessengruppen große Probleme mit dem beliebten Gras vom Arzt und wollen die Verschreibung künftig unterbinden.
Auch in Deutschlands Medien wird über Blüten der Hanfpflanze gerne von angeblicher Wirkungslosigkeit erzählt, von unmöglicher Dosierung und so weiter – ohne allerdings für solche Storys auch nur eine Studie oder Patientenbefragung als Grundlage zu zitieren! Bekanntlich gehören französische Pharmakonzerne in der EU zu den aktivsten Lobbyisten überhaupt. Die jetzt geplanten Verbote für natürliche Cannabinoide dürfen auch gegen das Interesse der Patienten wohl kaum mit sonderlich viel Widerstand rechnen.
Hanf auf Rezept ist im französischen Gesundheitswesen extrem limitiert
In vielen Staaten der Europäischen Union geht es beim Thema Cannabis vom Doktor tatsächlich noch rigider als in der Bundesrepublik zu. Frankreich begann vier Jahre später als Deutschland mit der Öffnung für Cannabinoide in der Medizin, bezeichnet das Ganze zudem als „Experiment“ mit Ablaufdatum im Jahr 2024. Danach ist zwar ein offizielles Programm mit THC im Sprechzimmer geplant, doch jene häufig nachgefragten Grasblüten werden genauso wenig dabei sein wie Patienten, die sich nach dem 26. März dafür bewerben. Den Medizinern befiehlt die französische Arzneimittelaufsicht ANSM nun, mit den Hanf-Rezepten sofort aufzuhören, auch wenn Betroffene leiden und wieder zur verhassten chemischen Keule gezwungen sind.
Neue Therapien mit Cannabisblüten zu beginnen, ist vollständig untersagt. Patienten und behandelnde Ärzte sollen sich nach Alternativen umschauen. Das Absurde dabei: Genau dieselbe ANSM verkündet eine insgesamt sehr positive Bilanz vom „Experiment“ mit Medizinalhanf! Geholfen habe das Marihuana mehreren Tausend Teilnehmern richtig gut, und zwar ohne besondere Nebenwirkungen oder Auffälligkeiten rund um den Prozess der Verordnung. Gemeint sind mit letzterem natürlich potenziell kriminelle Doktoren und Lieferdienste, von denen man zum Start der Aktion offenbar erwartet hat, sie würden heimlich Hanf abzweigen oder gar auf eigene Tasche an reiche Patienten verkaufen. Warum aber soll jetzt ausgerechnet abgeschafft werden, was doch gut hilft und funktioniert?
Nur ein Unternehmen darf Cannabismedizin nach Frankreich importieren
Wer unter Schmerzen, Epilepsie, Multipler Sklerose oder Übelkeit leidet, wird nach einer Chemotherapie leider manchmal auch in Deutschland bei der Nachfrage zu Grasblüten abgekanzelt. Bei uns mokieren sich vor allem die zig Krankenkassen über hohe Kosten bei Verschreibungen von Hanf, wohl wissend, dass jene Vergütungen auf völlig verzerrten Regeln beruhen. Ob die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel an der mauen Verordnungspraxis etwas zum Guten wendet, bleibt abzuwarten – doch so mies wie in Frankreich ist die Versorgung hierzulande glücklicherweise nicht. Zwischen Paris und Marseille darf nämlich mit Aurora Cannabis nur ein Importeur für Nachschub sorgen!
Das kanadische Unternehmen versucht jetzt gegen die Entscheidung vorzugehen, aber weil Hanfblüten für kranke Franzosen einzukaufen ganz nebenbei auch seinen Preis hat, könnte der Einspruch von Aurora ins Leere gehen. Die stellten bisher drei Sorten Cannabis bereit: einmal Marihuana mit viel THC, einmal mit einer ausbalancierten Mischung von THC und CBD und einmal mit besonders viel CBD. Egal, ob dieses Gras von Patienten geraucht, verdampft oder in Essen und Trinken verwendet wurde – bald ist Schluss damit und in den kranken Rachen sollen nach Vorstellung der Arzneimittelbehörden nur noch Fertigpräparate voller Cannabinoide.
Sind französische Politiker für eine anständige Gesundheitsversorgung mit Grasblüten zu geizig?
Der Verdacht drängt sich sofort auf, wenn zu lesen ist, dass Aurora Cannabis für den Import vor drei Jahren nur eine Lizenz bekam, weil die Firma zur kostenlosen Lieferung der Blüten und Cannabinoide bereit erklärte! Nun endet das Projekt und soll einen mehr offiziellen Status bekommen, aber dafür bezahlen möchten Frankreichs Gesundheitspolitiker nicht. Man bezichtigt im Namen der ANSM sogar die Kanadier selbst und nennt deren verständliche Weigerung, auch künftig La Grande Nation mit Hanf gratis zu versorgen, eine „eigene Entscheidung“. Profite erzielen mit einem erlaubten Produkt? Nicht beim Cannabis, meint Paris und selbstverständlich sind neben den Betroffenen primär die behandelnden Mediziner außer sich.
Eine seit Jahren laufende Therapie in wenigen Wochen abbrechen zu müssen, sei fahrlässig und geradezu verantwortungslos, so die Doktoren in ihrer Stellungnahme, die ihren Patienten jetzt unnötige Schmerzen und Leid voraussagen. Man stelle sich vor, es gäbe ab morgen keine Säureblocker mehr für Menschen mit der Refluxkrankheit, weil Behörden nicht zahlen wollen – ausgeschlossen! Hanfprodukte, zumal naturbelassen wie eben die getrocknete Grasblüte, lassen sich eben problemlos limitieren ohne Rücksicht auf Verluste und bis auf Weiteres werden ausländische Cannabisunternehmen in Frankreich keinen Umsatz machen.
Ziemlich sicher werden viele Franzosen und Französinnen bald über die Grenze nach Deutschland fahren und vielleicht sogar Mitglied werden in jenen Cannabis Social Clubs zum gemeinschaftlichen Anbau von Hanfpflanzen. Das würde zwar der Völkerverständigung in Europa dienen, dürfte aber wohlgemerkt kranke Menschen im Alltag auch enorm belasten.
Hilfreich wäre sicherlich die Kommissarin für Gesundheit in der EU, Frau Stella Kyriakides, die gerne laut und großspurig davon redet, allzu gierigen Konzernen ähnlich kräftig in die Parade fahren zu wollen wie Regierungen ohne Konzept für eine anständige medizinische Versorgung. Aber dass man sich in Brüssel um das Elend französischer Hanfpatienten schert, ist wahrscheinlich genauso wenig zu erwarten wie eine generell vernünftige Drogenpolitik für freie Bürger im 21. Jahrhundert.