Selbst wenn nun die bekannten Pläne der deutschen Bundesregierung betreffend der Legalisierung von Cannabis nicht unbedingt die hohen Erwartungen erfüllt haben, hat die Diskussion über die Freigabe des weitverbreiteten Genussmittels europaweit oder gar global für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Auch in anderen Ländern auf dem Kontinent erhielt die Legalisierungsbewegung einen ordentlichen Auftrieb, sodass immer häufiger ernsthafte Gespräche über die Beendigung der Prohibition geführt werden können.
In Tschechien wurde beispielsweise im Januar 2023 seitens des Äquivalents des Drogenbeauftragten bekannt gegeben, dass man an der Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfes säße und plane, Cannabis im Einklang mit dem EU-Recht zu legalisieren. Doch auch andernorts wird daran gefeilt, Menschen, die auf Cannabis zurückgreifen, nicht länger mit der Staatsgewalt zu verfolgen.
50.000 Stimmen für 4/20
Pünktlich zum Weltkiffertag am 20.04.2023 wurde in Finnland eine Petition einer Bürgerinitiative mit 50.000 Stimmen unterstützt, die die Legalisierung von Cannabis zum Zielt hat. Diese wird nun dem finnischen Parlament zur Prüfung vorgelegt. Gefordert wird von der Initiative, dass eine Legalisierung des Konsums, straffreier Besitz, die Option des persönlichen Anbaus sowie die Herstellung und Verkaufsstellen für Cannabis in Finnland Einzug erhalten. Selbstverständlich unter vernünftigen Jugendschutzbedingungen mit dazugehörigen Altersbeschränkungen.
Ebenfalls orientiert man sich an Regeln, die für andere Rauschmittel gelten und hofft auf die Einführung eines Regulierungssystems, das bei der Produktion und dem Verkauf zum Einsatz kommen könnte. Das Ziel der Bemühungen ist dabei klar ausgesprochen. Man möchte den vermeidlichen Schaden für die Gesellschaft sowie den Einzelnen so gering wie nur möglich halten, was auf dem Schwarzmarkt auch in Finnland natürlich wegen möglicher Beimischungen und fehlender Qualitätskontrollen nicht gegeben ist.
Unterscheidung zwischen Hanf und Cannabis
Eine klare Unterscheidung zwischen berauschendem Cannabis und der Nutzpflanze Hanf wünscht sich die Bürgerinitiative ebenfalls, damit Landwirte und landwirtschaftliche Unternehmer ihre Felder weiterhin sorgenfrei bestellen können. Gestartet wurde die Unterschriftensammlung bereits am 20. Oktober des letzten Jahres, die im Vergleich zu einer vorherigen und leider abgelehnten Petition ein größeres Ziel verfolgt. Während die im Oktober 2019 eingereichte Bürgerinitiative zur Entkriminalisierung von Cannabis lediglich eine Beendigung der Bestrafung des Konsums forderte, will man mit der aktuellen Petition dafür Sorge tragen, dass Cannabis legalisiert, reguliert und besteuert werden kann. Deswegen schätzen Experten die Chancen der jetzigen Initiative auch höher ein, vor dem Rechtsausschusses des Parlaments in Finnland bestehen zu können.
Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage im Auftrag der Gesundheitsbehörde hat sich die Meinung in Finnland über Cannabis insgesamt auch zum Positiven gewandelt. Die alle vier Jahre stattfindende Befragung brachte jetzt die Erkenntnis, dass circa 53 Prozent der Finnen überzeugt sind, man solle Cannabiskonsum nicht länger als eine Straftat betrachten. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Umfrage gab dazu eine Mehrheit von Personen an, dass sie das Risiko eines regelmäßigen Cannabiskonsums für geringer halten als das eines wöchentlich stattfindenden Rauschtrinkens.