Als erstes Land in Europa hatte Malta im Dezember 2021 den Gebrauch von Cannabis als Genussmittel offiziell legal gemacht. Seitdem dürfen die Bürger dort bis zu sieben Gramm im öffentlichen Raum mit sich führen und zu Hause bis zu vier Pflanzen kultivieren.
Ähnlich wie es der Gesetzentwurf für die Entkriminalisierung von Cannabis in Deutschland vorsieht, hat Malta anstelle des kommerziellen Handels ein Cannabisclub-Modell als Möglichkeit für die legale Versorgung der Menschen mit Cannabis implementiert. Bis heute sind leider noch keine Social Clubs aktiv, die für ihre Mitglieder legales Cannabis anbauen könnten, obwohl 26 Anträge für die Eröffnung eingereicht wurden.
Bedeutender Wandel für Cannabiskonsumenten
Andrew Bonello, der Präsident der wichtigsten Cannabis Interessenvertretung des Landes, Relaef Malta, lässt die ersten 18 Monate in der neuen Legalität Revue passieren und verweist in einem Interview mit Cannabis Health auf die positiven Auswirkungen der Reform für die Verbraucher:
„Anfang 2022 hat das maltesische Cannabis-Reformgesetz einen bedeutenden Wandel für die Gesundheit und das Wohlbefinden der einheimischen Konsumenten in Gang gesetzt. Zuvor war die Kriminalisierung von Cannabiskonsum, -besitz und -anbau mit erheblichen Risiken verbunden. Mit der Einführung der teilweisen Entkriminalisierung wurde ein gewisses Maß an Schutz für die Konsumenten geschaffen. Im Mittelpunkt des Reformansatzes standen von vornherein die soziale Gerechtigkeit und die Menschenrechte. Trotz der erfolgreichen Entwicklung verbreiten konservative Gruppierungen weiterhin Fehlinformationen und Angstmacherei über die Reform.“
Weniger Hilferufe von Konsumenten – Pro oder Contra?
Die realen Erfolge der Cannabis Entkriminalisierung sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. Die Stigmatisierung nimmt ab, die Akzeptanz nimmt zu und die Konsumenten müssen nicht mehr befürchten, wie Kriminelle behandelt zu werden. Und natürlich wird sich der Zugang zu qualitativ unbedenklichem Cannabis verbessern, wenn die Clubs erst einmal ihren Betrieb aufgenommen haben. Dennoch sehen manche die Reform noch immer eher kritisch.
Zwei der größten nicht staatlichen Organisationen Maltas, die im Bereich der Drogen- und Suchthilfe tätig sind, die OASI-Stiftung und Caritas Malta, berichteten erst kürzlich über einen deutlichen Rückgang der Zahl der Inanspruchnahme von Hilfe im Zusammenhang mit Cannabiskonsum im Jahr 2022, also unmittelbar nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes. Eigentlich könnte man meinen, das sei etwas Positives, doch die Vereine befürchten anscheinend, dass dieser Rückgang darauf zurückzuführen ist, dass sich der Cannabiskonsum mittlerweile zu etwas „normalem“ entwickelt hat. Caritas-Direktor Anthony Gatt hat sich gegenüber lokalen Medien wie folgt geäußert:
„Wir erkennen an, dass ein großer Prozentsatz derjenigen, die Cannabis konsumieren, nicht abhängig wird, aber indem wir den Weg für diejenigen ebnen, die als Freizeitkonsumenten rauchen wollen, werden wir auch mit einem höheren Prozentsatz von Menschen zu tun haben, die den Preis der Abhängigkeit zahlen müssen.“
Bonello ist jedoch nach wie vor davon von der Gesetzesänderung überzeugt, und bezweifelt, dass die Gesetzesänderung zu einem Anstieg des problematischen Cannabiskonsums unter den maltesischen Bürgern geführt hat:
„Wir beobachten ein Gefühl des verstärkten gemeinschaftlichen Zusammenhalts, das vor allem auch durch soziale Medienplattformen gefördert wird. Es sind seit der Reform zahlreiche Growshops entstanden, und die Heimgärtner teilen stolz Bilder ihrer gärtnerischen Errungenschaften. Dieser Wandel ist bezeichnend, vor allem wenn man die harten Strafen bedenkt, die früher für den Anbau verhängt wurden. Auch wenn die Freiheit, die die Gemeinschaft genießt, etwas eingeschränkt ist, so ist sie doch von entscheidender Bedeutung für unsere Gesellschaft.“
Mehr Kriminalität nach Entkriminalisierung
Auch wenn sich in der maltesischen Bevölkerung durch die Entkriminalisierung von Cannabis positive Veränderungen abzeichnen, so warten doch noch viele Verbraucher auf die Eröffnung von Cannabis Social Clubs, um sich mit sicherem und legalem Cannabis zu versorgen. Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dazu in der Lage sind, selbst Cannabis anzubauen, sind bis dato auf den Schwarzmarkt angewiesen, denn auch Cannabis zu teilen oder zu verschenken ist auf Malta nach wie vor verboten. Durch diesen Umstand sind die Fallzahlen zum illegalen Handel seit der Entkriminalisierung sogar angestiegen.