Thailand ist in Südostasien der Vorreiter in Sachen Cannabisthematik. Schon im Dezember 2018 gab man die Freigabe von cannabishaltigen Ölen für medizinische Zwecke bekannt. Darauf folgten viele kleine Schritte, die letztendlich dazu führten, dass in den vergangenen zwölf Monaten Ganja-Shops wie Pilze aus dem Boden sprossen. Stets auf den Wirkstoff CBD konzentriert.
Bislang war schließlich nur die Verwertung aller Pflanzenteile erlaubt, die nicht zu Blüten und Samen zählten. So konnten Thailänder und Thailand-Reisende in den Genuss traditioneller Gerichte kommen, die mit THC-freien Cannabisblättern gekocht oder verziert werden oder sich mit Tees versorgen, die eine Ladung CBD enthielten. Nun hat der sich stark für die Legalisierung einsetzende Gesundheitsminister, Anutin Chanvirakul, weitere Entwicklungen in die Wege geleitet, die dem Land wohl nur zugutekommen werden. Marihuana wird aus der Liste der kontrollierten Drogen des Ministeriums seitens der thailändischen Suchtstoffkontrollbehörde entfernt, sodass in Zukunft auch die Knospen und Samen legal von der Bevölkerung genutzt werden können. Zukünftig auch für den privaten Anbau und Einsatz von Marihuana.
120 Tage Wartezeit
Bevor es mit dem Anbau von Cannabis in der Bevölkerung aber losgehen kann, muss die Gesetzesänderung zuvor noch vom Gesundheitsminister formell unterzeichnet werden und eine Veröffentlichung in der Royal Gazette, dem Amtsblatt der Regierung, stattfinden.
Von da an dürften 120 Tage vergehen, bis die Neuregelung in Kraft tritt. Dann können sich Privatpersonen bei ihren lokalen Behörden anmelden und nach einer Genehmigung mit dem Anbau von Cannabis in ihrem Haushalt beginnen. Dabei bleibt es aber ohne weitere entsprechende Lizenz untersagt, das geerntete Marihuana anschließend für kommerzielle Zwecke einzusetzen.
Auch bleibt es verboten, Cannabis anzupflanzen, das einen THC-Gehalt von über 0,2 Prozent produziert. Genutzt werden soll die Ernte für die traditionelle Nahrungszubereitung und für den medizinischen Einsatz. Der Leiter der Lebensmittel- und Drogenaufsichtsbehörde, Paisarn Dunkum, sagte, dass es stichprobenartige Inspektionen bezüglich der Produktion geben werde.
Klärung der Regeln
Die Veränderung der Betrachtungsweise von Marihuana in Thailand sorgt aber auch für etwas Ungewissheit. So wird von einer entstandenen Grauzone geredet, die sich auf den Genusskonsum der berauschend wirkenden Cannabisblüten bezieht. So sprachen von der Presse angefragte Polizisten und Anwälte von der nicht eindeutigen Sachlage, falls jemand jetzt mit Marihuana aufgegriffen würde.
Es sei unklar, ob hier weiterhin von einer Straftat ausgegangen werden könne, die eigentlich eine Verhaftung nach sich ziehen müsse. Das Gesundheitsministerium wolle daher dem Parlament einen separaten Gesetzesentwurf vorlegen, der Einzelheiten über die legale Verwendung von Cannabis einschließlich der Herstellung und des kommerziellen Gebrauchs sowie Leitlinien für den Freizeitkonsum enthalten soll. Bislang ist nur bekannt, dass der Anbau von Cannabis ohne Anmeldung bei der Regierung mit einer Geldstrafe von bis zu 20.000 Baht (circa 535 Euro) geahndet werden kann und für einen Verkauf ohne Lizenz eine Geldstrafe von bis zu 300.000 Baht (circa 8.050 Euro) oder drei Jahre Gefängnis – oder sogar beides – vorgesehen ist.
Cannabis out of the (Sand)box
Der Gesundheitsminister, Anutin Chanvirakul, war bislang die treibende Kraft in den Legalisierungsbemühungen Thailands. Er sieht in den Veränderungen eine dringende Reaktion der Politik, die der Entwicklung von Marihuana und Hanf für medizinische und gesundheitliche Zwecke, der Entwicklung von Technologien und zur Schaffung von Einkommen in der Allgemeinheit dienlich sein wird.
Dass auch die Lebensmittel- und Drogenaufsichtsbehörde finanzielle Vorteile in der Freigabe erkennt, machte der Leiter der Behörde im Bezug zu den aktuellen Ereignissen klar. Paisarn Dunkum erklärte, dass die FDA an einem Cannabis-Act säße, der Personen über zwanzig Jahren den Genusskonsum von Marihuana in speziellen „Sandbox“-Gebieten erlauben wolle. Die „Sandbox“-Gebiete dienen derzeit der unbeschwerten Einreise nach Thailand, das seit der Corona-Pandemie finanziell schwer unter dem Ausbleiben der Touristenströme leidet. Nächsten Monat hat die Regierung eine öffentliche Anhörung über die erwähnten Marihuana-Reiseregeln angesetzt. Erwarten dürfen reisende Potheads aber wohl kaum schon bald mit Joints und berauschenden Brownies in Thailand empfangen zu werden, falls dieses Projekt tatsächlich in die Realität umgesetzt werden sollte.
Thailand macht es jedoch trotzdem vor, wie schnell man vielversprechende Veränderungen umsetzen kann, wenn man es nur wirklich möchte. Koffer packen und ab in die Sonne – Lächeln garantiert!
Quellen